Reliquiengefäß in der Kapelle der Veste Marienberg bei Würzburg, 0,38 m hoch. Dieses höchst zierliche und mit gediegener Ausführung gearbeitete Kunstwerk dient jetzt zur Aufbewahrung eines angeblichen Dorns aus der Dornenkrone Christi; doch war dieses wohl nicht seine ursprüngliche Bestimmung.
Der mittlere becherartige Teil des Gefäßes und die Platte im Deckel, worauf sich die Blätterknospe erhebt, bestehen aus Bergkristall; alles Übrige aus vergoldetem Silber. Die Blumen in der Blätterranke am Fuß sind mit roten, blauen oder grünen Edelsteinen geziert und die sowohl hier, als auch in der obersten Blätterknospe vorkommenden Eicheln sind aus Perlen gebildet. Die am Fuß angebrachten Salamander sind im vorigen Jahrhundert durch schlecht gearbeitete Cherubinköpfe bedeckt worden, welche glücklicherweise bloß; mittelst kleiner Schrauben, befestigt sind, ohne die erste Arbeit auffallend zu verletzen.
Die im Innern des Fußes angebrachte Inschrift, welche auf unserer Tafel wiedergegeben ist: „anno 1519, Swenfurt“ gibt Zeit und Ort der Entstehung an.
A Weinflasche aus Glas im Bayerischen Nationalmuseum zu München. Der schiefgebogene Hals derselben ist aus vier gewundenen Röhren, welche sich nach oben in einer Mündung vereinigen, gebildet. Ähnliche Flaschen, mit launiger Abwechslung der Form, waren in dieser Periode sehr beliebt.
B Weinkrug, im Besitz des Verfassers, von stark gebrannter, hellgrauer Erde, mit schwachem Glanz, durchaus mit rautenförmigen, eingepressten Vertiefungen, wohl aus Siegburg bei Köln stammend, welches durch seine Töpfer- und Steingutwerkstätten sehr berühmt war.
C und D Trinkgläser, seiner Zeit im Besitz des Herrn Georg Wittemann in Geisenheim. Beide von verschiedener Form spielten bei Tafel und Trinkgelagen eine besondere Rolle; die Form des Glases C ging bald in jene über, welche wir Römer nennen. Das hohe Zylinderglas D besitzt 78 aufgeschmolzene, warzenartige Knöpfe, während das vorgenannte an seinem Untersatz mit zwölf solchen versehen ist. (Diesen Abbildungen von Trinkgefäßen wurde deshalb kein verkleinerter Maßstab beigefügt, weil derselbe bei dieser perspektivischen Zeichnung nicht leicht einen Anhaltspunkt fände. Die Flasche A beträgt in der Höhe 26 cm der Krug B 24 cm, das Glas C 8 cm, jenes D 22 cm.)
Skulpturen von Tilmann Riemenschneider.
Die mittlere lebensgroße Darstellung der Maria mit dem Kind aus grauem Sandstein, mit Spuren der früheren Bemalung, befand sich ursprünglich an der Außenseite des Vorbaues einer Kurie des Neumünsterstiftes zu Würzburg und gelangte durch die Hände mehrerer Besitzer in das Städelsche Kunstinstitut zu Frankfurt am Main. Die Statuetten aus Lindenholz auf beiden Seiten, Maria und Johannes darstellend, sind in dem Besitz des Verfassers und wurden zu Aschaffenburg 1850 erworben; sie gehörten ohne Zweifel zu einem Kruzifix, welches nicht mehr existiert.
Wir geben durch diese Zusammenstellung eine Probe der Arbeiten dieses bedeutenden Meisters in verschiedenem Material. Tafel 430 zeigt bereits von demselben das Grabdenkmal des Ritters Konrad von Schaumburg.
Tilmann Riemenschneider war geboren zu Osterode im Harz; im Jahr 1483 zu Würzburg als Bildschnitzergeselle aufgenommen, bewohnte er den Hof Wolfmannszichlein und verheiratete sich zweimal. Im Jahr 1520 war er sogar erster Bürgermeister, wurde jedoch wegen seiner freisinnigen politischen und religiösen Meinungen bei Beendigung des Bauernkrieges durch den Bischof Konrad von Thüngen mit mehreren seiner Gesinnungsgenossen aus dem Stadtrat gestoßen. Im Laufe seiner mehr als 40jährigen Kunsttätigkeit lieferte er viele und bedeutende Werke. Zu den vorzüglichsten gehören: das Grabmal des Kaiser Heinrich II. und seiner Gemahlin Kunigunde im Dom zu Bamberg. (Abgüsse davon befinden sich im KgI. Museum zu Berlin, im Bayerischen Nationalmuseum zu München und im Germanischen Museum zu Nürnberg.)
Ferner: Maria mit dem Kind, von sechs Engeln umgeben, in einem Rosenkranz stehend, in welchem noch fünf Hautreliefs, die sogenannten Freuden der Maria, angebracht sind, in Lindenholz gearbeitet und bemalt in der Kapelle zu Rimpar. Die Beweinung Christi, eine Komposition von 12 Figuren, aus Sandstein, in der Kirche zu Maidbrunn bei Würzburg, u. a.
Die Werke dieses vortrefflichen Meisters waren bis zu dem Jahr 1840 fast in Vergessenheit geraten1. Was uns in seinen Skulpturen in Bezug auf Gefühlsweise und Stilisierung entgegentritt, erinnert vorzüglich an die Gemälde und Kupferstiche des Martin Schongauer und A. Dürer.
Quelle Text und Bild: Trachten, Kunstwerke und Gerätschaften vom frühen Mittelalter bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts nach gleichzeitigen Originalen (Bd. 7)