Tafel 407.
A und B bilden das Gegenstück der gewirkten Bordüre in zwei Abteilungen, welche wir bereits auf voriger Tafel beschrieben. Sie bilden an dem besagten Antependium den senkrechten Abschluss zur Rechten des Beschauers.
C eine junge Dame, in festlicher Kleidung; sie befindet sich in halber Lebensgröße auf einem jener Gemälde von Hans Holbein d. Ä. in der k. Pinakothek zu München, welche die sieben Freuden Mariens darstellen, und zwar in dem Bild der Präsentation im Tempel. Die hier dargestellte Figur ist zweifellos das Bildnis einer vornehmen jungen Dame, welche der Meister im Porträt unter den Opferbringenden verherrlichen wollte.
Tafel 409.
A Figuren aus den Miniaturgemälden eines Pergament-Codex auf der Stadtbibliothek zu Leipzig. Derselbe enthält eine französische Übersetzung des römischen Historikers Valerius Maximus, reich mit musterhaften Miniaturen ausgeschmückt. Außer den bildlichen Darstellungen, welche der römischen Geschichte angehören, bietet uns dieses Prachtwerk auch viele Bildwerke nach Vorkommnissen der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, welche für die Kulturgeschichte, besonders für die französische, wichtig sind. In dem Bild, welchem die vorliegenden Figuren entnommen wurden, war der Meister bemüht, besonders die Art und Tracht verschiedener Stände vorzuführen. Man sieht daher hier zur Linken eine Gruppe von Personen aus dem hohen Rat oder Gelehrtenstand, im Gegensatz zu der Gruppe rechts, (Handwerker oder Händler, wobei u. a. durch Handschlag ein Handel abgeschlossen wird). Die zu diesem Werk benutzte Übersetzung wurde schon 1401 vollendet, und zwar die ersten sechs Bände von einem Mönch Symon aus Itesclin für König Karl V. von Frankreich, die übrigen von einem Geistlichen Nicolas von Genesse, im Auftrag des Herzogs von Bern, des Bruders Königs Karl.
B zwei mit Armbrust bewaffnete Reiter nach Federzeichnungen in dem „Mittelalterlichen Hausbuch des 15. Jahrhunderts aus der Fürstlich Waldburg-Wolfegg´schen Sammlung“, beschrieben von R. v. Retberg, Leipzig, Weigel 1865. Das Hausbuch selbst ist vom Germanischen Museum in Nürnberg 1866 veröffentlicht, durch den Verlag Brockhaus in Leipzig.
Wenn auch dieses Werk dadurch schon bekannt geworden, so geben wir doch diese beiden Figuren nicht nur wegen ihrer charakteristischen Tracht, sondern hauptsächlich um zu zeigen, wie die Armbrust von Reitern gehandhabt wurde. Der vordere Reiter in Halbrüstung ist im Begriff mit der Winde die Armbrust zu spannen, der zweite hat dieselbe, mit einem roten Futteral überzogen, an dem Sattel hängen. Bemerkenswert sind an beiden Reitern die ungewöhnlich hohen Stiefel mit den damals gebräuchlichen langen Schnäbeln. Die Röhren der Stiefel sind bis an die Knie hinaufgezogen, daselbst umgeschlagen fallen dieselben nochmals bis auf die Füße herab. Man konnte sie demnach über die ganze Länge der Beine hinaufziehen. Diese eigentümliche Weise hoher Stiefel erscheint auch in Bildwerken jener Zeit an Rittern zu Fuß, bei welchen der Künstler die Rückkehr von der Reise anzeigen wollte. Der vordere Reiter trägt den Dolch in dem Stiefel, der zweite hat mit einem Riemen den Stiefel an der Hüfte befestigt. Armbrust, Pfeilköcher und Dolch, welche bei dieser Darstellung in sehr kleinem Maßstab erscheinen, haben wir bereits ausführlich nach alten Originalen wiedergegeben.
Ein kleiner Teil der Zeichnungen dieses Hausbuches ist koloriert und ganz wenige sind nur stellenweise, wie die vorliegende, in Farbe gesetzt. Die oben genannte Veröffentlichung ist ohne Farbe.
Tafel 413.
Unter A bis E geben wir aus größeren Gemälden in der städtischen Galerie zu Bamberg nur einzelne Beispiele verschiedener Kopfbedeckungen zu näherem Verständnis. A und B aus einem die Legende der Heiligen Klara behandelnden Bild. Ersterer als Kopfputz einer Jungfrau, reich mit Perlen gestickt und mit Goldfransen, welche hinten bis gegen den Nacken herabhängen; B der Kopfschmuck der Heiligen Klara, welcher bei der Darstellung ihres Eintrittes ins Kloster auseinanderfallend auf einem Tisch liegt. C männliche Kopfbedeckung; D und E weibliche Kopfputze. Diese drei letzten aus einem Bild, die Predigt des Johannes Capistranus darstellend, welche gegen den Luxus und die Hofart gerichtet ist; Männer und Frauen übergeben dem Feuer Gegenstände des Schmuckes und der Eitelkeit.
Die obere Darstellung, eine muntere Gesellschaft in einem Nachen, erscheint hier in besonderer Berücksichtigung der einfacheren Kopfputze. Sie ist einer größeren, leicht kolorierten Federzeichnung, die Vergnügungen des Sommers darstellend, aus dem schon bei Tafel 403 erwähnten Wolfeggischen Hausbuch entnommen.
Quelle Text und Bild: Trachten, Kunstwerke und Gerätschaften vom frühen Mittelalter bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts nach gleichzeitigen Originalen (Bd. 6).
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