Meister der Waffenschmiedekunst vom 14. bis ins 18. Jahrhundert
Der Meister der einst in Spanien und Frankreich so berühmt gewordenen „Thomasklingen“. Vorfahren dieses Meisters finden wir schon im Jahre 1510 in den beiden Diego und Juan de Aiala, welche in Barcelona arbeiteten. Sie werden in des Juan de Arpha Quilatador (Lib. V.) erwähnt. Diego bemerkt, er sei Mercador mavor von Castilien gewesen, Juan sein Sohn, war Goldschmied der Königin Isabella der Katholischen1. Seine Tätigkeit umfasst die Zeit von 1566 bis etwa 1620. Seine Produktivität war überaus bedeutend und das Geschäft ungemein ausgebreitet. Seine Klingen zeichnen sich durch große Reinheit des Eisens aus. Thomas fertigte nur biegsame Rappier- und Haudegen-Klingen, unbiegsame Stoßdegenklingen, sogenannte „Estocchi“ findet man von ihm nicht. Besonders feine Degenklingen von ihm sind ohne Hohlschliff, geblaut und der Name ist in Gold eingeschlagen. Daten über seine Lebensverhältnisse sind noch nicht bekannt geworden.
Arbeiten des Aiala finden sich in größerer Zahl in den Waffensammlungen zu Paris, Berlin, Brüssel und Wien. Er markiert nicht immer gleichmäßig. In den kunsthistorischen Sammlungen in Wien finden wir eine Klinge an einem feinen Rapier (539), welche neben dem gekrönten S noch eine andere blattförmige Marke eingeschlagen hat (Fig. 1).
Die eigentliche Marke des Thomas ist aber jene, welche, wenn auch nur in flüchtigen Zügen Palomino2 angibt und in einem gekrönten Wappenschild besteht, das die Buchstaben S und T übereinanderstehend enthält (Fig. 2).
1 Davillier, le Baron Ch. Recherches sur l'orfévrerie en Espagne. Paris 1879.
2 Die Marken von 99 Toledaner Klingenschmieden wurden von Don Manuel Rodriguez Palomina aus Urkunden des Ayuntamiento kopiert und erschienen in Jubinal: L'Armeria Real de Madrid.
Die Klinge an dem prächtigen Degen im Musée d'Artillerie (J. 97) aus der Mitte des 16. Jahrhunderts ist wohl etwas später eingestoßen worden. Dagegen ist die schöne Klinge dortselbst (J. 126) die obige ST Marke tragend, mit dem Griff gleichzeitig, welcher die Jahreszahl 1570 enthält. Die Klinge an dem deutschen Degen (J. 152) aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts daselbst trägt nur den Namen und die Toledaner Marke. Ein weiterer schöner Degen (J. 159) dieses Museums, trägt die etwas abweichende Inschrift: TOLLDO . TOMAS D'AIALA. Sie ist zweifelhaft und wahrscheinlich französische Arbeit. Die Marke an der Degenklinge in Berlin ist undeutlich ausgeprägt.
Im Musée Royal zu Brüssel, in welchem der Meister am zahlreichsten vertreten ist, finden wir gleich fünfundzwanzig Degen (35 bis 59) mit Klingen seiner Hand, ferner eine Klinge an einem Rapier des 17. Jahrhunderts: DE . TOMAS . DE . AIALA (78) eine weitere aus der Wende des 16. Jahrhunderts (83), endlich eine Klinge an einem Reiterdegen. Letztere drei wurden 1839 in Spanien erworben.
Die Klinge B. 181, an einem Haudegen in der königlichen Waffensammlung zu Kopenhagen trägt den Namen und die bekannte ST Marke.
Der Sohn des Meisters Luis tritt weniger bedeutend hervor, seine Klingen finden sich überaus selten. Nach Palomino führt er die bekannte ST Marke seines Vaters und dazu einen gekrönten Schild mit einem L darin. Uns ist nur eine Klinge seiner Hand bekannt geworden, welche sich an einem Degen (B. 135) in der königlichen historischen Waffensammlung zu Kopenhagen befindet. Sie trägt die bei Mailänder Klingen häufige Inschrift: Jesus Maria, den Namen Luis de Aiala und die Marke des Vaters ohne die andere von Palomino angeführte.
Der Meister ist auch durch eine Klinge an einem Degen in der Orusheinaja-Palata in Moskau (5752) vertreten; hier ist der Name TOMAS . AIAL zu lesen1.
1 Beschreibung der Moskauer Orusheinaja Palata (kaiserliche Schatzkammer). Gedruckt auf Allerhöchstem Befehl des Kaisers. Moskau 1884 (russisch).
Quelle: Meister der Waffenschmiedekunst vom XIV. bis ins XVIII. Jahrhundert von W. Boeheim. Berlin, 1897.