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Trachten des 15. Jahrhunderts Bd 6 Teil 5

Gewerbetreibende Männer des 15. Jahrhunderts in ihren Trachten.
Gewerbetreibende Männer des 15. Jahrhunderts in ihren Trachten.

Tafel 395.

 

Gewerbetreibende Männer aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

 

A und B Zimmerleute nach den Holzschnitten Michael Wolgemuts und Wilhelm Pleydenwurffs aus dem kolorierten Exemplar der H. Schedel'schen Chronik vom Jahr 1493, in der le. Hofbibliothek zu Aschaffenburg. Diese Zimmerleute sind im Original dargestellt, wie sie an der Arche Noa arbeiten. Man sieht an ihnen dieselbe Tracht, wie an Vornehmen dieser Periode, nur mehr vernachlässigt oder herabgekommen. Wir geben diese Darstellung der besonderen Charakteristik und des Kolorits wegen ausnahmsweise nach jenem alten, durch den Druck schon bekannten Holzschnittwerke.

 

Die nachstehenden Figuren von C bis I nach kolorierten Federzeichnungen eines sogenannten Schachzabelbuches aus der Universitätsbibliothek zu Würzburg. Ein ähnliches Schachzabelbuch auf der Hof- und Staatsbibliothek zu Stuttgart haben wir schon bei der Tracht eines Ritters derselben Periode, Tafel 328, erwähnt. Solche Manuskripte gaben, außer verschiedenen Morallehren, Darstellungen der verschiedenen Stände, von dem König und dem Ritter beginnend, bis zur ärmsten Klasse.

 

Aus jenem Exemplar in Würzburg, einem Unikum, erscheinen hier sieben Handwerker, welche zu gleicher Zeit bei dem Schachspiel jene Figuren darstellten, welche man gegenwärtig die Bauern nennt. Die Stellung ist angegeben, welcher ein jeder auf dem Feld des Schachbrettes einzunehmen hat.

 

C der Wächter, Verschließer oder Hausmeister mit den Schlüsseln und dem Maßstab.

 

D der Lederer und Schuhmacher, E der Bauer, F der Handelsmann, G der Zimmermann und Maurer, H der Gastwirt, I der Spieler.


Italienische Dame aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Italienische Dame aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

Tafel 397.

 

Italienische Dame aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, nach der Figur eines gewirkten Teppichs, welcher zu Rom jährlich einmal bei dem Kirchenfest Corpus Domini ausgehängt wird. Früher waren es mehrere Teppiche, welche zusammenhängende Hoffeierlichkeiten und Vermählungsfeste vorstellten. Jetzt sind von diesen nur noch zwei und die Hälfte eines zerschnittenen vorhanden, sodass man die Darstellungen nicht mehr recht erklären kann. Nur so viel können wir durch Vergleich mit anderen Bildern dieser Zeit sagen, dass die Dame darauf in der Tracht des 15. Jahrhunderts, in welchem auch die Teppiche gefertigt wurden, dargestellt ist; wahrscheinlich wurde eine damals lebende Hofdame als Vorbild dazu benutzt.

 

Wenn man diese Tracht mit jener anderer Frauen, welche in unserem Werk erschienen sind, vergleicht, so findet man leicht, inwiefern dieselbe einerseits mit der allgemeinen Tracht dieses Jahrhunderts übereinstimmt, aber andererseits das eigentümliche Gepräge des italienischen Geschmacks an sich trägt. Die Figur nebenan stellt einen römischen Soldaten aus derselben Periode dar und ist aus den Freskogemälden entnommen, welche sich in der Libreria (Bibliothek) des Domes zu Siena befinden.

 

Diese Bilder behandeln die merkwürdigsten Begebenheiten des benannten Aeneas Sylvius Piccolomini, später Papst Pius II. und sind von der Hand des Pinturicchio (1454-1512) nach den Zeichnungen des zwanzigjährigen Raffael.

 

Unsere Figur, in welcher der raphaelische Stil nicht zu verkennen, stellt einen jungen Soldaten der päpstlichen Schweizergarde dar, welche um jene Zeit noch in der einfachen Tracht, wie wir sie hier sehen, erscheint. Im 16. Jahrhundert jedoch, wo die Schweizergarde fast bei allen Höfen angenommen war, sieht man dieselbe in dem bekannten, ungemein reichen und bunten Kostüm. (Zeichnung und Mitteilung dieser beiden Figuren danken wir dem Maler Wittmer in Rom.)


Männertrachten aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Männertrachten aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts.

Tafel 399.

 

A eine Figur aus den Freskogemälden des Domes zu Siena, welche wir schon bei Tafel 397 erwähnten, ebenfalls seinerzeit mitgeteilt von Maler Wittmer in Rom. Diese Figur, welche daselbst einen Hauptplatz unter dem Volk einnimmt, ist ein vornehmer Italiener. In ähnlicher Tracht erscheinen Raphael und die meisten Künstler seiner Zeit.

 

B ein deutscher junger Mann, dem vornehmeren Stand angehörig, aus derselben Periode, nach einem Gemälde in dem Städelschen Institut zu Frankfurt am Main. (Aus der Reihenfolge jener Gemälde, welche wir bereits bei Tafel 379 näher beschrieben haben.)



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