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Eine Gabelbüchse des 15. Jahrhunderts

Fig. Eine Gabelbüchse des 15. Jahrhunderts.
Fig. Eine Gabelbüchse des 15. Jahrhunderts.

Ein Stück, das zwischen den eigentlichen Handfeuerwaffen und jenen der Artillerie die Mitte hält, ist die durch eine Gabel gehaltene, hier abgebildete Büchse des 15. Jahrhunderts, die auf einem hölzernen Bock, oder auf der Seitenwand eines Schiffes oder in einer Scharte oder sonst wie aufgesteckt wurde, jedoch stets des Ladens wegen wieder abgenommen werden musste, wenn sie nicht vollständig gedeckt stand.

 

Es ist das zweite jener Stücke, die ein Freund unserer Anstalt für dieselbe in Florenz erworben hat. Nach der weiteren Provenienz fragt man natürlich bei einem italienischen Antiquar nicht. Das Stück ist aus Schmiedeeisen, und zwar scheint der vordere Teil des Laufes besonders aus einer Platte gehämmerten Eisens und über einen Dorn geschmiedet. Der rückwärtige Teil, die etwas engere Kammer, außen achteckig, dürfte wohl aus einem eigenen Stück geschmiedet und die Seele derselben gebohrt sein; doch lässt sich irgendeine Spur der Zusammensetzung nicht finden, da ein eiserner Ring dieselbe deckt. Es muss jedoch bemerkt werden, dass weder die Richtung der Kammer noch die Absätze derselben so genau mit der Seele des Rohres stimmen, als sie hier wiedergegeben ist, dass vielmehr das Innere nicht bloß durch Zerstörung und Schmutzansatz, sondern auch durch mangelhafte Arbeit so sehr unregelmäßig geworden ist, dass diese Unregelmäßigkeit sich richtiger Wiedergabe entzieht.

 

Außer dem flachen Ring bei der Zusammensetzung von Rohr und Kammer sind noch drei ähnliche um das Rohr, sowie einer um die Mündung gelegt. Zwei derselben stehen so eng beisammen, das gerade ein dritter flacher Ring mit zwei Schildzapfen dazwischen Platz findet, die in einer Gabel hängen. Am Stoßboden der Kammer ist ein wulstförmiger Ring umgeschweißt, der Veranlassung gab, dass das Zündloch in eine Höhlung desselben und etwas schräg eingebohrt werden musste. Hinter der Kammer befindet sich eine konische Tülle, in welcher der abgeschnittene Rest eines Holzstieles sich befindet.

 

Die Gesamtlänge des Rohres vom Wulst an beträgt 89 cm, die Länge des Rohres ohne Kammer (und ohne erweiterte Mündung) 63 cm, das Kaliber 2 cm, die Kammerweite 1 cm, das Gewicht inkl. des Stielrestes 7,9 kg.

 

Quelle: Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum. Bd. 1 (1884-1886).