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Trachten des 15. Jahrhunderts Bd 7 Teil 1

Frauenkopfputz vom Ende des 15. Jahrhunderts.
Frauenkopfputz vom Ende des 15. Jahrhunderts.
Frauenkopfputz vom Ende des 15. Jahrhunderts.

 

A und B Frauenköpfe mit der äußerst charakteristischen Kopfumhüllung, welche vom 15. Jahrhundert bis tief in das 16. Jahrhundert (wenn gleichwohl mit mancher Abwechslung, so doch dem Wesen nach in ähnlicher Art), die Frauen von den Jungfrauen unterscheidet.

 

Diese beiden vereinzelten Köpfe befinden sich auf Glasgemälden, welche nur als Bruchstücke aus größeren Darstellungen das Bayerische Nationalmuseum besitzt. Ohne Zweifel waren es die Bildnisse von Frauen, wohl der Stifterinnen der gemalten Fenster in einer Kirche zu Regensburg.

 

C und D Frauenbildnisse aus zwei größeren Ölgemälden, welche aus Wasserburg stammen und nun gleichfalls im Bayerischen Nationalmuseum sich befinden.

 

Wenn auch von ihnen C als Heilige Margaretha und D als Heilige Barbara bezeichnet sind, so hat doch der Künstler hier Frauen aus seiner Zeit wiedergegeben. Der Kopfputz, niederrheinischen oder burgundischen Ursprungs, hat in allen christlichen Ländern Aufnahme und Verbreitung gefunden.

 


Nürnberger Frauen vom Jahr 1500
Nürnberger Frauen vom Jahr 1500
Nürnberger Frauen vom Jahr 1500
Nürnberger Frauen vom Jahr 1500
Nürnberger Frauen vom Jahr 1500
Nürnberger Frauen vom Jahr 1500

Nürnberger Frauen vom Jahr 1500, nach kolorierten Zeichnungen Albrecht Dürers, welche sich in der berühmten Sammlung „Albertina“ zu Wien befinden.

 

Albrecht Dürer entwarf in ähnlicher Weise die meisten zu jener Zeit in seiner Vaterstadt Nürnberg üblichen Trachten, teilweise als Vorbilder, welche er in seinen Werken anbrachte; so z. B. sehen wir auf Tafel 439 die Frau zur Linken, in dem Holzschnitt „die Vermählung der Maria“, aus der Reihenfolge des Marienlebens.

 

Die Dame auf Tafel 438 trägt von Dürers Hand die Unterschrift: „,Wie die Nürnberger Frauen uf den Tanz gingen.“ Diese schwerfällige, wiewohl stattliche Tracht zeigt an, dass die Bewegungen der damaligen Tänze nicht so schnell und wild, wie der gegenwärtigen Zeit sein konnten, sondern sie mochten wohl unseren Polonaisen gleichen. Das lange Oberkleid trugen die Frauen beim Tanz über dem linken Arm, wodurch meistens ein schön gesticktes Unterkleid zum Vorschein kam.

 

In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts war es in den deutschen Reichshauptstädten eine allgemeine Sitte, dass nur die Jungfrauen ihre Haare sehen ließen, die Frauen aber den Kopf stark verhüllten und nicht selten das ganze Kinn mit einem Tuch umgaben, wie es bei dieser Figur und bei den zwei nachfolgenden der Fall ist.

 

Auf Tafel 439 trägt die Frau zur Linken das faltenreiche Überkleid und die hohe Haube, „Sturz“ genannt (1518 taten die Frauen zu Augsburg beim Bürgertanz die Sturz und die hohen Schleier zu Gefallen des Kaiser Maximilian ab). Von Dürers eigener Hand steht nebst Monogramm und Jahreszahl die Unterschrift: „wie sie in die Kirche gingen.“ Die andere zeigt eine Nürnbergerin in häuslicher Tracht, von Dürers Hand bezeichnet: „Ein Frau von Nürnberg wie sie zu hause angetan.“


Tracht eines jungen vornehmen Mannes, aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts
Tracht eines jungen vornehmen Mannes, aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts

Tracht eines jungen vornehmen Mannes, aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts aus dem reichhaltigen Gemälde, darstellend Christus am Kreuz, die Schächer und zahlreiche Zuschauer, im Bayerischen Nationalmuseum, welches wir bereits bei Tafel 376 erwähnten. Wie wir schon bei jener Tafel, auf welcher wir den Bettler darstellten, bemerkten, hat ohne Zweifel der Meister durch die Nebenfiguren die verschiedenen Stände seiner Zeitgenossen darzustellen versucht, um dadurch anzuzeigen, dass Christus für alle Menschen gelitten hat. Dieser junge Mann zu Pferd, den Zügel haltend, zeigt wohl mit besonderer Absicht den Luxus oder das Geckenhafte der damaligen jungen Männerwelt. Auf dem langen blonden Haar erscheint über der schwarzen Mütze außer der weißen Feder ein zweiter Kopfputz, wohl von rotem, ausgezacktem Seidenstoff. In der Verschiedenartigkeit des Schnittes an beiden Ärmeln zeigt sich die vorherrschende Mode des mi-parti.

 

Da es unser Streben ist, neben den Trachten stets den Charakter der Heraldik der betreffenden Periode nachzuweisen, fügen wir noch zwei Wappen aus einer heraldischen Mustersammlung von kolorierten Federzeichnungen im Germanischen Museum zu Nürnberg bei:

 

B das Wappen des lüneburgischen Geschlechtes der Dagefoerde.

 

C jenes der von Bülow.