Aus verschiedenen Orten unweit Fürstenwalde habe ich fünf Fisch-Speere gesammelt, die ich dem Trachten-Museum überweise.
Die Speere sind alle fünf verschieden, aus Eisen geschmiedet. Da das Fischstechen seit Anfang dieses Jahrhunderts verboten ist, dürfen solche Speere heut nicht mehr angefertigt und auch nicht
mehr verkauft werden. Trotzdem wird jetzt noch, wo das Auge des Gesetzes nicht wacht, das Fischstechen als Sport, auch von Kindern betrieben.
Fig. 1. Die ganze Länge des Speeres beträgt 32, die Breite 19 cm. Oben ist eine 4 cm weite Tülle, in der der Holzstab befestigt wird, mit zwei Nietlöchern. Die Tülle läuft dann
gabelförmig aus, und an der Gabel ist ein 1,5 cm breites Querstück geschmiedet, in dem die neun 1 cm starken und 14,5 cm langen, runden Zinken eingenietet sind. Die beiden äußeren Zinken sind
spitz, dann folgen nach innen zwei Zinken mit nach innen stehenden Widerhaken; die Mittelzinke hat dann zwei Widerhaken. Dieser Speer wurde für größere Fische, wie Welse und große Hechte,
gebraucht. Jedenfalls waren unsere Flüsse, ehe dieselben mit Dampfschiffen befahren wurden, fischreicher, und es gab auch größere Fische, als heute. Die Welse werden bekanntlich sehr alt;
Exemplare von 50 bis 100 Pfund waren gar nicht selten. Da der Wels ein recht bequemer Fisch ist, der ruhig im Wasser steht und sein breites Maul so lange aufsperrt, bis die kleineren Fische ihm
hineinschwimmen und er dann nur zuzuschnappen braucht, so ist er verhältnismäßig leicht zu stechen.
Fig. 2. Mittellänge 21,5, Seiten-Länge 27,5, untere Breite 18, Breite des Querstückes 10 cm, Höhe desselben 3 cm. Die neun Zinken sind 4-kantig, 1 cm Quadrat, unten spitz; die
Mittelzinke hat an beiden Seiten einen Widerhaken; sämtliche anderen Zinken haben einen nach innen stehenden Widerhaken von 1,5 cm Länge. Oben am Speer ist wieder die Tülle, in welcher der Stab
befestigt wurde, mit einem Nietloch versehen.
Fig. 3. Mittellänge 18, Seiten-Länge 20, untere Breite 12 cm, die Zinken 1 cm breit. Dieser Speer hat keine Tülle und ist aus einem Stück kunstvoll gearbeitet. Aus einem breiten,
flachen Stück Eisen, das mit zwei Nieten an einem Stab befestigt wurde, sind sieben rundliche Zinken herausgeschmiedet, die Mittelzinke ganz gerade mit zwei Widerhaken, die anderen nach außen
gebogen, mit einem nach innen stehenden Widerhaken.
Fig. 2 und 3 sind Hechtstecher. Die Hechte sind namentlich zur Laichzeit im Frühjahr, wo sie in Gräben und in seichten Gewässern laichen und dabei ganz still
stehen, leicht zu stechen, hauptsächlich des Abends, wobei sogar noch Fackeln angezündet werden, wodurch der Fisch geblendet wird.
Fig. 4 ist ein Aal-Stecher. Länge 41, untere Breite 14 cm. In der Tülle wird der Holz-Stiel durch drei Nietlöcher befestigt, daran sind nach außen gebogen, unten 1,75 cm breite,
scherenartige, spitze Zinken geschmiedet; in der Mitte ist ein 15 cm langer, runder, spitzer Dorn mit Widerhaken genietet. Die scherenartigen Seitenzinken federn beim Stechen und sind nach innen
geschärft, sodass der Fisch von dem Widerhaken festgehalten wird. Die Aale werden meistens gestochen, wenn sie im moorigen Grund gekrümmt ihren Winterschlaf halten. Am besten erkennt man die
Ruhestelle, wenn auf dem Wasser eine leichte Eisdecke gefroren ist. Dann setzt sich von unten ein Kreis leichter Luftperlchen am Eis fest, die vom Aal herrühren. Die Kenner stoßen dann mit dem
Aal-Speer gerade hinunter in den Morast und haben unfehlbar den Aal gefangen.
Fig. 5 stellt einen kleinen Speer vor mit fünf Zinken, die aber sämtlich mit zwei Widerhaken versehen sind. Dieser Speer ist 11 cm breit und aus Eisenblech geschmiedet; die
Zinken sind 1,5 cm breit. Die ziemlich dicke Tülle hat ein Nietloch bei 3,5 cm Durchmesser.
Weitere Blogartikel:
Sichelartige Hau-Messer aus Kärnten und aus Lykien (Kleinasien)
Quelle: Zeitschrift für Ethnologie, 31. Jahrgang. Berlin, 1899.