Bei dem Herren, der seinerseits die Vertragsbedingungen erfüllte, treu auszuharren gebot die Standesehre. Es ist dasselbe hartnäckige Festhalten, das bereits Tacitus, wenn der im Spiel Unterlegene sich gutwillig verkaufen lässt, zu der erstaunten Bemerkung veranlasst: das nennen sie Treue. „Eines jeglichen Kriegsmannes oder Landsknechts Befehl und Amt ist, sobald einer von einem Herrn angenommen ist und Geld empfängt, so ist er schuldig, demselben, dazu er bestellt, nachzukommen, denn dieweil er Geld empfangen, so hat er sein Haut, auch Leib und Leben verkauft.“ Das Sinnbild der Kriegsehre ist das Fähnlein, das bei der ersten Musterung feierlich im Ring dem Fähnrich übergeben wird, wozu man „gemeinlich junge, starke, unverdrossene, grade Personen verordnen pflegt“. Dann spricht der Oberst: „Ihr Fähnriche, da befehle ich euch die Fähnlein mit der Bedingung, wann ihr werdet in die Hand geschossen, darin ihr das Fähnlein tragt, dass ihrs in die andere nehmt, werdet ihr in dieselbe auch geschädigt, so werdet ihr das Fähnlein ins Maul nehmen. Werdet ihr aber von den Feinden überrungen, sollt ihr euch darein wickeln und euer Leib und Leben darinnen lassen, ehe ihr euer Fähnlein mit Gewalt nehmen lasset.“
Darum darf auch das Fähnlein nicht fliegen, solange schwere Beschuldigungen gegen einen Genossen ungerichtet und ungesühnt ist. Aber freilich kann nicht verschwiegen werden, dass keineswegs immer
die Wirklichkeit diesen heroischen Vorschriften entsprach. So unübertrefflich die Tapferkeit der Landsknechte war, wenn nicht ein besonderer Hass oder Beuteluft in ihnen geweckt war, so drängten
sie sich nicht zu entscheidenden Schlägen, in Fortsetzung der mittelalterlichen Kampfesweise, die auch meist mehr den Besitz als die Person des Gegners schädigte.
Leistungen, wie sie bei der kaiserlichen Belagerung Magdeburgs 1550–1551 Bürger und Söldner gemeinsam vollbrachten, waren durchaus ungewöhnlich. Mit naivem Selbstgefühl spricht das ein Mitkämpfer, Sebastian Besselmeier, aus, der dem Ruhm der Vaterstadt ein schriftliches Denkmal gesetzt hat: „Denke doch einer, wie wunderbarlich Gott den unseren allezeit beigestanden und heraus geholfen und der Feinde Fürnehmen und Anschläge zunichte gemacht hat, daneben den unsern vor dem Fein ein solch Herz und Mut geben und sie als wären sie blind hinan geführt, unangesehen, dass der Feinde drei oder vier und oft fünfmal so stark als die unsern gewesen waren. Dagegen die unsern ohne einigerlei Anschlag hinaus gelaufen und mit dem Feinde geschlagen haben, dazu in der Not so tapfer bei einander gestanden und Reuter und Knechte so einig gewesen, dass wo einer den andern sah Not leiden sie den ganzen Haufen daran wagten und einander wie Brüder entsetzten, welches man von dem Feinde nie gesehen, sondern einander oft verlassen und in Nöten haben stecken lassen.“
Quelle Bild und Text: "Der Soldat in der deutschen Vergangenheit" miteinhunertdreiundachtzig Abbildungen und Beilagen nach den Originalen aus dem 15. - 18. Jahrhundert, von Georg Liebe; Leipzig, 1899.