Schwertfund
Vor zwei Jahren wurde am rechten Innufer, ein Kilometer oberhalb Braunau in der Osternberger Innau, ein altes Schwert aufgefunden, welches wir nach der Skizze seines Besitzers, Herrn von Preen in Osternberg, hier in einer Abbildung bringen.
Wie unsere Mitglieder auf den ersten Blick ersehen, gehört das Schwert dem 13. Jahrhundert an, ist, nach seinem in halbe Klingenlänge laufenden Hohlschliff zu urteilen, steirischer Herkunft und mit Rücksicht auf seine Erhaltung, ungeachtet die Klingenspitze abgängig ist, sehr wertvoll. Demungeachtet würde das Schwert unser wissenschaftliches Interesse kaum mehr in Anspruch nehmen, wenn nicht die auf der Klinge ersichtliche, ganz gut erhaltene Marke unsere Aufmerksamkeit auf sich zöge.
Diese Klingenmarke, welche wir hier abbilden, besteht in einem Wappenschild mit einem gotisch stilisierten Herz im Feld, in Silber eingelegt. Die Form dieser Marke stimmt genau mit dem Alter des Schwertes überein. Nicht das Vorkommen einer Marke überrascht uns, denn wir finden Marken in Goldtausia schon viel früher an italienischen und siculo-arabischen Klingen, aber eine mit Silber eingelegte Marke ein jener Zeit zählt zu den höchsten Seltenheiten; wir hätten selbe selbst mit Messing eingelegt nicht für so seltsam gefunden.
Die Erzeugungsstätte muss also in einer goldarmen Gegend gestanden sein, während der Arbeiter in der Einlegetechnik wohl bewandert gewesen sein muss, denn Silbereinlage ist immer bedeutend schwieriger als jene in Gold.
Quelle: Zeitschrift für Historische Waffenkunde. Organ des Vereins für historische Waffenkunde. I. Band. Heft 3. Dresden, 1897-1899.