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Der Soldat in der deutschen Vergangenheit Teil 29

Fußkampfszenen. Stich von Eberhard Kiefer aus J. J. von Wallhausen, Ritterkunst. Frankfurt 1616.
Fußkampfszenen. Stich von Eberhard Kiefer aus J. J. von Wallhausen, Ritterkunst. Frankfurt 1616.

Auf der anderen Seite hinter dem Feldherrenzelt waren die zahlreichen Wagen der Marketender und Handelsleute aufgefahren, wo der Spielgewinn rasche Abnehmer fand. Spurlos verschwand in den Kriegslagern das meiste von dem alten Reichtum, dem kunstvoll gebildeten Hausrat der Vorzeit, die gestickte Haube der Bürgersfrau und das priesterliche Messgewand, das Prunkgefäß des Patrizierhaufens und der einzige Kelch des armen Dorfkirchleins. Während so die Männer nach alter deutscher Unsitte die nicht dem Krieg gewidmete Zeit bei Trunk und Spiel vertaten, suchten die Weiber auf ihrer Art sich in schlechten Zeiten ihrer Männer durchzubringen. Des Simplicissimus Schilderung lässt einen Blick in die soldatische Häuslichkeit tun: „Etliche nahmen keiner anderen Ursache halber Weiber, als dass sie durch solche entweder mit Arbeiten oder wohl gar mit Stehlen ernährt werden sollten. Da war eine Fähnrichin unter den Weibern, die hatte ihre Gage wie ein Gefreiter, eine andere war Hebamme und brachte dadurch sich selbsten und ihrem Manne manchen guten Schmaus zuwege, eine andere konnte stärken und waschen; diese wuschen den ledigen Offizieren und Soldaten, andre verkauften Tabak und versahen den Kerls ihre Pfeifen, eine andere war eine Näherin, damit sie Geld erwarb, eine andre wusste sich aus dem Felde zu ernähren, im Winter grub sie Schnecken, im Frühling graste sie Salat, im Sommer nahm sie Vogelnester aus und im Herbst wusste sie sonst Schnabelweide zu kriegen.“ Der karge und dazu unsichere Sold konnte zum Unterhalt der Soldaten und ihres Anhangs nicht genügen, er war es auch nicht, der sie lockte; mehr und mehr wurde das Beutemachen das eigentliche Ziel des Kriegers. Nach den Worten des Dichters Logau ging es:
Was man dem Feind entwandt, das heiße, meinst du, Beute? Nein, was der Bauer hat und was die Edelleute.
Was man auf Straßen stiehlt, was man aus Kirchen raubt,
Das heißet Beut` und ist bei Freund und Feind erlaubt.

Plünderung im Dreißigjährigem Krieg. Stich von Rud. Meyer.
Plünderung im Dreißigjährigem Krieg. Stich von Rud. Meyer.

 

Das Ausplündern wurde systematisch betrieben, indem kleine Trupps das Land durchstreiften, um nach vorheriger Auskundschaftung ihre Überfälle auszuführen. Man nannte das „auf Partei gehen“, und was die grausige Zeit noch an Romantik auszuweisen hat, knüpft sich an diese oft mit ungewöhnlicher List und Kühnheit ausgeführten Unternehmungen. Aber es war eine Räuberromantik, die nur der Habgier diente und ein Flugblatt von 1635 brandmarkt grimmig dieses Treiben:

 

„So spreche ich den Bauersmann an,

 

Wo der nicht bald will Zahlung thun,

 

So muß der arme Teufel wohl

 

Oder ich schlag ihm die Haut voll.

 

Der Bauer, der sich nicht wehren darf,

 

Empfindet meine Kühnheit scharf,

 

Breche bald Kisten und Kasten auf,

 

Da sack ich ein und pack zuhauf.

 

Was Geld gilt und ich kann verkaufen,

 

Da muß also der Bauer entlaufen.

 

Gehen mir an nun solche Possen,

 

Und werde nicht irgend erschossen,

 

Mit einem hänfenen Pfeil geschwindt,

 

Damit man die Kälber anbindt,

 

So fang ich´s rechte Leben an,

 

Da muß ich haben ein schöne Dam,

 

Mit welcher ich mich erlustier,

 

Bis mir ein schön´re kommet für.“

 


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Quelle Bild und Text: "Der Soldat in der deutschen Vergangenheit" miteinhunertdreiundachtzig Abbildungen und Beilagen nach den Originalen aus dem 15. - 18. Jahrhundert, von Georg Liebe; Leipzig, 1899.