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Waffen und Waffenteile des 15. Jahrhunderts Bd 6 Teil 6

Grabstein eines Ritters
Konrad von Schaumberg, (gest. 1499).

Tafel 430.

 

Konrad von Schaumberg, (gest. 1499), nach dem Grabmonument dieses Ritters, in der Marienkapelle zu Würzburg. Dasselbe stammt von der Meisterhand des trefflichen Künstlers Tilmann Riemenschneider aus Würzburg.

 

Dieses Denkmal mit dem lebensgroßen Bildnis aus grauem Sandstein zeigt, wenn auch mit Verschiedenheit in einzelnen Teilen, den Harnisch der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, welchen wir sowohl nach Steindenkmalen, als wirklichen Harnischen bereits mehrfach gegeben haben. Aus der folgenden Tafel 431 geben wir unter A, des besseren Verständnisses wegen, den Oberteil dieser Figur im Profil. Obschon der hier dargestellte Konrad von Schaumberg, fern von der Heimat auf einer Pilgerfahrt nach dem Heiligen Grab gestorben ist, so zeigen die individuellen Gesichtszüge, wie die große Genauigkeit der Rittertracht, dass dieses Grabmal nach einem treuen Bildnis des Ritters ausgeführt wurde. Auf der über diesem Monument befindlichen Steintafel, welche wir hier nicht geben, befindet sich folgende Inschrift: „Anno doi M CCCC LXXXXlX. am sapstag nach. Katherine. starb. d. gestreg. un. ernvest. her Conrad. vo Schaweberg. Knoch. ritt maschalk. an. d. widfart. von. de heilige. grab. uff. de mere. de. got gnad. a.“


Kostüm Ritter
Ritterliche Tracht aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

Tafel 431.

 

Ritterliche Tracht aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

 

A das Brustbild des Konrad von Schaumberg, von der Seite gesehen, nach dessen auf voriger Tafel beschriebenem Monument. Es zeigt sich an diesem manches, was man an jenem nicht in der Art erkennen kann; so sieht man u. A. hier in dem Haar den gewundenen Kranz (in Frankreich chapelle genannt), der in der Vorderansicht nicht zum Vorschein kommt.

 

B das Bildnis Wilhelms von Ellrichshausen, nach seinem Grabstein in der Klosterkirche zu Heilbronn. Er ist hier auch nur im Brustbild gegeben, weil die übrigen Teile der Rüstung dieser schönen Figur zu sehr auf das herauskommen, was wir bereits aus dieser Periode mehrfach nachgewiesen haben, und weil wir hier vorzugsweise nur auf den Orden und die Eigentümlichkeit des Helms Rücksicht nehmen.

 

Die Umschrift des Denkmals heißt: „Anno dom. 1483 jar am Mittwoch 8. Sebastianstag starb der ehrbar vest junker Wilhelm von Ellrichshausen, dem Gott gnad“.

 

Der Schwanenorden, welchen hier Ellrichshausen trägt, bestand nach der Vorschrift aus dem Schwanen in einem Kranz, welcher durch eine gewundene Zwehle gebildet ist, darüber Maria mit dem Jesuskind in einem Halbmond und der Inschrift: „Ave mundi domina“ (hier nicht sichtbar), und der Kette, deren Glieder aus Folterinstrumenten, Premsen genannt, in denen sich Herzen befinden, bestehen. Kurfürst Friedrich II. von Brandenburg stiftete gleich nach seinem Regierungsantritt, am Michaelistag 1440, eine Sodalität „unsrer lieben Frauwen“, in dessen Statuten die Bedeutung dieser Ordenszeichen auf folgende Art erklärt werden: „Wir tragen in solcher Andacht und Meinung, dass unser Herz in Betrachtung unserer Sünde in Bitter- und Wehtagen gleich wie einer Bremse sein soll, und wir der Gnade und Hülfe, die uns die Jungfrau Maria erworben hat, in unserm Herzen nicht vergessen, und daß wir auch unser Ende, gleich dem Schwan, zuvor bedenken und uns danach richten sollen, also, daß wir in der Zwehlen (Handtuch) der Unschuld befunden werden.“ Dieser Orden löste sich allmählich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts auf. Das einzige bis jetzt bekannte noch existierende Originalexemplar dieser Stiftung war in dem Schatz des Domes zu Basel und befindet sich jetzt im Besitz S. M. des Deutschen Kaisers. Siehe „Stammbuch der löblichen Rittergesellschaft zum Schwanen, von Freiherrn von Stillfried Rattonitz“, 2. Auflage, Halle 1845.

