Tafel 377.
Frauen- und Kindertracht aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, nach einem Gemälde der niederländischen Schule im Städelschen Institut zu Frankfurt a. M., dessen wir schon bei Tafel 369 erwähnten; gezeichnet von Wilhelmine Wendelstatt. Die Dame ist gleichfalls in niederrheinischer Tracht dargestellt, den Schmuck, den sie trägt, fügten wir unten der Deutlichkeit wegen in größerem Maßstab bei. Das Buch hat nach damaliger Sitte, welche sich aber auch noch länger erhielt, einen Umschlag, wohl aus Samt, welcher hier über das Knie herabhängt.
Tafel 379.
Die Figur zur Rechten aus einem Gemälde, welches sich in dem Städelschen Institut zu Frankfurt a. M. befindet. Dasselbe gehört zu einer Folge von sechzehn Bildern, worin die Legende des Karmeliter-Ordens dargestellt ist und welche früher in der dortigen Karmelitenkirche war. Sie zeigen Anklänge an die van Eyk'sche Schule.
Die Figur zur Linken ist nach einer alten kolorierten Federzeichnung im Besitz des Verfassers. Wir sehen an diesen beiden Figuren, welche dem höheren Stand angehören, die damalige Tracht eleganter junger Männer. Der eine erscheint in einem golddurchwirkten Überrock, der andere in einem kurzen Mantel. Beide haben die mi-parti Kleidung, sind bartlos und tragen lange Haare; die Schwerter, welche nicht zur Waffentracht gehörten, wurden häufig, wie hier, vorn oder auf der rechten Seite getragen.
Tafel 381.
Italienische Frauentracht aus dem 15. Jahrhundert, nach einem höchst seltenen Kupferstich der florentinischen Schule, seiner Zeit im Besitz des Kunst- und Buchhändlers Rudolf Weigel in Leipzig. Wiewohl es gegen unseren Grundsatz geht, im Druck erschienene Stiche als Originalien zu wählen, so machen wir hier wegen der großen Seltenheit derartiger Metallstiche, deren Abdrücke meistens als Unika zu betrachten sind, eine Ausnahme, da in diesem Bildchen sowohl in Bezug auf die Tracht, als auf die künstlerische Auffassung der Charakter der Zeit und des Landes sprechend hervortritt. Die hier dargestellte florentinische Jungfrau hat als Stickerei auf dem rechten Überärmel ein fliegendes Band mit der Aufschrift MARIETTA, welches wahrscheinlich ihr Name Maria oder vielmehr Mariechen ist.
Die Darstellung bezeichnet eine Jungfrau, welche in den Ehestand tritt. Sie trägt einen stark belaubten Brautkranz, nach der damaligen italienischen Sitte, nur auf dem obersten Teile des Kopfes und entfesselt das Einhorn, welches das ganze Mittelalter hindurch als Sinnbild einer Jungfrau erscheint, von einem Baum, liebkosend Abschied von ihm nehmend, während ein Kund, die eheliche Treue bezeichnend, zu ihr herankommt.
Quelle Text und Bild: Trachten, Kunstwerke und Gerätschaften vom frühen Mittelalter bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts nach gleichzeitigen Originalen (Bd. 6).
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