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Italienische Waffensammlungen

Unter den überaus zahlreichen Waffensammlungen, von welchen die meisten, in alten Schlössern befindlich, entweder gänzlich unbekannt oder doch dem Studium nicht zugänglich sind, zählen wir deren zwei öffentliche, welche, wenn auch nicht sehr zahlreich, doch von hohem allgemein- und waffengeschichtlichem Wert erscheinen und leider noch nie in der Literatur eine Beachtung gefunden haben, wenn wir die flüchtige Touristenliteratur, die ja eigentlich gar keinem Zweck dient, davon ausnehmen wollen.

 

Es ist dies die Waffensammlung im Bargello zu Florenz und jene im Arsenal zu Venedig. Erstere enthält noch ansehnliche Teile der kostbaren Waffensammlung der Großherzoge von Toskana, und über hervorragende Stücke darin bietet das Manuskript des Antonio Petrini: Arte favrile in der Bibliothek Magliabecchiana zu Florenz von 1642, wie z. B. der Brustharnisch des Herzogs Guidobald II. von Piripe, genannt: Pifanio Tacito, bedeutsame Aufschlüsse. Der dazugehörige Helm befindet sich gegenwärtig in der kaiserl. Eremitage zu St. Petersburg.

 

Ebenso wenig durchforscht ist die Sammlung in Venedig, welche ausgezeichnetes Material zum Studium der Ferraresischen und Friaulischen Werkstätten enthält. Für die Formen der venezianischen Marinewaffen des 15. und 16. Jahrhunderts bieten sich hier wichtige Vergleichsobjekte zu gleichzeitigen Gemälden des Vittore Carpaccio und seiner Schule, des Gian Bellin etc., auch als wichtiger Beitrag zur Kostümwissenschaft.

 

Auch an Prachtharnischen historischer Persönlichkeiten des 16. und 17. Jahrhunderts fehlt es nicht, allerdings sind die Zuschreibungen an einige, wie an Erasmo da Narni, sehr zweifelhaft. Aufschriften, wie «Armi del Secolo XIII», muss man nicht auf Treu und Glauben nehmen.

 

Sehr wertvoll erscheinen die reich verzierten Degen, deren Klingen Marken berühmter Meister zeigen. Nicht minder erweist sich ein welsches Stechzeug mit reichen Verzierungen in Schwarzätzung als eines der ausgezeichnetsten und seltensten Objekte. Für diejenigen Historiker, welche noch immer die Lederkanone als eine schwedische Erfindung des 17. Jahrhunderts halten, sei bemerkt, dass gleich nächst der Eingangstür ein kleiner etwa 1 m hoher Mörser mit enger Kammer aus Leder gefertigt zu sehen ist. Derselbe soll unter Vittore Pisani und Carlo Zeno 1380 bei Chioggia gebraucht worden sein. Von den alten Geschützen wurden leider schon viele eingeschmolzen; die noch vorhandenen zeigen Namen hervorragender italienischer Gussmeister. W. B.

 

Quelle: Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde. Band 1, Heft 12.