Diese Gesellen waren besonders für die Bauern eine wahre Landplage; schon das ganze Jahrhundert hindurch ist ihr Treiben das von dem Magdeburger Administrator Joachim Friedrich 1569 beklagte: „Dass uns itzo von unsern Untertanen, sonderlich den Bauern und Dorfschaften ganz beschwerliche Klagen täglich einkommen, wie etzliche herrenlose gemeine Gardenknechte, die sich doch billiger wider den allgemeinen Erbfeind christlichen namens, den Türken, sollten gebrauchen lassen denn des Bettelns befleißigen, in unserem Erzstift hin und wieder umschweifen, den Leuten stracks mit großem Ungestüm und Frevel in die Höfe und Häuser laufen und sich, ob man ihnen gleich Brot gibt, doch damit nicht abweisen lassen wollen, sondern da man ihnen ihres Willens nicht pflegen will, den Leuten die Scheunen und Gebäude abzubrennen sich getrauen, auch sonst großen Mutwillen mit Wegelagern, Gotteslästerung und anderem treiben, den armen Leuten gefährlich sind und ihnen Schaden zufügen.“
Ständig wiederholte landesherrliche und kaiserliche Verbote waren unvermögend, dem Übel zu steuern; schließlich beschränkte man sich darauf, ein bestimmtes Maß für die dem Gartbruder zu reichende Gabe festzusetzen. Mit großer Anschaulichkeit schildert dieses Leben ein „Spiel“ von 1580. Zwei Landsknechte kehren aus dem Felde heim:
Solch`s hat gewollt der liebe Gott,
Dass wir entgangen sein dem Tod,
Da unser Landsleut groß und klein,
Sind all geblieben in gemein.
Nun zieh´ ich mit dir weit und fern,
Zu suchen einen andern Herrn,
Da wir bekommen guten Sold,
Von Silber und von rotem Gold.
Der eine will erst die gewonnene Beute vertun:
Welch´s ich erworben in Gefahr,
Des Leibs und Lebens offenbar,
Da ich hört`eifern Mücken sinden,
Dazu die großen Büchsen klingen.
Nichtsdestoweniger schließt er mit dem anderen ein Komplott gegen des Bauern Hühner:
Wohlan so stell dein Netzlein auf,
Vielleicht bekommt den ganzen Hauf.
Ich will hinein zum Bauern gehn,
Ihn um eine Gabe sprechen an,
Dass er bei mir im Hause bleib`,
Und dich nicht von der Arbeit treib`.
Als er aber den Bauern anspricht:
Was gebt ihr einem armen Gesellen,
Dass er mit Ehren weiter komm`,
Werd` nicht zum Dieb und bleibe fromm?
Da weist er ihn ab:
Es ist allhie verboten hart,
Dass man keinem Landsknecht auf der Gart,
Soll etwas geben, wer er auch sei,
Drum seind wir solcher Sorgen frei,
Ja, auch nicht eines Pfennigs wert,
Denn damit wird das Volk beschwert.
Wie hier der reich gewordene Landsknecht mochten die meisten in seinem Fall nur den Gedanken haben, der ungewohnten Bürde so schnell wie möglich wieder ledig zu werden und der Wechsel zwischen Darben und Schwelgen konnte der Sittlichkeit nicht förderlich sein. Die vom Schicksal in den Schoß geworfene Beute, die im Feldlager den Händler zum ständigen Saft machte, trieb die dem Soldaten eigene Neigung, die gute Stunde rasch zu genießen, häufig ins Sinnlose. War eine reiche Stadt gewonnen, dann prunkten die vorher Hunger litten in Samt und Seide und maßen die kostenbaren Stoffe mit den Spießen aus. Solche Verschwendung war dem besonnenen alten Fronsperg bei Genuas Einnahme ein schwerer Ärger, da er bedachte, wie lange die vergeudeten Schätze des Heeres Unterhalt hätten sichern können. Vor allem den alten deutschen Nationallastern des Trunks und Spiels leistete solches Leben Vorschub:
Würfel und Karten ist ihr Geschrei,
Wo man hat guten Wein,
Sollen sie sitzen bei.
Quelle Bild und Text: "Der Soldat in der deutschen Vergangenheit" miteinhunertdreiundachtzig Abbildungen und Beilagen nach den Originalen aus dem 15. - 18. Jahrhundert, von Georg Liebe; Leipzig, 1899.