Tafel 378.
Buchdeckel aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts im Germanischen Museum zu Nürnberg. Derselbe befindet sich an einer Bibel, welche in den Jahren 1473-1475 gedruckt wurde und nach der Charakteristik des entschiedenen Stils der ganzen Arbeit kann man annehmen, dass sowohl die Lederpressarbeit des Einbandes, als die Beschläge desselben gleichzeitig mit dem Buch entstanden sind. Die Ornamente des dunkelbraunen Lederüberzugs sind durch Stempel vertieft eingepresst; die Beschläge mit erhabenen Ornamenten auf durchbrochenem Grund, welche aus beiden Seiten des Buches erscheinen, sind von starkem Messingblech in Formen ausgeschlagen. In den vier Eckbeschlägen, welche die Zeichen der vier Evangelisten enthalten, wie in dem Mittelbeschlag befindet sich ein vorstehender Knopf, worauf das Buch im Liegen ruht. Von den beiden gleichen Schließen des Buches ist die eine oben auf der Tafel besonders dargestellt.
In dieser Art höchst dauerhafter alter Einbände, welche in großer Anzahl verbreitet waren, finden wir Beispiele, wie sich guter Geschmack, Zierlichkeit und Zweckmäßigkeit oft mit sehr einfachen Mitteln herstellen lassen. Es ist sehr zu beklagen, dass in neuerer Zeit diese Beschläge häufig und selbst auf großen Bibliotheken zu Tausenden heruntergerissen und eingeschmolzen wurden.
Tafel 380.
Kästchen aus hellbraunem Holz aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, seiner Zeit im Besitz des Grafen Wilhelm von Württemberg. Wir geben hier unter A die Ansicht der Vorderseite, B jene der Oberfläche oder des Deckels und unter C jene der Rückseite. Die beiden hier nicht dargestellten Seitenflächen sind gleich der Vorderseite geziert. Die eingesetzten Füllungen aller Seiten sind mit durchbrochenen Ornamenten geschnitzt, mit einer Papierunterlage, abwechselnd blau und rot, die kleinen runden Punkte sind mit Gold unterlegt; die gerundeten Leisten an den Kanten haben Einlagen von schwarzen Holzstreifen.
Tafel 382.
Kelch aus vergoldetem Silber, im Dom zu Frankfurt a. M. Dieses Werk gehört der Kunstweise nach in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts und ist offenbar deutsche Arbeit. Der reiche gotische Stil mit den trefflichen Rankenverzierungen bekundet einen ausgezeichneten Goldschmied jener Zeit. Besonders geht dies aus den sechs Darstellungen hervor, welche den Fuß des Kelches schmücken. Die vordere Seite stellt die Kreuzigung in haut-relief dar. Die Figuren sind gegossen und aufgelötet. Die übrigen Felder sind im Stil des Martin Schongauer sehr gut graviert und enthalten folgende Darstellungen: den Heiligen Georg, die Heilige Katharina, Christus, die Heilige Barbara und Maria mit dem Kinde. In der Kirche zu Laubach in der Wetterau befindet sich ein ähnlicher, vielleicht von demselben Meister gefertigter Kelch.
Quelle Text und Bild: Trachten, Kunstwerke und Gerätschaften vom frühen Mittelalter bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts nach gleichzeitigen Originalen (Bd. 6).
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