Schützen, nach Figuren eines Ölgemäldes, welches 1514 gefertigt wurde und sich, gleich der vorigen Tafel, auf einem Türflügel eines geschnitzten Seitenaltares in der Elisabethenkirche zu Marburg befindet. Dieses Gemälde stellt den Märtyrertod des Heiligen Sebastian dar.
Unsere drei Figuren erscheinen dabei als Kriegsknechte, welche Pfeile auf den Heiligen schießen, ganz nach der Art der ersten Jahre des 16. Jahrhunderts. Ihr Oberster, auf einem Stuhl sitzend, legt einen Pfeil auf die Armbrust; der Landsknecht in der Mitte führt noch den Handbogen, welcher sich neben der Armbrust und sogar neben der Feuerwaffe noch lange Zeit, besonders in England, erhielt.
Kaiser Maximilian I., welcher selbst bedeutende Verbesserungen bei der Armbrust und der Feuerwaffe einführte, übte sich auch nebenbei eifrig im Handbogenschießen. Der Krieger hier hat am linken Handgelenk ein Schildchen angeschnallt, damit es durch das Anprallen der Sehne nicht verletzt werde. Ähnliche Schildchen waren auch häufig aus Elfenbein gefertigt. Der Knieende ist im Begriff mit der Zahnradwinde die Armbrust zu spannen, im Gegensatz zu der Flaschenzugwinde auf Tafel 440. Auf dem Boden liegt ein Köcher mit Pfeilen, nach damaliger Art oben mit Eisen beschlagen und unten in Schweinsborsten auslaufend, wie wir bereits ähnliche nach noch erhaltenen Köchern auf Tafel 306 und 319 darstellten.
A gekreuzigter Landsknecht, nach dem um das Jahr 1509 in Sandstein gehauenen Original am Dom zu Frankfurt a. M. Außerhalb des Domes auf dem Platz, welcher ehemals den Friedhof bildete, steht, von Meisterhand in Lebensgröße gearbeitet, Christus am Kreuze mit den beiden Schächern, von mehreren Figuren umgeben.
Unsere Abbildung zeigt den linken Schächer, welchen der launige Künstler durch die Person eines Landsknechtes seiner Zeit, in vollem Kostüm dargestellt hat,
ohne Zweifel, um durch ihn einen verworfenen Menschen zu versinnbildlichen, da die Landsknechte damals im Ruf großer Gottlosigkeit standen, sodass man oft sagte, ihre Gesellschaft sei dem Teufel
selbst zu schlecht; viele Predigten, Verordnungen, Gedichte und Sagen geben hiervon Zeugnis. (Eine Artikelserie über das Leben der Landsknechte finden Sie hier.)
Dieses große und schöne Werk, welches noch Spuren ursprünglicher Bemalung trägt, jetzt aber sehr gelitten hat, ließ Jakob Heller, ein Nürnberger Patrizier, mit seiner Frau, geborene von Molheim, fertigen, wie folgende Inschrift, welche sich am Fuß des Kreuzes befindet, zeigt:
A . 1509 . HAC . CRUCIS . FI . GURAM . I . TRIUPHATORIS .
NRI . IHV . XPI . LAUDEM . JAKOBUS . HELLER . ET .
KATHERINA . DE . MOLHEIM . CONIUGES . IN .
CURIA . NURMBERGESIU . RESIDETES .
ERIGI . P . SE . EORUQE . PGEITORIBS . FECERUNT .
UT . DEUS . VIVETIBS . GRACIA . DEFUCTIS .
REQUIM . CONCEDAT . ETERNAM . AMEN .
Auf dem Schaft des Kreuzes Christi sind zwei Wappenschilde angebracht, jenes von Jakob Heller mit drei Hellern, auf denen nach damaliger Art Kreuz und Stand sichtbar ist, und das seiner Gemahlin mit einem Krebs, hier unter B und C dargestellt. Jakob Heller von Nürnberg, nach Frankfurt a. M. übergesiedelt, war ein großer Freund und Beförderer der Künste, wovon noch viele Beweise vorhanden sind, unter andern ließ er von Albrecht Dürer in den Jahren 1507 bis 1509 das berühmte Gemälde, die Himmelfahrt Marias malen, welches sich in der Dominikanerkirche zu Frankfurt befand, später an den Kurfürsten Max von Bayern gelangte und bei einem Brand in der Residenz zu München zugrunde ging. Es sind noch neun höchst interessante Briefe Dürers über dieses Gemälde vorhanden. (Siehe Campe, Reliquien von Dürer, Seite 34.)
