
Die Straßenbeleuchtung wurde bekanntlich in alter Zeit nicht so gepflegt wie heute. Meist bildeten die Lichter vor den steinernen Madonnenbildern die einzigen Lichtpunkte der finsteren Straßen. Das genügte auch.
Nur ausnahmsweise hatte nachts der Bürger etwas auf der Straße zu tun; war dies aber der Fall, so nahm er seine Laterne mit, wie dies auch der Nachtwächter tat. Fremde konnten in die Stadt nicht
mehr herein, da deren Tore verschlossen waren. Anders war es, wenn es nächtlichen Tumult gab, wenn Feuer ausbrach, oder gar ein Feind die Stadt zu überrumpeln trachtete und die Bürger mit ihrer
Wehr zu den Mauern liefen. In solchen Fällen wurden Pechfackeln und Kränze angezündet, die mit ihrer aufflackernden Lohe weithin grelles Licht durch die Straßen warfen.
In mancher Stadt waren an den Straßenecken und sonstigen geeigneten Plätzen Arme angebracht mit Pfannen, in welche die Pechkränze gelegt und entzündet, und worein, wenn einer verbrannt, einer zu
erlöschen drohte, wieder ein anderer durch sorgfältige Hüter nachgelegt wurde. Da und dort hat sich, auch nachdem die regelmäßige Straßenbeleuchtung solche Vorsichtsmaßregeln überflüssig gemacht
hatte, noch eine und die andere solcher Pechpfannen erhalten. Die hier abgebildete stand mit anderen noch im Jahr 1866 an einem Haus in Würzburg, unweit der Marienkapelle am Markt, und gelangte
damals auf Ersuchen des Unterzeichneten als Geschenk des Hausbesitzers in das Germanische Museum.
Quelle: Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum. Bd. 1 (1884-1886).