Zur Geschichte der Glefe sind in letzterer Zeit sichere Daten bekannt geworden, welche den Ursprung dieser Stoßwaffe in weit ältere Perioden zurückversetzen, als bisher angenommen worden ist1. Funde, welche in merowingischen und karolingischen Gräbern gemacht wurden, erweisen ihre Existenz schon im 8. Jahrhundert. So wurde im Departement der Seine, in einem merowingischen Grab die in nebenstehender Figur wiedergegebene Glefe gefunden, welche ganz die Formen jener des 14. Jahrhunderts besitzt. Dieselbe erscheint aus jener Zeit keineswegs vereinzelt, man fand solche nach Essenwein in Frankengräbern von Mertloch, eine andere von demselben Gelehrten erwähnte in einem Merowingergrab zu Charnay, eine dritte in dem Gräberfelde von Niederbreisach gefundene besitzt jetzt die wertvolle Sammlung Gimbel in Baden-Baden. Diese Funde bieten uns eine ganz neue Lehre über die Entwicklung der Formen, die wir, wie wir nun sehen, viel zu spät angesetzt haben.
Wir erblicken hier eine Waffe, welche mehr zum Hieb als zum Stoß geeignet ist und durch den charakteristischen Parierhaken geeignet gemacht ist, Rüstungsstücke, wie Helme u. a., abzuheben. Diese Glefen erhielten sich, wenn anfänglich auch nicht allgemein, durch das ganze Mittelalter im Gebrauch. Die Philippide beschreibt sie genau und bezeugt, dass sie die deutschen Fußknechte in der Schlacht bei Bouvines 1214 geführt haben2.
1Forrer R., Beiträge zur prähistorischen Archäologie, Straßburg 1892.
2Philippide, v. 262, XI. «Quarum cuspis erat longa et sabulae instar acuta, Et nonnulla velut verubus dentata recurvis, Cuspidis in medio uncinos emittit acutos.» Glefe, gefunden in einem merowingischen Grabe. Nach Forrer. Sammlung R. Forrer.
Quelle: Zeitschrift für Historische Waffenkunde. Organ des Vereins für historische Waffenkunde. I. Band. Heft 1. Dresden, 1897-1899.