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Gerätschaften des 16. Jahrhunderts Bd 7 Teil 5

Schmuckgegenstände aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Schmuckgegenstände aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.

A, C, E und G im Besitz des Verfassers, B, D, F und H seiner Zeit Eigentum K. Beckers. Bereits in Karolingischer Zeit wurden schon Verbote gegen das Tragen von Kleinodien in übermäßigem Luxus an Gold, Silber und Edelsteinen gegeben und dieselben im Laufe der folgenden Jahrhunderte unzählige Mal vergeblich erneuert und verschärft. In der von Kaiser Karl V. im Jahre 1530 erlassenen Polizeiordnung war es sogar jedem Stand, vom Bauer auf dem Land bis zum Fürsten vorgeschrieben, wie hoch sich der Geldwert der zu tragenden Kleinode erstrecken sollte, dieselbe führte aber ebenso wenig zum Ziel.

 

Die hier mitgeteilten Schmucksachen fallen meistens in die Zeit Karl V. Wahrscheinlich sind diese Stücke aus den Werkstätten von Augsburger und Nürnberger Goldschmieden hervorgegangen, welche in jener Periode nicht nur fast ganz Deutschland mit dergleichen versahen, sondern auch solche, wie in neuerer Zeit urkundlich nachgewiesen ist, reichlich nach Italien, Frankreich und vorzugsweise nach Spanien lieferten. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, dass manche Künstler, welche die Kunstgeschichte anführt, sich auch gleich Martin Schongauer und Israel von Meckenen, mit der Goldschmiedekunst beschäftigt haben. Unter die Goldschmiede in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ist sicher auch der Maler und Kupferstecher Heinrich Aldegrever in Soest zu zählen, da nicht allein die Menge der von ihm gestochenen Musterblätter von Dolchscheiden, Agraffen, Vasen für Goldschmiede darauf hinweisen, sondern er selbst auch wirklich als Goldschmied beglaubigt ist durch zwei von ihm gefertigte silberne Siegel für den Herzog Wilhelm von Kleve. Einen besonderen Einfluss auf die Goldschmiedekunst des 16. Jahrhunderts übte auch der bayerische Maler Hans Muelich (geb. 1516, gest. 1573) zu München.

 

Der unter A dargestellte Halsschmuck von vergoldetem Silber ist in der Mitte mit einem rubinartigen Stein, oben mit zwei Smaragden, einem Granat und unten mit einem Saphir und einer Perle geziert.

 

Das Kleinod unter B, ebenfalls aus vergoldetem Silber, hat sieben Perlen. Die Heilige Veronika trägt ein rot emailliertes Kleid, Schleier und Schweißtuch sind silberfarbig.

 

C ebenfalls vergoldetes Silber. Unten drei Perlen mit silbernen Früchten.

 

D vergoldetes Silber; die größeren Glieder der Ketten Silber und drei kleinere Ringe vergoldet. In der Mitte ein smaragdgrüner Glasfluss und am unteren Anhängsel die perlenförmigen Tropfen Silber.

 

E die ovalen Ringe an den Kettchen, die Blumen und Tropfen an dem Anhängsel Silber, alles Übrige vergoldet, das Veronikabild emailliert.

 

F aus Silber, das Ganze, bis auf die Rosetten an der Kette und das aus einer Muschel geschnittene, weiß auf dunklem Grund stehende Kreuzbild in der Mitte, ist vergoldet. An dem Mittelstück vier kleinere Perlen, zwei Rubine und zwei Smaragde, an dem Anhängsel eine größere Perle.

 

G Silber, mit Ausnahme der kleinen Ringe an der Kette und der Früchte an dem Anhängsel, alles vergoldet, in der Mitte ein Saphir.

 

H das Kreuz aus Gold, die Ketten vergoldetes Silber, unten eine Perle.


Schnitzwerk (Haut relief), aus Lindenholz
Schnitzwerk (Haut relief), aus Lindenholz

Schnitzwerk (Haut relief), aus Lindenholz, die Grablegung Christi darstellend, 0,27 m hoch, seiner Zeit im Besitz des Buchhändlers Rudolph Weigel in Leipzig.

 

Dieses Werk gibt von dem vorherrschenden Stil der Plastik, sowohl in der figürlichen als architektonischen Darstellung, ein sprechendes Charakterbild dieser Periode.

 

Das im Giebelfeld befindliche Monogramm H S mit der Jahreszahl 1516 ist den Umständen nach auf den berühmten Bildschnitzer Hans Schwarz aus Augsburg zu beziehen. Ausgezeichnete Porträts, Darstellungen, meistens Medaillons in Holz, welche diesem Meister zugeschrieben werden, befinden sich in dem kgl. Museum zu Berlin.

 

Der gleichzeitig lebende Neudörfer1 in der Notiz über den bekannten Ludwig Krug, gedenkt des Hans Schwarz also: „Als aber Herr Melchior von Phinzing, Probst bei St. Sebald, welcher von Kaiser Maximilian I. her, in Giessen und anderen Künsten sehr begierig und verständig war, den Hans Schwarzen, von Augsburg, der dann zu der Zeit in Holz für den besten Conterfaiten geachtet wurd, im Pfarrhof bei sich hatte, war ich dabei, daß er (Krug) zu diesem Schwarzen sagt, er solle ihn conterfaiten in Holz. so wolte er ihm dagegen in Stahl conterfaiten,“ woraus hervorgeht, dass Krug außer Kupferstecher auch Stempelgraveur war.

 

1Nachrichten von Nürnberger Künstlern durch Johann Neudörfer. Nürnberg 1828, 16mo., S. 31)

 


Utensilien aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Utensilien aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Utensilien aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Utensilien aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

A Das Futteral für eine Flasche mit der Jahreszahl 1518, von der einen Seite und von oben gesehen, im Germanischen Museum zu Nürnberg. Dasselbe ist von braunem Leder, mit gut stilisierten eingepressten Ranken. An den Seiten befinden sich Ösen für ein Band zum Tragen. Wie wir schon mehrfach nachgewiesen haben, spielte vom frühen Mittelalter an die Kunst, teils mit freier Hand, teils mit Stempel in Leder zu pressen, eine große Rolle und fand vielfache Anwendung. Die beigefügten Messer zum gewöhnlichen Gebrauch zeigen, wie sich auch an solchen einfachen Utensilien der charakteristische Stil der betreffenden Periode ausspricht.

 

Das Messer B, im Besitz des Antiquars Dreh, wurde wohl in einem Jagdbesteck oder an einer Schwertscheide getragen. Der obere und untere Ansatz an dem Griff ist aus Messing, ersterer unter C von oben und D, der letztere im Durchschnitt dargestellt. Die ehemalige Beschalung des Griffes aus Horn oder Holz fehlt. Die Stelle daselbst, wie die Klinge, ist stark verrostet.

 

E Ein gewöhnliches Tischmesser, gefunden unter dem Boden des Refektoriums der alten Kartause zu Nürnberg, bei dem Umbau für das Germanische Museum daselbst. Die Einlage des Griffes ist aus schwarzem Holz, die Beschläge und Einsätze daran aus Messing, die Klinge stark verrostet.

 

F Ein Messer mit verrosteter Klinge, im Besitz der Grafen von Giech im Schloss Thurnau, in dessen Nähe es gefunden wurde. Die Ansätze und Einlagen auf dem Griff aus schwarzem Holz sind aus Messing.