 

Es ist wohl nicht ungeeignet, in Betreff eines Schwanenordens-Ritters hier noch Folgendes zu erwähnen. Im Jahre 1853 wurden die mehrfach zerstörten Gräber der Hohenzollern und Burggrafen von Nürnberg auf Befehl S. M. des Königs von Preußen untersucht. Der Verfasser, als bayerischer Kommissär dabei anwesend, eröffnete u. a. das noch unberührte Grab des Schwanenordens-Ritters Georg von Sack (gest. 1483). Dasselbe ist durch sein prachtvolles Grabmonument bezeichnet, auf welchem die jugendliche Gestalt dieses Ritters in ähnlicher Rüstung, wie genannter Ellrichshausen, jedoch das lockige Haupt ohne Helm und mit einer Sendelbinde und einem Reiherbusch geschmückt erscheint. In der Tiefe von 1,5 Metern lag in der bloßen Erde das wohlerhaltene Skelett, wie die Spuren zeigten, ursprünglich mumienartig, ohne jeden Schmuck, in Leinwand eingebunden.

 

Nach damaliger Sitte und dem Bibelspruch: „Was von der Erde kommt, soll wieder der Erde gegeben werden“, wurde die irdische Hülle, selbst der vornehmsten, zwar in aller Pracht und mit allem Pomp in die Kirche gebracht, aber dann in dieser einfachen Weise der Erde übergeben.


Messer, Gnadgott, Ritterdolch
Degen und Dolche, 1460 – 1500.

Tafel 432.

 

A Dolch mit dreischneidiger Klinge, aus der Sammlung Sr. k. H. des Prinzen Karl von Preußen, jetzt im K. Zeughaus zu Berlin. Der Teil des Griffes, welcher mit der Hand gefasst wird, ist aus Lindenholz mit erhabenen Ornamenten geschnitzt. Da hier dieselben nicht vollständig sichtbar sind, erscheinen sie unter B als aufgerollt gedacht; der Durchschnitt der Klinge in der oberen Hälfte unter C. In kleinem Maßstab gibt D die Ansicht des ganzen Dolches.

 

E ein Dolch derselben Periode, im Bayerischen Nationalmuseum. Der mittlere Teil des Griffes aus Holz hat rautenförmige Erhöhungen, in deren Mitte Stiftchen aus Messing eingeschlagen sind, welche in ihrer Mitte Löcher haben. Die Oberfläche des zylinderförmigen Knopfes unter F zeigt eine starke Vertiefung, in welcher Messingwände eingesprengt sind, eine Rosette bildend. G der Durchschnitt der zweischneidigen Klinge. H der ganze Dolch in verkleinertem Maßstab.

 

I eine eigentümliche Waffe, ebenfalls im Bayerischen Nationalmuseum, wiewohl in Original kaum noch ein zweites Exemplar zu finden ist, spielte diese Waffe bei der Haustracht der Männer jener Zeit eine große Rolle. Die Länge des höchst einfachen Griffes ist in jener der Klinge achtmal enthalten. K gibt die Oberansicht des Griffes, L die Übersicht des Ganzen im Kleinen. Diese Waffe wurde in auffallender Weise vorn senkrecht auf dem Leib und seltener auf der rechten Seite getragen. Beispiele, wenn auch mit Verschiedenheit in Form, sieht man vorzugsweise auf Tafel: 375, bei Carl VII. von Frankreich, und außerdem auf den Tafeln 317, 320, 347, 386, 388, 403.