Fechter mit dem Zweihänder, nach dem Fechtbuch gefertigt von Joachim Meyer für Johann Georg, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog in Bayern. Dieses Manuskript, obwohl mit der Jahreszahl 1561 datiert, enthält 87 kolorierte Federzeichnungen mit Trachten der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts und wird im Bayerischen Nationalmuseum zu München aufbewahrt. Dasselbe Fechtbuch von Joachim Meyer, welcher als „Freyfechter zu Straßburg“ genannt wird, erschien später 1570 mit Abänderungen bei Thiebolt Bergen in Straßburg mit Holzschnitten von Tobias Stimmer. In Letzterem erscheint auch die weitere Ausartung der Tracht mit den sogenannten Pluderhosen.
Die hier erscheinenden Schwerter, Bidenhänder (Zweihänder), mit welchen auch Kaiser Maximilian I. das Fechten erlernte, sind noch von der einfacheren Art. Bis in den Dreißigjährigen Krieg waren ähnliche Schwerter gebräuchlich, jedoch größer, an dem Griff mit mehrfachem Spangenwerk und in dem unteren Teil der Klinge mit einem nach beiden Seiten vorspringenden Halbmond versehen, wie wir später nachweisen werden.
Helme aus der Periode 1510–1550, welche zu den sogenannten Maximiliansrüstungen gehörten; sie führten den Namen Armet und Armetin.
A und B in der fürstlichen hohenzollernschen Waffensammlung zu Sigmaringen, der Helm C und D (in zwei Ansichten) im Besitz des Verfassers, und jener unter E und F, (gleichfalls in zwei Ansichten), seiner Zeit im Besitz Georg Wittemanns in Geisenheim.
Die Helme A und B gehören zu den frühesten der besagten Periode; ersterer umschließt den Hals nicht sehr eng und hat einen beweglichen Nackenteil aus drei Schienen bestehend (dreimal geschoben). Er zeigt auf dem Hinterkopf noch wenig Kannelierung, welche aber im Laufe der Zeit immer reichere Anwendung fand. Der Wulst oder Kamm, über die Mitte des Kopfes laufend, ist breit und sehr nieder, sodass er in dieser Profilansicht kaum zum Vorschein kommt. Jener B, schon reicher kanneliert, zeigt den hochgetriebenen, strickförmigen Wulst auf der Mitte des Kopfes. Am Hals hat er ebenfalls einen gleichen Wulst, welcher, wenn er geschlossen war, mit seiner Höhlung in den Vorsprung oder Rand des Halskragens (Halsberg) eingriff und sich in demselben umdrehen konnte, daher der Ausdruck: „Er ging um“. Der Teil, welcher das Kinn umschloss (Kinnreff), öffnete sich vorn und teilte sich in Scharnieren nach zwei Seiten, im Gegensatz zu dem vorgenannten und nachfolgenden, bei welchen das Kinnreff in einem Teil, wie das Visier, aufgeschoben wurde.
Der Helm C von der rechten Seite mit geschlossenem und D von der linken mit geöffnetem Visier, dessen Zacken stark vorspringen, ist einer der beliebtesten Art seiner Zeit, er geht jedoch nicht im Hals um und ist im Nacken dreimal geschoben. E und F der Helm von vorn und von der linken Seite gesehen, hat ein Visier anderer Art, dessen Kinnreff sich ebenfalls nach zwei Seiten öffnet; mit dem strickförmigen Wulst um den Hals geht er wie jener B im Halsberg um. Bei ähnlichen Helmen war stets der Hinterkopf sehr stark, was hier der horizontalen Stellung wegen besonders ausfällt. Was die Kannelierung dieser Helme, wie der dazugehörigen Rüstungen betrifft, so war eine jede der hochstehenden Kanten zwischen den Hohlkehlen von zwei gravierten Linien begleitet. Bemerkenswert ist, dass bei allen diesen Helmen der Kopfteil wie das Visier aus einem Stück Eisen meisterhaft getrieben waren.
Johann Niklaus Graf von Hohenzollern, in der Tracht der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, nach einem Bild des Geschlechtsbuches dieser gräflichen Familie, welches sich in der fürstlichen Kunstkammer zu Sigmaringen befindet (schon bei Tafel 473 beschrieben). Der Meister stellte alle jene Ritter, welche im 15. und 16. Jahrhundert lebten, genau in der Tracht seines eigenen Zeitalters dar. Wenn daher auch der obengenannte Graf bereits um das Jahr 1420 lebte, so gehört doch der Harnisch, den er hier trägt, dem 16. Jahrhundert an. Derselbe ist in der Art der Maximiliansrüstungen von blankem Stahl, durchaus in Kannelierung getrieben. Solche Harnische wurden unter Kaiser Maximilian von den deutschen Plattnern zuerst in Nürnberg, dann in Augsburg, Eger, Landshut etc. in höchster Vollkommenheit gefertigt. Die strickartigen Fassungen aller Schienen, wie die Nägel sind hier vergoldet. Die Erklärung des zu der Bewegung aller Glieder nötigen Mechanismus, welcher hier aus der alten Pergamentmalerei nicht klar zu entnehmen ist, geben wir mehrfach durch Abbildung ähnlicher Original-Harnischteile.
Quelle Text und Bild: Trachten, Kunstwerke und Gerätschaften vom frühen Mittelalter bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts nach gleichzeitigen Originalen (Bd. 7)