Die Italiener kopieren Bronzen aller Zeiten von Augustus bis zu den Mediceern.
Adrien de Longpérier, Konservator am Louvre-Museum, hatte in Neapel einen Fabrikanten kennengelernt, welcher alle in Pompeji und Herculanum gefundenen Bronzen sofort sehr geschickt kopierte, aber stets an versteckter Stelle seine Marke anbrachte. Eines Tages bot ihm ein Italiener einen kleinen Herkules mit herrlicher Patina an, den er gegen ein gutes Trinkgeld von dem Arbeiter, der ihn ausgegraben hatte, erhalten haben wollte. Longpériers Zweifel wollte er nicht gelten lassen, er hatte zugesehen, wie das Stück aus der Asche hervorgezogen wurde. Und als jener ihm die Marke zeigte, geriet er scheinbar in großen Zorn über die spitzbübischen Neapolitaner.
Eben demselben Gelehrten wurde ein römisch-gallisches Armband mit malachit-artiger Patina angeboten; es war in einem Etui verwahrt. Der Besitzer behauptete, es sei in der Seine gefunden worden.
Und wo da? — Bei Anteuil. — Ist das lange her? — Kaum acht Tage. — Dann ist es mit dem Etui gefunden worden? — Aber! Ich habe es vor zwei Tagen machen lassen. — Bestimmt? — Ganz bestimmt. — Sie müssen sich doch täuschen, da mir vor vierzehn Tagen dasselbe Armband in demselben Etui angeboten worden ist.
In Italien gibt es auch Bronzegießer, die nur 15. und 16. Jahrhundert machen. Lodovico Magri war zu seiner Zeit renommiert, und von ihm soll die Statuette der vom Laster unterdrückten Tugend herstammen, welche als Giovanni da Bologna in einer berühmten französischen Sammlung figuriert.
Dr. Foresi von Florenz erzählt, dass ihm einst ein Landmann von Chiusi mit verlegener Miene ein idoletto zum Kauf angetragen habe. Das Stück, eine Venus im reinsten Stil, aber ohne Patina, war wenige Tage früher von dem Sohn des Bauern beim Pflügen gefunden worden und sollte hundert toskanische Lire kosten. Nach langem Handeln kam man auf sieben francesconi.
Nach einigen Tagen tauchte bei Foresi eine dunkle Erinnerung auf und erweckte Zweifel in ihm. Er ging in die Galerie der Uffizien, und siehe, da stand seine Venus.
Später brachte er in Erfahrung, dass die Figur in Livorno gemacht war, und dass der Verkäufer den Bauern auf der Gasse aufgegriffen und mit einem guten Trinkgeld für die Rolle gewonnen hatte.
Heutzutage versäumen die Verkäufer solcher Sachen selten, der Rechnung die Klausel beizufügen: „Senza garantirne la sua condizione“. Damit schneiden sie gerichtliche Schritte ab.
Besonders hüten muss man sich vor angeblich frisch ausgegrabenen Bronzen. Die Patina wird jetzt recht gut nachgemacht, aber wenn sie künstlich ist, verschwindet sie nach wiederholtem Reiben mit Zitronensaft1.
Ein Antiquar hatte in einem großen Wassergefäß stets eine Auswahl von Bronzegefäßen verschiedener Form, die dort Patina ansetzen sollten.
Derselbe wandte folgendes Mittel an, um für wirklich antike Sachen sich einen Preis zu machen. Er ließ sie durch dritte Hand mit limitiertem Preis an einen Provinzhändler gelangen, „entdeckte“ und kaufte sie bei demselben und gewann durch diesen Scheinhandel ein Dokument, mit welchem er dem etwa zögernden Liebhaber, auf den er es abgesehen hatte, beweisen konnte, wie hoch er selbst das Objekt schätze und wie wenig Gewinn er nehme.
Bonaffé berichtet in einem von seinen Büchern von einem ehemaligen Tänzer in Paris, der Bronzen der italienischen Renaissance vortrefflich zu gießen und zu patinieren verstand. Er verkaufte sie nur als Kopien, aber, wie es in solchen Fällen immer geht, Spekulanten kauften sie und brachten sie als alt in den Handel. Dergleichen Stücke befinden sich in vielen Sammlungen.
