Tafel 411.
Wie wir stets suchten, neben der ritterlichen Tracht Proben der innig damit verbundenen Heraldik zu geben, so führen wir hier auch aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts Beispiele heraldischen Bildwerkes, sowohl in Steinmetzarbeit als in Ölmalerei vor. A ist das Wappen des Bernhard Adelmann von Adelsmannfelden, Domherr zu Eichstätt, mit der darunter befindlichen Inschrift. Es befindet sich an der Außenseite des von ihm gestifteten Bruderhauses (Wohltätigkeitsanstalt), welches später in Privatbesitz überging.
Die plastische Arbeit mit stark vertieftem Hintergrund zeigt in origineller Weise nicht wie gewöhnlich den Turnierhelm auf dem Schild stehend, sondern beide nebeneinander. Ohne Zweifel war dieses Bildwerk, welches jetzt mehrfach übertüncht ist, nach der Sitte jener Zeit bemalt, und zwar mit den Adelmannischen Wappenfarben: blauer Löwe in silbernem Feld, als Helmzierde ein goldenes Sieb, schwarze Federbüsche und blau und silberne Helmdecke. Wenn auch dieses Wappen später ausgeführt sein sollte, so ist es wohl von einem älteren Denkmal transferiert oder einem solchen nachgebildet, was aus der einfachen unten gerundeten Form des Schildes hervorgeht.
Über den für die Geschichte nicht unwichtigen Domherrn B. Adelmann erwähnen wir nur Folgendes: Er war ein gelehrter Mann, dem wichtige Gesandtschaftsposten anvertraut wurden, der viele Reisen machte; er neigte zum Luthertum, kam deshalb in Bann, zog sich 1520 von der Partei wieder zurück und starb 1523.
B die Wappen auf beiden Seiten sind jene der Stifter auf einem Gemälde von Hans Holbein dem Älteren, in dem Katharinen-Kloster zu Augsburg. Das Wappen heraldisch rechts ist das der Familie Vötter, von welcher mehrere Töchter sich in dem genannten Stift befanden. Das Wappen links mit Sparren und Hörnerkleinod gehörte der Familie Langenmantel vom Sparren; ein Vötter mit Namen Conrad hatte eine Langenmantel zur Ehe und dürften diese zwei Wappen auf diese Allianz Bezug haben. Das in der Mitte gegebene Wappenschild, ohne Helm, befindet sich auf einem anderen Bild daselbst. Wir geben es wegen der im Mittelalter so oft wiederkehrenden heraldischen Lilie, zum Vergleich mit jener verschieden stilisierten Lilie in dem zuerst genannten Wappen.
Tafel 412.
Der Chor der merkwürdigen Ritterkapelle zu Haßfurt in Franken ist geziert mit einer Menge von Wappenschilden fränkischer Adelsgeschlechter. Im Inneren des Bogens vom Haupteingang befindet sich eine überlebensgroße, nackte, männliche Figur aus grauem Sandstein, gleichsam als Träger des Bogens. Dieselbe ist unter A von der Seite und unter B von unten gesehen dargestellt. C zeigt das um die Lenden geschlungene Laubwerk, D und E die beiden Hände in größerem Maßstab.
Vergeblich forscht man nach urkundlichen oder mündlichen Überlieferungen, welche diese sonderbare, offenbar allegorische Figur zu deuten imstande wären. Die rechte Hand gießt aus einem Gefäß eine Flüssigkeit in ein anderes, welches durch eine aus der Seitenmauer hervorgestreckte Hand gehalten wird. Die Linke hält eine Waage in gleicher Schwebe. Diese Attribute konnten zunächst wohl auf den biblischen Spruch: „Mit dem Maße, womit ihr messet, wird man Euch wieder messen“, bezogen werden. Indessen dürfte diese Annahme den Gegenstand nicht hinlänglich erläutern und ohne uns in den Irrgarten der Symbolik der altdeutschen Baukunst zu begeben, überlassen wir es einem Kundigeren, eine befriedigende Erklärung dieses merkwürdigen Bildwerkes zu geben.
Die Figur ist von geschickter Hand mit ziemlich anatomischem Verständnis gearbeitet; nur die Beine sind etwas unnatürlich gebogen, wie es durch die Krümmung der sich kreuzenden Gurten bedingt war. Sehr zierlich erscheint das gotische Maßwerk, welches, wie bei A sichtbar, die Figur von der Seite etwas verdeckt.
Tafel 414.
Unter A ist die Außenseite eines Chor- oder Betstuhls aus der Kirche zu Gelnhausen dargestellt, an welchem zwei Schränkchen zum Aufbewahren der liturgischen Bücher angebracht sind. B, C, D und E geben die daran befindlichen, verschiedenartig geformten, eisernen Handhaben oder Türringe, F das äußere Schlossblech, welches sich an beiden Türen wiederholt und G eines der Bänder in größerer Gestalt. H die Spitze eines der Türbänder, welche auf der Seitenwand des Betstuhls um die Ecke ausläuft. Auf der Rückseite des Letzteren befindet sich ein Pult und eine Kniebank. Das Ganze ist aus Eichenholz. I und K zierliche eiserne Nagelknöpfe im Besitz des Verfassers. L, M und N Pfortenringe an der Ritterkapelle und an der Hauptkirche zu Haßfurt.
Quelle Text und Bild: Trachten, Kunstwerke und Gerätschaften vom frühen Mittelalter bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts nach gleichzeitigen Originalen (Bd. 6).
Weitere interessante Blogartikel: