Kloster Chorin

Das ehemalige Kloster Chorin liegt im Kreis Angermünde, 7 Meilen von Berlin und 1 Meile von dem Stationsort der Berlin-Stettiner Bahn, Neustadt-Eberswalde, in einer hügeligen, waldigen und von vielen Seen durchzogenen romantischen Gegend.


Schon der Weg von Neustadt zum Kloster bietet dem Wanderer die in der Mark seltensten Naturgenüsse dar. Die unweit der Chaussee, mitten in der Lieper Forst gelegene Weidlage, jetzt berühmt geworden durch die dort befindliche Dachpappen-Fabrik, erinnert lebhaft an Partieen im Selke-Tal, während die nächste Umgebung des Klosters und namentlich ein Blick von dem südlich von der Chaussee liegenden ziemlich hohen Weinberge über den ganzen Komplex der Gebäude mit dem spiegelglatten Chorin-See [heute Amtssee genannt] im Hintergrund so reizend sind, dass es nicht genug zu bewundern ist, wie die Berliner nicht öfter Chorin zu dem Ziel ihrer Landpartien machen, namentlich da in den Sommermonaten in der Regel Sonntags Extra-Züge von Berlin nach Neustadt veranstaltet werden.


Vielleicht tragen die hierzu gehörigen Zeichnungen dazu bei, wenigstens meine Kollegen öfter dahin zu führen. Und ich kann versichern, dass der Architekt noch viele Ausbeute für sein Skizzenbuch finden wird, da der hier zugemessene Raum mir nur verstattete, namentlich von den Details das Hauptsächliche, vielleicht den zehnten Teil des Ganzen wiederzugeben.


Als Jahr der Gründung dieses Klosters wird in der Regel 1254 angegeben, so z. B. sagt Angelus in seinen Annales Marchiae Brandenburgicae MDXCVIII [1598] Seite 105: "Item in dem Jahre (1254) hat Marggraf Johannes, Churfürst zu Brandenburg zu bawen [bauen] angefangen Ketzerangermünde, Stolpe, Liebenwalde und das fürstliche Kloster Chorin bey Newstadt Eberswalde."


Ferner heißt es in dem Brandenburgischen Atlas etc. aus den Landesurkunden verfertigt von Jakob Paul von Gundling Anno 1724 S. 197: "Endlich gehöret auch hierher das alte Kloster Chorin, so von Marggraf Johannes Anno 1254 gebauet und gestiftet worden, woselbst er auch Anno 1266 begraben liegt."


Dasselbe sagen Caspar Abel in seiner Preußischen und Brandenburgischen Rechts- und Staatsgeographie 1735, T. 1, Kap. 4, S. 233 sowie eine Notiz, die sich im Archiv des Köngl. Rent-Amts zu Neustadt-Eberswalde befindetund auf welche ich später noch zurückkommen werde und andere nach ihnen.

 

Quelle: Das Kloster Chorin von P. R. Brecht, Berlin, 1854

Gesamtansicht Kloster Chorin von der Landstraße
Kloster Chorin von der Landstraße aus überblickend
Westliche Ansicht der Klosterkirche Chorin
Westgiebel der Klosterkirche
Kirchenschiff mit historischem Friedhof Kloster Chorin
Rückansicht des Kloster von der Amtsseeseite aus betrachtet
Rückseite Kloster Chorin
Rückseite des Kirchenschiffs vom Kloster Chorin
Wassermühle Kloster Chorin Brandenburg
Ruine der alten Wassermühle
Fensterfront Kloster Chorin Kirchenschiff
Wieder eingesetzte Fenster im restaurierten Kirchenschiff
Westliche Ansicht des Giebelfensters Kloster Chorin
Um 1300 als letzter Bauteil entstandene Westfassade, die als Markenzeichen von Kloster Chorin gilt
Dachstuhl Kirchenschiff Chorin
Rekonstrution des Dachstuhl
Denkmalplatte von 1870 am Friedhof Chorin Kloster
Beim Eingang zum historischen Friedhof die Denkmalplatte von 1870

Seit der Zeit wurden vielfache ökonomische Anlagen vorgenommen, als die alten Wirtschaftsgebäude, deren Feldsteintrümmer sich namentlich noch auf der West- und Nordseite befinden, zur Zeit der schwedischen Invasion zugrunde gegangen sind. So z. B. wurde eine neue Brauerei, Brennerei, eine Öl- und Roßmühle, sowie ungefähr an der Stelle des fehlenden südlichen Seitenschiffes der Kirche ein Stall der 6 Landbeschäler [Zuchthengste] eingerichtet.


Ähnlich wie durch diesen Stall war die Kirchenruine fast auf allen Seiten verbaut, so z. B. befanden sich um das hohe Chor herum die Schäferei, eine Kegelbahn und dergleichen Anlagen. Und als im Jahr 1817 die königliche Regierung die Erhaltung der Kirche verfügte, musste der damalige Pächter durch Exekution und sonstige Maßregeln dazu gezwungen werden, seine Schweineställe aus dem Kreuz der Kirche zu nehmen.


Erst im Jahr 1828 wurde die Ruine gänzlich freigelegt und mit Gartenanlagen umgeben, die, gepflegt durch die sorgsamen Hände der jetzigen Bewohner von Chorin, nicht wenig dazu begetragen, die ehrwürdige Ruine gehörig und verdientermaßen zu umkleiden.


Im Jahr 1832 ist auch nach den dort begrabenen Fürsten gesucht worden, jedoch ohne Erfolg. Eine schon oben erwähnte Notiz in dem Rentamts-Archiv zu Neustadt-Eberswalde nennt sechs Markgrafen aus dem Hause Askanien, deren Grabstätte sich in Chorin befindet. Sie lautet: Inseriptio, welche auf dem Amt und ehemals gewesenen Kloster Chorin auf den sogenannten Invaliden Haus an der Mauer, so gegen die Kirche stößt in der kleinen Kapelle bei der Auffahrt zu lesen.


"Anno 1254 hat Markgraf Johannes Churfürst zu Brandenburg dieses Kloster Chorin, Cistertienser Ordens gestiftet, ist aich allhier begraben.
Anno 1268 ist Marggraf Johannes, welcher zu Merseburg auf Seiner Schwester Hochzeit im Scharfrennen mit einem Clitz verwundet worden und davon gestorben allhier begraben.
Anno 1282 ist Marggraf Johannes Churfürst zu Brandenburg gestorben und allhier begraben.
Anno 1298 Starb zu Beerwalde Marggraf Otto Sagittarius des Churfürstens Johannes zu Brandenburg Sohn, und ist allhier begraben.
Anno 1304 Ist zu Schwed gestorben Marggraf Conradi Churfürst zu Brandenburg und ist allhier begraben.
Anno 1307 Bestätigte Marggraf Herrmann von Brandenburg, Marggraf Otten des Langen Sohn dieses Kloster Chorin.
Anno 1319 Starb Marggraf Waldemar zu Beerwalde und ist allhier begraben.
Tu mater Lehnin, et filia tua Chorin
Ex te est orta Cella et coeli porta."


Darunter befindet sich von einer anderen Hand geschrieben die Bemerkung:
"Anno 1769 ist das Invaliden Haus ein Stockwerk heruntergerissen und zu einem Korn Boden aptirt worden, die Inscription aber unbeschädigt geblieben."

 

Quelle: Das Kloster Chorin von P. R. Brecht, Berlin, 1854