Vorliegende Figur zeigt uns eine neue Abwechslung der originellen Tracht der Landsknechte aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Der Helm D, nach dem Originalhelm, welcher sich seiner Zeit im Besitz des D. Schlagenhauss zu Heidelberg befand, bildet den Übergang des Helms des 15. Jahrhunderts (Schaller) zu dem späteren, welcher nicht nur den Oberteil des Kopfes, sondern auch Kinn und Hals eng umschließt, wie er unter Maximilian I. seine weitere Ausbildung erhielt und unter dem Namen „Armet“ zur Maximiliansrüstung gehört.
Eine weitere Annäherung an jene Maximiliansrüstung zeigt der Helm E, welcher schon mit einem besonderen Teil, dem „Kinnreff“ das Kinn umschließt, wiewohl er noch nicht so eng wie später den Hals umgibt. Dieser letztere Helm befindet sich im großh. Museum zu Darmstadt.
F Harnischärmel mit Schulterteil, entnommen dem Grabdenkmal des Hans von Ingelheim, welcher neben seiner Frau, einer geborenen Handschuhheim, in der Kapelle zu Handschuhheim bei Heidelberg steht. Der Harnisch dieser Figur ist mit seltener Genauigkeit und Berechnung der einzelnen Teile gearbeitet. Überhaupt hat dieses Grabmal durch schöne Anordnung, Ungezwungenheit in Stellung der Figuren, sprechende Gesichtszüge, schönen Faltenwurf, einen hohen Kunstwert. Allein durch die Zeit hat es viele Beschädigungen erlitten und ist überdies weiß übertüncht worden.
Das ganze Grabmal abzubilden, lag außer unserem Zweck; allein dieser Harnischärmel ist besonderer Berücksichtigung wert. Er ist durchaus in Hohlkehlen getrieben, wie es der Maximiliansrüstung eigen ist. Der den Ellenbogen schützende Teil (Ellenbogenkachel) besteht hier aus einem einzigen, muschelartigen Stück, wie es vorzugsweise in den ersten Jahren des 16. Jahrhunderts in Anwendung kam, während bald darauf und auch schon gleichzeitig diese bewegliche Stelle durch mehrere Schienen (Geschiebe) hergestellt wurde. G der Ärmel eines Harnisches in dem großh. Museum zu Darmstadt. Merkwürdig daran ist der künstliche Mechanismus, vermittelst dessen das innere Gelenk des Armes durch ineinander verschiebbare Schienen geschützt wird, während diese Stelle sonst gewöhnlich offen ist und den ledernen Koller durchsehen lässt. Obgleich diese Vorrichtung im 16. Jahrhundert öfter erscheint, so gehört sie doch im Ganzen zu den Ausnahmen.
Ölgemälde, darstellend ein Wappen mit zwei Landsknechten, in reicher Tracht als Schildhalter, seiner Zeit im Besitz des H. Gran zu Darmstadt.
Es trägt die Aufschrift: „Joachum Rotmund in dieser Gestalt war 23 Jahr alt“, alsdann das Monogramm des Malers, eine Eule und die Jahreszahl 1514, ist auf Holz gemalt, 0,56 m hoch und 0,40 m breit. Ohne Zweifel bildete dieses Gemälde den Schieber, womit einst das nicht mehr vorhandene Bildnis des genannten jungen Mannes, dessen Wappen hier dargestellt ist, verschlossen wurde.
Nach einer sehr verbreiteten Sitte des 15. und 16. Jahrhunderts wurden die Bildnisse durch einen Schuberdeckel geschützt, auf welchem sich das Wappen der betreffenden Persönlichkeit befand. So hat u. a. das berühmte Gemälde von Albrecht Dürer, „Hieronymus Holzschuher“ darstellend, jetzt im Museum zu Berlin, einen Schieber, worauf sich das Holzschuherische Wappen befindet, welches durch die Zeit sehr gelitten, vielleicht nicht ursprünglich von der Hand Dürers selbst, doch nach der Zeichnung dieses Meisters hergestellt war, wofür noch eine vorhandene Federzeichnung A. Dürers spricht. Das vorliegende Bildwerk bietet durch Stilisierung des Wappens und die Tracht der Landsknechte besonderes Interesse.
Quelle Text und Bild: Trachten, Kunstwerke und Gerätschaften vom frühen Mittelalter bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts nach gleichzeitigen Originalen (Bd. 7)