Eine wahre Odyssee ist von einem Relief Donatellos, einem Johannes dem Täufer, zu erzählen. Die Platte wurde in Italien für dreihundert Francs, für fünfhundert Francs an einen Pariser Antiquar und berühmten Fälscher verkauft, der sie bei einem kleinen Händler in der Provinz deponiert. Dort kauft sie ein großer Antiquitätenhändler für tausend Francs, und diesem nimmt sie sofort ein bekannter Sammler, dessen Steckenpferd das Quattrocento ist, für zehntausend ab. Er empfängt bald darauf den Besuch des Baron Davillier, zeigt ihm mit Stolz seine neueste Erwerbung und verbreitet sich über die besonderen Schönheiten des Werkes, bis Davillier ihn lachend mit der Enthüllung unterbricht, sein reizender Johannes, eine verkleinerte Kopie des Originals aus schwarzem Stein, sogenannter „pietra serena“ in den Uffizien zu Florenz, sei bei Barbedienne und an andern Orten zu haben.
Diesmal ging die Sache gut ab, der Donatello machten den Rückweg bis zu seinem Entdecker.
Die bei den Möbeln erwähnten Bronzebeschläge aus dem vorigen Jahrhundert, die gegossenen und ziselierten von Caffieri und die vergoldeten von Gouthiéres, sind auch nicht der Nachahmung entgangen. Das Gold wird mit Salpetersäure altgemacht, die erhabenen Stellen werden abgescheuert und sogar der rötlich gelbe Firnis, welchen die Zeit in den vertieften Stellen entstehen lässt, mit Lakritzensaft imitiert.
Wer sicher gehen will, muss darauf achten, ob die mattierten Stellen das unregelmäßige Korn der alten Arbeiten haben und ob die Rückseite der Beschläge eine Patina hat oder wie Gold glänzt.
Eine besondere Betrügerei besteht darin, aus einer Girandole Louis quatorze zu 500 Francs ein paar zu fünftausend zu machen. Ein Bronzegießer in der Rue Bieille du Temple muss ein Faksimile des echten Exemplars anfertigen, und dann werden die alten und die neuen Bestandteile miteinander vermischt.
Marius Bachon hat darauf aufmerksam gemacht, dass die Fälscher die Bruchstücke von Bronze, Kupfer, Eisen gut bezahlen, welche von Staatsgebäuden herrühren und von der Verwaltung der Domänen gelegentlich als „altes Eisen“ verkauft werden. Darunter finden sich nämlich häufig Teile von Gegenständen, die in den Inventarien der Schlösser oder Paläste aufgeführt waren und daher die Kontrollmarke der betreffenden Beamten tragen. Da wird dann z. B. der Fuß eines gewöhnlichen Kupferleuchters an einem prachtvollen neuen Kandelaber angebracht und bezeugt, dass dieser einst in Versailles oder Trianon gestanden habe.
Man sei überhaupt argwöhnisch gegen Sachen, welche aus königlichen Schlössern stammen sollen. Die echten befinden sich im Garde-Meuble oder in einzelnen Sammlungen Frankreichs und Englands, aus denen sie nicht leicht in den Handel kommen2.
1 Aus Italien kommen "etruskische" Bronzen, von deren Oberfläche mau die "Originalerde" und die grüne Erdfarbe, welche die Patina vorstellt, schon mit dem angefeuchteten Finger entfernen kann.
2 Aquamanile's in Gestalt von Löwen, Pferden u. dergl. sind in letzter Zeit sehr häufig geworden. Man gießt sie, angeblich in München, aus Formen, welche von echten Exemplaren genommen sind; mitunter lassen aber auch ausgefüllte Löcher die Stellen erkennen, wo bei dem galvanoplastischen Prozess Drähte angebracht waren.
Vergessen wir nicht die aus Damaskus u. a. O. kommenden altorientalischen Bronzen mit Inschriften, alten Daten usw. Meistens verrät sie wohl die rohe Arbeit, doch gibt es dort auch sehr gewiefte Fälscher, die sich nur häufig Missgriffe in der Textierung oder Datierung zu schulden kommen lassen.
Quelle: Eudel, Paul; Bucher, Bruno: Fälscherkünste — Leipzig, 1885
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