In der Waffensammlung des germanischen Museums befindet sich ein sehr merkwürdiger Eisenhut, der vor nicht sehr langer Zeit durch den Antiquar Überbacher in Bozen auf der Spitze eines Kirchturmes in Tirol gefunden wurde, wo er verwendet war, um als obere Hülle der Dachdeckung
Schutz zu gewähren. Nur die Spitze war durchlöchert worden, um das eiserne Turmkreuz hindurchzustecken. Der Turm zeigte aus seiner Form, dass er dem 17. bis 18. Jahrhundert angehörte, einer Zeit, in der man mittelalterlichen Waffen kaum Aufmerksamkeit schenkte, sodass man wohl froh war, durch Verwendung des Hutes ein Stück Blech ersparen zu können.
Derselbe ist aus dünn geschlagenem Stahlblech hergestellt und besteht aus einer Kappe, die aus einem Stück in die Spitze getrieben ist, von der aus drei Grate, sich verlierend bis in die Mitte der Haube herablaufen. An diese Kappe ist eine breite Krempe angenietet, deren äußerer Rand nach oben umgerollt, und die hinten ebenfalls zusammengenietet ist. Eine Reihe weiterer Nieten diente zur Befestigung des ehemals vorhandenen Futters oder der Halsberge aus Kettengeflecht. Außerdem sind zwei Ringe im Innern, ziemlich nahe nebeneinander, auf einer Seite angenietet, an welchen wohl ehemals ein Sturmband befestigt war. Ihnen gegenüber zeigt sich noch eine Niete und ein Loch für ein ähnliches Paar. Wir bilden hier in Fig. 1 den Hut und daneben einen dieser Ringe ab. Der Rand des Hutes läuft fast kreisförmig, allenthalben gleich breit, rings herum und ist nur rückwärts, dort, wo er zusammengenietet ist, ein wenig in eine Spitze gezogen. Der Durchmesser des äußeren Randes hat 47 cm, die Spitze tritt um 2 cm aus dem Kreis heraus. Die Höhe bis zur Spitze beträgt 24 cm, das Gewicht des Hutes 2,7 Kilogramm. Der Hut weicht sowohl in seiner Form als darin, dass er nicht aus einem Stück getrieben ist, von allen uns bekannten ab. Wollen wir die Zeitstellung untersuchen, so geben uns die Bildquellen des Mittelalters Aufschluss, indem sie uns auf die zweite Hälfte des 13. Jahrhundert verweisen.
Wir benutzen die Gelegenheit, auf eine Abbildung vom Beginn des 13. Jahrhunderts aufmerksam zu machen, indem wir die Wiedergabe eines Teiles einer Miniatur hier in Fig. 2 nochmals abdrucken lassen, die wir bereits im Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, 1881, gegeben haben, ohne damals auf den Eisenhut des Alten hinter dem Rücken Christi hinzuweisen, der zwar eine viel kleinere Krempe hat, aber doch dem unsrigen einigermaßen ähnlich ist.
Er ist auf dem Bild weiß gefärbt und mittelst einer dünnen roten Schnur, die unter dem Kinn gebunden ist, auf dem Haupt befestigt. (Die vier Spitzhüte der übrigens sind nur sogenannte „Judenhüte“.) Mehr noch dem unsrigen verwandt ist der Eisenhut, welchen in Fig. 3 der Krieger trägt, der mit der Armbrust schießt. Die Abbildung ist einer Miniatur in Welislaw Bilderbibel entnommen. Die im Balduineum, also in den ersten Jahren des 14. Jahrhundert, vorkommenden Eisenhüte sind schon ganz denen des 15. Jahrhundert verwandt, nur durfte noch der Rand angenietet gewesen sein. Der unsrige steht zwischen letzteren und dem in Fig. 3 dargestellten; wir nehmen deshalb den Schluss des 13. Jahrhundert als Entstehungszeit an.
Quelle: Mitteilungen aus dem Germanischen Nationalmuseum. Bd. 1 (1884-1886).