Bogen, männlich, auch Bogo, Poko, Boge, Bogi, frz. are, m., engl. bow, lat. arcus, m. Die bekannte älteste Waffe zum Abschießen der Pfeile bildete seit dem 4. Jhd. die vornehme Jagdwaffe, bald auch, besonders seit dem 6. Jhd., Kriegswaffe der mitteleuropäischen Völker, welche dieselbe von den Galliern, die sich des Bogens von Alters her bedienten, entlehnt hatten. Die ältesten Bogen, etwa 1,7 m lang und von Eichenholz, hatten Pfeile, frz. fléches, altfrz. pilles, sayettes, engl. arrows, die überall aus einem runden Holzschaft mit meist lanzettförmiger Spitze bestanden, mit oder ohne Widerhaken, oder einfach kegelförmig zugespitzt. Am anderen Ende waren sie mit einem Gabelausschnitt in kurzer Verstärkung des Holzes versehen; später häufig mit Federn vom Pfau oder Schwan besetzt. Wie zufolge einer Beschreibung des 12. Jhd. (im Roman de Rou) der damals bereits kleiner gewordene und von den Rittern nicht mehr, sondern nur von den Knechten als gewöhnliche Kriegswaffe gebrauchte Bogen selber von dem Schützen in einem Etui oder Futteral, frz. archais, m., getragen wurde, so auch die Pfeile in einem Köcher, Chochar, Kocher, frz. carquois, m., altfrz. couire, wovon as engl. quiver, der um die Schulter oder an den Gürtel gehängt wurde. Oder der Bogenschütze trug die Pfeile auch ohne Köcher am Gürtel oder, wenn er bei seinem Angriff auf den Feind feste Stellung genommen hatte, so steckte er die Pfeile neben sich in die Erde. Eine deutsche Vorstellung der Bogenschützen des 11. Jhd. gewährt uns (Fig. 239-241) der Teppich von Bayeur. Im 13. Jhd. wurde der Bogen in mehreren Ländern auch für den Gebrauch auf der Jagd zwar allmählich von der Armbrust verdrängt, da er aber schneller abgeschossen und die Sehne vor dem Einfluss des Regens leichter geschützt werden konnte als bei der Armbrust, so behielten ihn wenigstens die Engländer noch lange bei. Hier hatte er im 14. Jhd. noch eine Größe von 1,75 m erforderte einen sehr kräftigen Mann, um ihn zu spannen, und schoss, wie die Dichter sagen, den Pfeil bis auf 220 m Entfernung. Die Engländer benutzten ihn noch in der Schlacht bei Crecy (1346), während die Franzosen bereits die Armbrust hatten, was die Niederlage der Letzteren entschied. Trotz dadurch veranlasster Versuche der Franzosen, den Bogen wieder einzuführen, aber kam er doch nie wieder zu eigentlicher Herrschaft, er hielt sich jedoch bis in den Anfang des 16. Jhd., während in England die Bogenschützen als regelmäßige Truppen noch im Jahr 1627 vorkommen.
Quelle: Müller, Hermann Alexander, Mothes, Oscar: Illustrirtes Archäologisches Wörterbuch der Kunst des germanischen Alterthums, des Mittelalters und der Renaissance, sowie der mit den bildenden Künsten in Verbindung stehenden Ikonographie, Kostümkunde, Waffenkunde, Baukunde, Geräthkunde, Heraldik und Epigraphik ; deutsch, französisch, englisch und lateinisch.