Streithammer und Faustkolben vom Ende des 15. bis tief in das 16. Jahrhundert. A und D seiner Zeit im Besitz des Herrn Georg Wittemann in Geisenheim, G in der Waffensammlung des Freiherrn von Fechenbach-Laudenbach.
Diese Art von Waffen, welche am Ende des 15. Jahrhunderts aufkam, wurde im 16. Jahrhundert sehr allgemein, es gebrauchten sie besonders die Ritter zu Pferd gegen die Kämpfer zu Fuß mit den langen Lanzen. So klein diese Waffe auch war, so gehörte sie doch zu den gefürchtetsten.
A hat die Länge von 0,57 m, ist ganz aus Stahl, der Griff mit einer Schnur umwickelt; B zeigt den Hammer vom breiten Teil gesehen, C das Plättchen, welches den Griff von dem Stiel sondert. Der Streithammer D 0,51 m lang, hat oben sechs vorspringende, durchbrochene Zacken; er ist aus Stahl, die vier Seiten seines Schaftes sind mit breiten messingenen Streifen eingelegt. Die Stelle, welche die Hand fasst, ist mit einer Schnur umflochten. E das Plättchen, welches den Griff von dem Schaft trennt; F der Griff von unten gesehen. Der Streithammer G ganz aus Stahl, 0,46 m lang, hat oben einen Haken, mit dem er in den Sattel eingehängt wurde und ist unten mit einer Schnur umwickelt. H derselbe von oben, I von seiner Spitze und K der Griff von unten gesehen.
Diese Bildnisse wurden lange irriger Weise für die des Ulrich von Hutten und des Franz von Sickingen gehalten, auch erschienen sie um 1830 unter diesem Namen in großen Lithographien zu München. Beide Gemälde bildeten die Flügeltüren eines Altarbildes Dürers, die Geburt Christi darstellend. Dieses vortreffliche Werk war von der Familie Baumgartner für einen Seitenaltar der Katharinenkirche in Nürnberg gestiftet. Im Jahr 1612 ersuchte Kurfürst Max I. von Bayern den Rat genannter Stadt, dasselbe ihm zu überlassen, was auch mit Zustimmung der besagten Familie geschah; das Original wurde durch eine Kopie ersetzt. Jedes der Flügeltürgemälde beträgt in der Höhe 1,45 m, in der Breite 0,87 m wurden aber in späterer Zeit in höchst unpassender Weise durch Ansätze nach beiden Seiten vergrößert.
Die Entstehung dieses Altarbildes setzt man in das Jahr 1512, jedoch ohne volle Bestimmtheit; der Tracht der Männer nach könnten wir sie eher für etwas früher halten. Die ritterliche Tracht dieser beiden aus dem Leben gegriffenen Bildnisse hat noch vieles, was als herrschende Mode der zweiten Hälfte des vorhergehenden Jahrhunderts eigen ist und nur als Ausnahme noch in den ersten Jahren des 16. Jahrhunderts erscheint. So tragen z. B. beide Ritter den offenen Helm, welcher noch nicht Hals und Kinn umschließt und den Übergang von dem einfachen Eisenhut (Schaller, salade) zu dem den ganzen Kopf umschließenden Armet bildet, der mit dem Anfang des 16. Jahrhunderts in allgemeine Aufnahme kam.
Harnischteile, wie sie hier die Gebrüder Baumgartner tragen, haben wir bereits mehrfach nach der Wirklichkeit dargestellt. Die hier mit dem blanken Stahl wechselnde rote Farbe des Tuches war bei den Hauptleuten und Wehrpflichtigen der Stadt Nürnberg vorherrschend.
Dürer hat auch in seinem bekannten Kupferstich „Ritter, Tod und Teufel“ vom Jahr 1513 in ähnlicher Weise eine aus dem vorhergehenden Jahrhundert stammende Rüstung angebracht.
Quelle Text und Bild: Trachten, Kunstwerke und Gerätschaften vom frühen Mittelalter bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts nach gleichzeitigen Originalen (Bd. 7)