Liebe Leser,

heute möchte ich euch ein Sammlerbuch vorstellen, dass seines Gleichen sucht. Denn "Europäische Pfeilspitzen und Armbrustbolzen" zusammen als Thema in einem Buch gab es nach meines Wissens nämlich noch gar nicht. Es gibt zwar Monographien über bronzene Pfeilspitzen, beispielsweise Abhandlungen über skythische bronzene Pfeilspitzen oder das bekannte Werk von Bernd Zimmermann "Mittelalterliche Geschossspitzen" über Armbrustbolzen aus der Schweiz. Aber kein Autor hat sich bis dato getraut, alle europäischen Pfeilspitzen und Armbrustbolzen in einem Buch vorzustellen. Und es geht hier nicht nur um den deutschsprachigen Raum, nein, von Spanien über Skandinavien bis Westrussland und die Türkei sind alle europäischen Länder erfasst. Und die zweite wichtige Sache ist, dass die Zeitspanne der erfassten Pfeilspitzen von der Bronzezeit bis ins Spätmittelalter geht. Wohlgemerkt ab ca. 1800 v. Chr. bis ins 17. Jhd. unserer Zeit.

Aber für wen ist dieses Buch gedacht? Es richtet sich zuerst an professionelle Sammler von Antiquitäten, die speziell auch Pfeilspitzen und Armbrustbolzen als Teil ihrer Privatsammlung kaufen oder schon besitzen. Mit diesem Werk ist es möglich, seine Sammlung auf korrekte Chronologie und Herkunft zu überprüfen und ggf. Nachforschungen anzustellen. Des weiteren können auch Hobby- und Heimatforscher sowie Geschichtsinteressierte im Allgemeinen sehr viel inhaltliches Wissen über die Entwicklung des Pfeils und des Bogens erfahren. Der Autor hat kleinere Themen wie Befestigungslöcher bei Blattpfeilspitzen und mögliche Giftkanäle aufgegriffen und beantwortet häufig gestellte Fragen und würzt manche Unterkapitel mit historischen Bezügen und Anekdoten
Und natürlich richtet sich dieses Buch auch an heutige Bogenschützen und Armbrustschützen, die sich über die Geschichte ihres Sports informieren wollen.

Kommen wir aber nun zum eigentlichen Inhalt des Werkes.

Das Buch ist aufgeteilt in 3 Kapitel - in bronzene Pfeilspitzen, in eiserne Pfeilspitzen und ein Kapitel handelt um die Armbrustbolzen.

Schlagen wir das Inhaltsverzeichnis auf, so sehen wir eine strukturierte Übersicht des Inhalts in einzelne Kapitel und, das ist neu, in die Schäftungsweise der Pfeilspitzen. Also in die Tüllenschäftung und in die Dornbefestigung. Zuerst werden die Pfeilspitzen mit Tüllenbefestigung vorgestellt, danach die Pfeilspitzen mit Dornbefestigung - denn auch hier sind Unterschiede festzumachen.
Zusätzlich zum Inhaltsverzeichnis gibt es noch eine Übersicht der Erklärungstexte, die auf einzelne Themen näher eingehen.

Das Buch hat eine ausgewogene Mischung aus Bildern und Texten. Es ist einerseits sehr informativ und geht sehr in die Tiefe eines regionalen Themas ein, und ist dennoch nicht zu textlastig. Im Buch sind rund 800 Bilder und Skizzen veröffentlicht.

Das Bronzekapitel fängt mit grundlegenden Informationen zur Bestimmung und Datierung von Pfeilspitzen an, zählt die Termini auf und gibt einen Eindruck in die Entwicklung des Pfeils und Bogens in der Bronzezeit.

Die Bilder haben eine sehr hohe Druckqualität und die Skizzen sind handgezeichnet und aussagekräftig.

Auf Seite 7 könnt ihr die Bezeichnungen einer Pfeilspitze sehen, wie auch auf Seite 81 die Bezeichnungen eines Pfeils und auf Seite 197 werden die Termini eines Armbrustbolzens samt Bild gezeigt.

Das Buch fängt mit bronzenen Pfeilspitzen ab 1800 v. Chr. an, weil vorher in der Frühen Bronzezeit es keine bronzenen Pfeilspitzen in Europa gab.

