Hinweis: Wir nutzen für Helmbarten immer die ursprünglich deutsche Bezeichnung und verzichten auf den jüngeren, aus dem Französischen übernommenen und eingedeutschten Begriff "Hellebarde", obwohl
wir wissen, dass letzter Begriff bekannter im deutschen Sprachraum ist.
Wir zeigen Euch heute eine originale Nachtwächterhelmbarte des 18. Jhd. aus dem süddeutschen Raum, mit freundlicher Genehmigung eines privaten Sammlers.
Nachtwächterhelmbarten als solche zu erkennen ist nicht immer leicht, weil neuzeitliche Nachahmungen und Historismusstücke zuhauf auf Aktionsplattformen angeboten werden. Die meisten Stücke sind jedoch Nachahmungen, die aber anhand ihrer Schmiedearbeit und Aussehen als diese erkannt werden können.
Bei diesem sehr gut erhaltenen Exponat fehlt lediglich eine kleine Verschnörkelung, die im Laufe der Zeit abgebrochen ist. Vor Rost wurde diese Helmbarte gut geschützt - nur der Holzschaft fehlt.
Auffallend an diesem Stück ist ihre massive Konstruktion. An einigen Stellen des Blattes ist das Eisen 5 mm dick. Ihr Spieß ist noch immer spitz und scharf, dagegen sind die Schneiden des Spießes
stumpf. Die beilartige Klinge der Helmbarte ist stumpf und sogleich ein Hinweis darauf, dass es sich um eine Nachtwächterhelmbarte handelt. Denn die Bewaffnung des damaligen Nachtwächters war
nicht militärischer Form, sondern eher eine repräsentative, auch wenn der Nachtwächter die Befugnis hatte, Personen zu befragen und festzunehmen. Militärische Helmbarten haben zumeist scharfe
Klingen.
Neben einer Helmbarte führte ein Nachtwächter eine Lampe und ein Signalhorn mit sich. Zu seinen Aufgaben gehörten die Meldungen von Feuern, die Festnahme von Einbrechern und die Ansage der vollen
Stunde. Nachtwächter wurden zu Beginn des 20. Jhd. durch die Zunahme von beleuchteten Straßen zunehmend obsolet. Heute besitzen die wenigen Nachtwächter eher touristische Aufgaben und bieten
nächtliche Führungen an.
Diese Nachtwächterhelmbarte hat keine Schaftfedern, wie typische militärische Pendants sie eigentlich haben. Sie wurde nur auf einen angespitzten Holzschafft gesteckt und mit einem großen Nagel oder Bolzen befestigt. Zu sehen ist hier ein rund 3 cm breites Nietloch. Der Holzschaft selbst kann rund 2 Meter lang sein.
Als "bärtig" wird die rechte beilartige Klinge bezeichnet, die bei dieser Nachtwächterhelmbarte stumpf ist. Der Haken links ist ebenfalls stumpf. Die gesamte Konstruktion ist massiv geschmiedet.
Gut zu sehen ist die obere Öffnung der Tülle, die auf einen angespitzen Holzschaft schließen lässt.
Buchtipp: Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses - Waffensammlung, ISBN: 978-3-746750-60-6, 16,95 Euro