Monstranz, aus Silber und vergoldet, in der Kirche zu Großostheim bei Aschaffenburg. Diese Monstranz gehört zu den zierlichsten und einfachsten der späten Gotik; sie hat die beträchtliche Höhe von 75 cm. Wie gewöhnlich umschloss in der Mitte ein Zylinder aus Glas die Hostie, wie wir ihn hier geben; derselbe wurde in späterer Zeit herausgenommen und durch eine andere Glasfassung ersetzt. Auf beiden Seiten stehen Maria und Johannes, darüber Christus, die Wundmale zeigend (in der Abbildung wegen der davorstehenden Fiale wenig sichtbar); die vier knienden Engel, welche ihn umgeben, halten die Leidenswerkzeuge. Der Fuß des Ganzen ist auf den verschiedenen Flächen, welche er darbietet, durch eingravierte Linien von gotischem Maßwerk geziert. Dasselbe ist besonders aus dem Unterteil des Fußes sichtbar, den wir bei A von oben gesehen, im Umriss zur Hälfte beigefügt haben. B zeigt die Oberfläche jenes Teiles, auf welchem der Glaszylinder und die Fialen ausgesetzt sind; auf ihr steht in Gravierung der Name des Meisters und die Jahreszahl: Opus istud wormacie per me Casparum Naysar sic finitum est, anno 1523.
Der Abbildung dieser Monstranz fügten wir noch zwei andere Monstranzen in kleinem Maßstab zum Vergleich bei, welche aus etwas früherer Zeit stammen. Jene C befindet sich in der Kapelle des Schlosses zu Breitbrunn. Der Sage nach soll sie Tilly, der Besitzer dieses Schlosses, aus dem Brand von Magdeburg mitgenommen und daselbst aufgestellt haben. Die Reliquienmonstranz D wird in der Pfarrkirche zu Burglengenfeld aufbewahrt.
Reichverzierter Sessel und tragbare Orgel nach zwei getuschten, aber in den Farben verblichenen Zeichnungen, gefertigt im Jahr 1527 von Peter Flötner, welche sich in der Kgl. Kupferstichsammlung zu Berlin befinden.
Peter Flötner, ein ausgezeichneter Nürnberger Bildschnitzer, gewöhnlich nur Schreinermeister genannt, starb am 23. Oktober 1546 in Nürnberg. Er lieferte viele Modelle für seine Fachleute, für Goldschmiede und Metallgießer und war auch selbst Formschneider, wie aus verschiedenen mit seinem Monogramm P F versehenen Holzschnitten hervorgeht. Eine Sammlung von vierzig Blättern, Verzierungen für Tischler und Goldschmiede darstellend und mit seinem Monogramm versehen, erschien nach seinem Tod in Zürich bei Rudolf Wyssenbach im Jahr 1549 und ein Werk unter dem Titel: „Wunderbarliche kostliche Gemält mancherley schöne Gebauwen sol“ wurde ebenfalls in Zürich im Jahr 1561 herausgegeben, mit den Monogrammen Flötners und Jamnitzers. In der nach dem Tod des Besitzers an die Stadt Nürnberg übergegangenen Hertel'schen Kunstsammlung befanden sich mehrere treffliche kleine Reliefs in Holz und in dem Kgl. Museum zu Berlin ebenfalls prachtvolle Bas-reliefs-Arbeiten in Holz und in Alabaster eine Kleopatra mit dem Monogramm und der Jahreszahl 1532.
Neudörffer sagt u. a.: „dass Flötner 113 verschiedene Antlitze von Männern und Frauen auf einen Kirschenkern geschnitten habe, dass es seine tägliche Lust gewesen, Modelle für Goldschmiede in weißen Stein zu schneiden und wie er in der Perspektive und im Maßwerk erfahren gewesen, dass er den Veit Stoß übertroffen hätte, wenn er Abnehmer für seine größeren Arbeiten gefunden.“ Die vorliegenden Zeichnungen des Sessels und der Orgel dienten unzweifelhaft als Vorbilder für Flötner selbst oder einen kunstverwandten Bildschnitzer.