Das Buch ist so aufgebaut, dass es chronologisch die einzelnen Entwicklungsschritte der Pfeilspitzen durchläuft. Daher springt das Buch in den Regionen Europas hin und her. Von der Urnenfelderzeit in Mitteleuropa geht es auf der nächsten Seite in die spätmykenische Zeit des griechischen Kulturraums. Aber das Buch bleibt sehr übersichtlich und die Unterkapitel sind nachvollziehbar angeordnet.
Der Autor hat bei fehlenden Bildern auf Skizzen zurückgegriffen. Die Bilder selbst sind durch freundliche Genehmigungen von privaten Sammlern aus verschiedenen Ländern entstanden.

Ein besonderes Augenmerk richtet das Buch auf die skythischen Pfeilspitzen sowie die bronzenen Pfeilspitzen der Iberischen Halbinsel vor der Invasion der Römer, die auf mehreren Seiten in vielen Formvarianten vorgestellt werden.


 

 

Kommen wir nun auf das Kapitel der eisernen Pfeilspitzen zu sprechen.

Es fängt sehr interessant für Sammler an, weil es ausgiebig auf die dreiflügeligen römischen Pfeilspitzen und römischen Torsionsgeschossspitzen eingeht. Doch auch keltische, fränkische, germanische, slawische, sarmatische und awarische Pfeilspitzen werden vor dem Beginn des Mittelalters vorgestellt. Das Mittelalter selbst hat außergewöhnliche Blattpfeilspitzen, Pfeilspitzen mit nur einem Widerhaken, Prellpfeilspitzen, Brandpfeilspitzen, Schneidpfeilspitzen, Kegel- und Gabelpfeilspitzen und Nadelpfeilspitzen hervorgebracht. Immer wieder zeigt das Buch auch seltene Sonderformen, wie die einer Jagdpfeilspitze auf Seite 165.


Zum Abschluss werden noch mongolische und türkische Pfeilspitzen vorgestellt, die auf europäischem Boden gefunden wurden.


Allein das zweite Kapitel der eisernen Pfeilspitzen umfasst 112 informative Seiten.



Das dritte und letzte Kapitel handelt um Armbrustbolzen des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit.

In diesem Buch werden Armbrustbolzen "Geschossspitzen" genannt, weil der Autor mit der Aussage recht hat, dass nicht alle Armbrustbolzen auch aussehen wie Bolzen und gänzlich unterschiedliche Formen haben können. Und die Variantenvielfalt ist erstaunlich. Das Kapitel fängt wieder mit Geschossspitzen mit Tüllenschäftung an und zeigt die bekanntesten rhombischen Formen, wie dem des einfach Hausbolzen (auch Hussitenbolzen genannt), die zu 80 Prozent des Fundvorkommens in Europa ausmachen.
Daneben widmen sich Unterkapitel den Armbrustbolzen mit dreieckigem Blatt, konischer Spitze, der Lanzettformen, mit und ohne Widerhaken, in verschiedenen Gabel- und Schneidformen.
Sogar das seltene Madeisen, ein großer breiter deutscher Jagdbolzen, wird vorgestellt und skizziert.
Prellbolzen, Kegelbolzen, militärische Stumpfbolzen und Scheibenbolzen für die Jagd und für sportliche Aktivitäten werden ebenfalls gezeigt und erläutert.
Interessant ist das Unterkapitel der Brandbolzen, die teilweise auch mit Handfeuerwaffen verschossen wurden und hier gezeigt werden. Sie stammen aus dem 14. bis 16. Jhd.
Da auch die Osteuropäer, insbesondere die baltischen Staaten, wie die Deutschen und Österreicher sehr die Armbrust schätzten, werden auch osteuropäische und westrussische Armbrustbolzen näher vorgestellt.

Abschließend werden Heulbolzen sowie die Kugeln der Schnepper und Balottenarmbrust aus Ton und Stein skizziert und beschrieben.

Das letzte aber umfangreiche Unterkapitel handelt um Springolf,- Notstall- und Büchsenpfeilspitzen, die zwar nicht zum Armbrustgebrauch gezählt werden, sondern als Torsionsflachgeschützspitzen und den Feuerwaffen zugehörig sind, aber sie runden das Buch inhaltlich vollendend ab.

Am Ende findet ihr noch eine dreiseitige Literaturliste der deutschsprachigen und internationalen wichtigsten Werke über Pfeilspitzen und Armbrustbolzen, die allerdings immer nur zu einem bestimmten regionalen Thema, dafür aber inhaltlich sehr in die Tiefe gehen.