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Trachten des 15. Jahrhunderts Bd 6 Teil 6

Männer- und Frauentrachten aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Männer- und Frauentrachten aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

Tafel 401.

 

Diese Abbildung ist ebenfalls der Pergamentmalerei entnommen, welche Matthäus Schwarz zu Augsburg herstellen ließ; sie befindet sich jetzt in dem k. Kupferstichkabinett zu Berlin und wurde schon auf Tafel 388 näher bezeichnet. Auch hier zeigt sich in Variationen sowohl in Schnitt, wie Farben die Übertreibung der Mode junger Leute dieser Periode, welche nicht nur in Augsburg und Schwaben, sondern auch mit mehr oder weniger Unterschied damals in allen christlichen Ländern erscheint.


Trachten aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Trachten aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

Tafel 403.

 

Trachten aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, nach einer gleichzeitig kolorierten Federzeichnung im Besitz des Verfassers. Diese Tafel stellt einen Garten vor, in welchem sich ältere und jüngere Männer und Frauen der vornehmen Welt eingefunden haben. Wenngleich der im Vordergrund stehende junge Mann die Aufmerksamkeit auf sich zieht und das Charakteristische der Tracht jener Zeit insbesondere ausdrückt, so zeigen doch auch die anderen Figuren die damals herrschenden Unterschiede nach dem Alter und dem individuellen Geschmack des Einzelnen.

 

Das Wesentliche in der Tracht junger Männer besteht in enganliegender Kleidung, häufig mit kurzer Jacke (Hänslein, auch Scheckenrock genannt) und kurzem Mantel, im Tragen zweier, wechselnder Farben an demselben Gewand (mi-parti), im schwertähnlichen Dolch auf der rechten Seite, im Kopfputz, welchen gleichfalls nicht selten ein kleines Käppchen oder auch ein Kranz, häufig mit stracker Feder, bildet.

 

Die jungen Frauen haben meist enganliegende Unterkleider, darüber öfters ein Oberkleid, welches vorn in Falten aufgezogen ist und auf dem Kopf einen Kranz mit Feder. Von den älteren Leuten, deren wir zwei Paare zur Rechten sehen, unterscheiden sich die Männer durch lange, weite Überkleider und durch eine Mütze oder Haube als Kopfbedeckung, wie auch die älteren Frauen nie mit bloßen Haaren, sondern gewöhnlich mit hohen Hauben erscheinen.

 

Der junge Mann in der Mitte hat auf der linken Brust und dem linken Schenkel die Verschlingung eines schwarzen Bandes, welches das Abzeichen des Ordens vom Heiligen Geist sein soll; letzterer wurde im Jahr 1352 von Ludwig, König von Jerusalem und Sizilien, gestiftet; das Nähere darüber sehe man in den Monuments de la monarchie française par Montfaucon (Tom. II. pag. 327). Mehrere der hier dargestellten Figuren erscheinen mit mehr und weniger Abwechslung häufig in den Inkunabel-Holzschnittwerken des 15. Jahrhunderts.


Frauentracht und Ornamente aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Frauentracht und Ornamente aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

Tafel 406.

 

A die Dame, welche sich auf dem Titelblatt des sehr selten gewordenen Holzschnittwerkes über die Reise von Palästina, das wir bei voriger Tafel erwähnten, befindet, nach einem kolorierten Exemplar auf der Schlossbibliothek zu Aschaffenburg. Sie steht daselbst in reicher ornamentaler Umgebung, zu ihrer Rechten das Wappen des Bernhard von Breidenbach, zu ihrer Linken jenes des Grafen Johann von Solms und auf dem Postament unter ihren Füßen jenes des Ritters Philipp von Bicken. Die Tracht dieser Dame bezeichnet den vornehmen Stand; den eigentümlichen selten erscheinenden Kopfputz sehen wir schon in gemäßigter Form auf Tafel 320 C.

 

Im Bayerischen Nationalmuseum befindet sich ein gewirkter Teppich, ursprünglich ein Antependium; derselbe stammt aus der Sammlung des Martin von Reider zu Bamberg und wurde in dem Ursulinerinnenkloster von einer Nonne gefertigt. Er stellt in reichem Bildwerk die Anbetung der drei Weisen aus dem Morgenland dar. Als sprechendes Monogramm hat sich diese Nonne, am Webstuhl arbeitend, (im Verhältnis zu den anderen Figuren in Größe eines Mäuschens) auf dem Saum des Gewandes Mariens angebracht. Dieses interessante Antependium ist auf beiden Seiten durch eine Bordüre senkrecht abgeschlossen. Wir geben jene zur Linken des Beschauers hier unter B und die Fortsetzung nach unten unter C. Das Pflanzenwerk in Gold und bunten Farben auf dunklem Grund ist von besonders dekorativer Wirkung. (Das Ornament der rechten Seite folgt auf der nächsten Tafel.)



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