Farbige Gläser in den mannigfachsten Formen wurden vom 13. bis gegen den Schluss des 18. Jahrhunderts auf der Insel Murano bei Venedig gefertigt. Besonders waren gegen das Ende des 15. oder eigentlich im Anfang des 16. Jahrhunderts jene berühmten venezianischen Filigran-, Milch- und Fadengläser und die wundersamen Millefiori von unzählbar verschiedenen Mustern und Geweben der weißen Fäden in durchsichtiger Glasmasse in allen Gegenden der kultivierten Welt verbreitet.
Da diese Kunstwerke einen Haupthandelszweig Venedigs bildeten, so hatte der Senat die schwersten Strafen gegen jene Glasarbeiter verhängt, welche sich unterstanden, das Geheimnis der Fabrikation im Ausland zu verbreiten. Gegen die Arbeiter, welchen ein derartiges Vorgehen zur Last fiel, erließ die Staats-Inquisition zuerst ein Dekret, sich sofort zu stellen; war dieses ohne Erfolg, so wurden die nächsten Verwandten verhaftet. Führte auch diese Maßregel nicht zum Ziel, so wurde ein Emissär beauftragt, den widerspenstigen Arbeiter, wo er ihn finden würde, zu töten. Wie auf diese Weise die Regierung gegen abtrünnige Arbeiter alle Strenge anwendete, so gewährte sie den treu gebliebenen eine Menge von Privilegien und Auszeichnungen. Der Verfall der venezianischen Glasarbeiten ist hauptsächlich dem Aufblühen der Arbeiten in facettiertem Kristallglas in Böhmen und anderen Ländern im Anfange des 18. Jahrhunderts zuzuschreiben. Die venezianischen Gläser kamen außer Mode und mit dem Sturz der Republik sank die Kunst der Glasfabrikation so tief, dass von da an auf der Insel Murano nur noch gemeine Glasarbeiten zum häuslichen Gebrauch, Paternoster, Strickperlen etc. produziert wurden, bis mit der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts durch die Familie Salviati diese Fabrik auf Murano wieder in hohen Flor kam und Arbeiten geliefert wurden, welche sowohl in technischer wie in künstlerischer Hinsicht kaum einem Werk jener früheren Periode nachstehen.
Wir geben unter A perspektivisch die Totalansicht dieses Glases, unter B zwei Drittel von der entgegengesetzten Seite desselben, als flach und ausgestreckt gedacht. Der Grundton des Glases ist durchsichtig dunkelblau. Die Farben darauf bestehen aus Gold, weiß, blau und grün und sind außer der Vergoldung etwas erhaben aufgeschmolzen; in den Brustbildern besteht die Konturierung aus feinen schwarzen Linien. In dem Medaillon A erscheint das Fantasiebild eines Kaisers, worunter vielleicht Friedrich III. gedacht sein mag, während die beiden Bildnisse B der Jahreszahl nach etwa Karl V. mit seiner Gemahlin darstellen sollen. An dem oberen Rand befindet sich die Jahreszahl 1529.
Vorliegender Pokal muss umso eher für eine venezianische Arbeit gehalten werden, weil in der angegebenen Zeit keine derartigen Werke in Deutschland und anderen Ländern gefertigt wurden. Offenbar sind jedoch die Brustbilder nach deutschen Zeichnungen und der Pokal wohl auf Bestellung in Venedig ausgeführt. Deutsche Gläser des 16. Jahrhunderts in anderer Stilart, meist in Zylinderform, mitunter sehr groß, ebenfalls mit emailliertem Bildwerk, sind größtenteils mit bald mehr bald weniger kunstvollen Darstellungen (den Wappen des deutschen Reiches, dem Reichsadler, den Kurfürsten etc.) versehen.
Unter C und D geben wir der technischen Verwandtschaft wegen zwei kleine Bildwerke, welche sich in Email aus Kupfer (Limoges) auf dem Fragment eines Salzfasses befinden, aus der ehemaligen Kunstkammer in Berlin stammend und jetzt in dem Kunstgewerbemuseum daselbst. Die Bildnisse darin, ein junger Mann und eine junge Dame, erscheinen im italienischen Kostüm des 16. Jahrhunderts und sind wie damals häufig fantastisch als Paris und Helena bezeichnet.
Quelle Text und Bild: Trachten, Kunstwerke und Gerätschaften vom frühen Mittelalter bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts nach gleichzeitigen Originalen (Bd. 7)