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Gerätschaften des 15. Jahrhunderts Bd 7 Teil 2

Glasgemälde vom Ende des 15. Jahrhunderts.
Glasgemälde vom Ende des 15. Jahrhunderts.

Es gehört in die Reihenfolge jener Glasmalereien in dem Museum zu Zürich (Wasserkirche), welche wir bereits bei Tafel 423 näher bezeichnet haben.

 

Die Frau als Schildhalterin bei jenem Glasgemälde zeigt in ihrer Tracht den burgundischen Einfluss, während die vorliegende durch ihre einfache Kleidung eine deutsche oder schweizerische Jungfrau repräsentiert. Die unvermeidlichen breiten Bleifassungen sind in der Weise benutzt, dass sie die Wirkung der Farben erhöhen.


Große prachtvolle Monstranz (1486–1505)
Große prachtvolle Monstranz (1486–1505)

Große prachtvolle Monstranz (1486–1505) in der fürstlichen Kunstkammer zu Sigmaringen. Die üppige und fantasiereiche Ornamentik dieses Kunstwerkes hat nur insofern architektonische Form, als sie zu dem Zweck seiner Bestimmung nicht zu vermeiden war und geht außerdem organisch entwickelt in das Pflanzenreich über.

 

Die Grundform ist rautenförmig, wie auch dementsprechend die untere Basis durch eine in die Breite gezogene Vierpassform gebildet ist.

 

Das Ganze, den Baum des Lebens oder das Christentum darstellend, enthält in seinen figürlichen Bestandteilen Beziehungen auf Christus und auf die Stiftung des Werkes. An der Wurzel des gewundenen Stammes erscheinen vier sitzende Männer, wohl Arbeiter, das irdische Leben darstellend. Der Mittelbau mit vier Bögen, in deren Innerem die Lunula zum Aufstecken der heiligen Hostie, zeigt an den Eckausladungen Engel mit den Leidenswerkzeugen und die heiligen Afra und Benno. Darüber, unter laubenartigem Baldachin, Maria mit dem Kinde, umgeben von den Zeichen der vier Evangelisten, über derselben schwebende Engel an Kettchen. Aus dem Baldachin die Kirchenväter, in deren Mitte das Lamm Gottes und auf dem Giebel des Ganzen Christus am Kreuz mit Maria und Johannes.

 

Zur genauen Verständigung geben wir durch A und B zwei der unten sitzenden Männer, C und D St. Afra und St. Benno, E einen der schwebenden Engel, F den Engel mit dem Wappenschild des Stifters, welcher im Auslauf des unteren Stammes, wo derselbe das Hauptgebäude des Ganzen trägt, angebracht ist, und in der perspektivischen Totalansicht kaum gesehen werden kann. Diese originalgroßen Detailfiguren geben eine Vorstellung der Größe des Ganzen.

 

Der Fuß dieser Monstranz, wie der mittlere Hauptteil sind mehrfach durch Perlen und Edelsteine geziert, doch nicht alle ursprünglich, sowie durch einige Kleinodien von Frauenschmuck, welche erst in späterer Zeit als Zeichen der Verehrung angehängt wurden. Diese Monstranz wurde durch den Augsburger Bischof Friedrich, Graf von Hohenzollern, in den Jahren seines Bistums 1486–1505 gestiftet, wie die beiden Schutzpatrone und besonders sein besagtes Wappenschild bekunden. Dass dieser Bischof, der in besonderem Ansehen stand, ein Mann von hohem Kunstsinn war, bezeugt unter vielem dieses Werk, bei welchem er mehr Wert auf den Gedanken und die Schönheit der Form als auf edles Metall legte. Wir haben daher gerade wohl dem Umstand, dass diese Kunstschöpfung in seltener Weise aus feuervergoldetem Kupfer und nicht aus Gold oder Silber hergestellt wurde, ihre Erhaltung zu verdanken. Von der Kunstliebe dieses Kirchenfürsten gibt auch sein, nach eigener Angabe überaus kunstvolles Grabdenkmal aus rotem Marmor, hinter dem Chor des Domes zu Augsburg, Kunde. Es zeigt seine Gestalt betend in reichster Umgebung, welche die Hauptmomente aus dem Leiden Christi und die Patrone des Bistums darstellt. Wir erkennen es als eine glückliche Fügung, dass diese in ihrer Art einzige Monstranz vor dem Untergang gerettet und wieder in den Besitz der hohenzollernschen Fürstenfamilie gelangte.


Glasgemälde vom Übergang des 15. in das 16. Jahrhundert
Glasgemälde vom Übergang des 15. in das 16. Jahrhundert

Glasgemälde vom Übergang des 15. in das 16. Jahrhundert; es befand sich in der vortrefflichen Glasgemäldesammlung des Freiherrn von Mergenbaum auf Nilkheim bei Aschaffenburg, welche nach dessen Ableben in den Besitz eines Kunsthändlers gelangte. Das vorliegende Bild zeigt sowohl den wesentlichen Charakter dieser Gattung von Glasgemälden, wie die Tracht eines Jägers dieser Periode. (Ähnlich erscheint in dem bekannten Kupferstich von Albrecht Dürer, Kaiser Maximilian als St. Hubertus.) Der hier dargestellte Jäger bildete zugleich den Schildhalter eines Wappens, welches uns umso weniger bekannt ist, als die Glasmaler jener Zeit öfter bei Angabe der Farben mehr der technischen Notwendigkeit als den heraldischen Bedingungen folgten.