Wir möchten mit der Wartburg in Thüringen unsere Burgen- und Schlösser-Artikelserie beginnen, um Euch auf die vielseitige Geschichte unseres Landes bekannt zu machen. Viele Leser werden die eine
oder andere Sehenswürdigkeit schon kennen, daher sind wir versucht, auch unbekannte Kleinode demnächst hier vorstellen zu können. Doch zunächst beginnen wir unsere Reise mit der wahrscheinlich
bekanntesten Burg Deutschlands, die viele historische Ereignisse durchlebt hatte und schon im 19. Jhd. als nationales Denkmal galt.
Das Entstehungsjahr der Wartburg wird das Jahr 1067 genannt, als Ludwig dem Springer den Bau einer "Wachburg" am nordwestlichen Ende des Thüringer Waldes in Auftrag gegeben hatte. Zwischen den
Jahren 1211 und 1227 lebte die heilige Elisabeth von Thüringen auf der Burg. Und auch der Reformator Martin Luther versteckte sich auf der Burg 1521 bis 1522 unter seinen Decknamen „Junker Jörg“
und übersetzte hier das Neue Testament ins Deutsche. Aufgrund des 300. Jahrestages des Thesenanschlags Martin Luthers am 31. Oktober 1517 an der Kirche in Wittenberg sowie in Erinnerung der
Völkerschlacht bei Leipzig vom 16. bis 19. Oktober 1813, fand das erste Wartburgfest statt. Im Gründungsjahr des Deutschen Reiches 1848 wurde das zweite Wartburgfest veranstaltet. Diese und
weitere geschichtsträchtige Ereignisse, wie der mehrfache Besuch von Johann Wolfgang von Goethe auf der Burg, machen diesen Ort für Deutschland so interessant.
Eine Führung sollte unbedingt genutzt werden. Dazu müssen keine großen Personengruppen mitgebracht werden. An der Führung nehmen auch fremde Besucher teil.
Gleich zu Beginn der Ausstellung werden einige Bodenfunde von der Wartburg und der Umgebung von Eisenach gezeigt. Darunter sind zwei Lanzenspitzen und vier Sporen sowie zwei Axtköpfe aus dem 13.
und 14. Jahrhundert. Auch die beiden Grabplatten (originalgetreue Kopien) des Ludwigs des Springers (gestorben 1123) und des Ludwigs II. (der Eiserne) werden ausgestellt.
Anschaulich ist auch die ausgestellte Wandmalerei zur Iwein-Sage (aus dem Hessenhof -
Sitz des landgräflichen Vogtes - zu Schmalkalden um 1227). Sie zeigt eine Turnierszene zwischen zwei Lanzenreitern. Des weiteren wird das Schwert Konrads von Thüringen (1206/07-1240, Hochmeister des
Deutschen Ordens) sowie sein Schild auf der Wartburg präsentiert. Wer aufmerksam ist, erkennt auch während der Führung durch das Gewölbe drei an der Wand hängende originale Armbrustschilde.
Obwohl das Burgmuseum auf eine gute historische Ausstattung der Räume achtet, so sind doch viele Exponate wie Stühle, Tische und Hocker Kopien oder nachempfundene Historika. Die Wandfarben sind
allerdings nach den zeitgenössischen Vorlieben restauriert worden. In einem weiteren Raum wird der Bildteppich mit Tieren und Fabelwesen aus Basel um 1440 gezeigt sowie ein niederdeutscher
Tierkreisteppich vom Ende des 14. Jhd. Rechtsbücher, gotische Aquamanile (Gefäß zur Handwaschung), eine große Sammlung von Weidbesteck des sächsischen Kurfürsten Friedrich des Weisen und vieles mehr werden
gezeigt. Es werden selbstverständlich noch weitere wichtige Exponate während der Führung erklärt und gezeigt, die wir in diesem Artikel aber nicht alle benennen können. Zum Ende der Führung hin
werden die Besucher in den großen Wartburgsaal
(Festsaal) geleitet, der mit seinen holzvertäfelten Wänden und seiner imposanten Raumgröße großen Eindruck hinterlässt.
Nach der Führung kann der Besucher noch zu Luthers ehemaligem Zimmer gehen, dass leider heute nur noch (mit Ausnahme des Wahlknochens als Sitzmöglichkeit) keine originalen Ausstattungsgegenstände
mehr beherbergt - diese sind im Laufe der Zeit durch viele Besucher und Lutherverehrer entwendet worden.
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