Von großem Belange für die Kunstforschung des Mittelalters ist jene merkwürdige Waffe, die heute noch als Reliquiar des heil, Ungarnkönigs im Schatz des Prager Domes aufbewahrt wird. Das Schwert ist im Ganzen ziemlich gut erhalten, doch fehlt die Scheide. Die vierschneidige ziemlich lange Klinge zeigt dem Griff zunächst einigte Überreste großer lateinischer Buchstaben, doch haben Rost und Zahn der Zeit dieselben derart verwischt und unkenntlich gemacht, dass ihre Lesung bereits unmöglich ist. Die Parierstange ist mehr einem großen, oben glatten Knauf ähnlich. Der Griff selbst ist aus Eisen und oben mit einem kleinen Elfenbeinknopf besetzt. Auf beiden elfenbeinernen Bestandteilen ist noch frühromanisches Laubwerk zu erkennen.
Wann dieses dem beginnenden 11. Jahrhundert angehörige Schwert in den St. Veitsschatz gelangte, lässt sich nur annähernd bestimmen. In dem Schatzverzeichnis vom Jahre 1354 ist es noch nicht aufgenommen, wohl aber in jenem von 1387, woselbst es heißt: Item gladius s. Stephani regis Ungariae cum manubrio eburneo. Es ist somit sehr wahrscheinlich, dass es zur Zeit Kaiser Karls IV. der Hauptkirche Prags zum Geschenke gemacht wurde.
Quelle: Mittheilungen der K.K. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. XV. Jahrgang. Wien, 1870.