Die unter A dargestellte Platte, aus Solenhofener gelbem Kalkschiefer von 1,48 m Durchmesser, zeigt in einem Rund zwischen gotischem Stabwerk in einem etwa 0,03 m hohen geätzten Relief das Wappen der Stadt Würzburg, eine silberne und rot quadrierte Fahne in blauem Feld; jenes des Bischofs von Würzburg, Lorenz von Bibra, in dessen erstem Feld, die roten Zinnen des Herzogtums Franken auf silbernem Grund, im zweiten und dritten, den schwarzen Biber der Bibra auf goldenem Grund, im vierten abermals den Würzburger Wappenschild und endlich jenes des Bischofs von Eichstätt, Gabriel von Eyb, in dessen ersten und vierten Feldern, das Wappen des Hochstiftes, ein silberner Bischofsstab auf rotem Grund, im zweiten und dritten drei rote Muscheln auf silbernem Grund, als Familienwappen der Eyb. Einzelne, beinahe unmerkliche Spuren zeigen, dass die Wappen in vorgedachter Weise bemalt und die Verzierungen ursprünglich vergoldet gewesen sind.
Unter B ist eine Seitenansicht, unter C der Grundriss, unter D der Durchschnitt des aus Eichenholz gefertigten zierlichen Fußes und unter E und F die Durchschnitte des Stabwerkes dargestellt.
Nach der Regierungsperiode der beiden vorgenannten Bischöfe muss dieser Tisch im Beginn des 16. Jahrhunderts gefertigt worden sein und es lässt sich wohl annehmen, dass derselbe als ein Geschenk von dem Eichstätter Bischof nach Würzburg gelangte, da derselbe früher Domdechant in Würzburg gewesen und der Solenhofener Kalkschiefer unweit Eichstätt gebrochen wird.
Dass man bereits im 16. und 17. Jahrhundert diese nun zur Lithographie gebrauchten Kalkschieferplatten durch Einätzen von mancherlei Verzierungen, Schrift etc. bald in vertiefter, bald in erhabener Manier häufig für Kompasse, Platten für Sonnenuhren, Grabmonumente und in Mauern eingesetzte Gedenktafeln verwendete, ohne zugleich auf die so naheliegende Erfindung des Abdruckens zu kommen, ist auffallend.
Nautilusgefäß mit Frauenbildnis aus dem 16. Jahrhundert, nach einem Bild aus einem Pergamentkodex, welcher sich auf der Schlossbibliothek zu Aschaffenburg befindet. Derselbe enthält 344 gemalte Federzeichnungen des sogenannten Mainzer Domschatzes, welcher Reliquiaren aller Art, wie Monstranzen, tragbare Altäre, Buchdeckel, Heiligenfiguren, reichverzierte Kokosnüsse, Straußeneier etc. enthielt, aber nicht mehr existiert.
Diese Kleinodien, meistens Goldschmiedearbeiten aus dem 15. und 16. Jahrhundert, befanden sich früher in der von dem pracht- und kunstliebenden Kardinal Albrecht von Brandenburg, Kurfürst von Mainz und Erzbischof von Magdeburg gegründeten Stiftskirche St. Mauritz und Magdalena zu Halle an der Saale. Es ist wahrscheinlich, dass die höchst fleißig gezeichneten und ausgemalten Darstellungen in diesem sogenannten „Domschatz“, welche offenbar bald den Charakter der Dürerschen, bald den der Cranach´schen Schule tragen und zugleich mit kurzen Beschreibungen der in den Behältern eingeschlossenen Reliquien versehen sind, auf Anordnung des Kardinals, gleichsam als ein Inventar des Schatzes, nach den Originalen um 1520 gefertigt wurden. Bei der während der Reformation erfolgten Auflösung dieses kaum zwanzig Jahre bestandenen Stiftes ließ der Kardinal sämtliche Reliquien, Gemälde und andere Kunstsachen aus Halle nach Mainz bringen und in dem dortigen Dom niederlegen. Im Laufe des Dreißigjährigen Krieges mögen bereits einzelne Kleinodien abhandengekommen sein. Der Rest ist während des französischen Revolutionskrieges bei der Besetzung von Mainz durch die Franzosen oder bei der Flüchtung der geistlichen Schätze spurlos verschwunden. Bloß der hier erwähnte Pergamentkodex und eine Anzahl von Missalen, Gebetsbüchern etc., worunter einige mit Miniaturen von A. Glockendon und H. S. Beham geschmückt sind, gelangten in die Bibliothek zu Aschaffenburg.
Dieses merkwürdige Gefäß ist der Behälter der Reliquien von 26 Heiligen; die danebenstehende Beschreibung heißt: „Ein Berlemutter in Silber gefaßt und überguld uf der Dechen ein Weiblein in eym Hemde mit eim schwarzen Sametpannet. Darinnen syndt zwei partikel von h. Secilia von h. Lucia etc.“ Wie uns die schöne, in Deckfarben genau ausgeführte Abbildung annehmen lässt, war das Frauenbildnis von Silber gearbeitet und in natürlicher Farbe emailliert. Das Barett (Pannet) von Samt, das Hemd von Flor. Die Nautilusmuschel ist abgeätzt, sodass der Perlmutterschimmer die Regenbogenfarben zeigt; die Beschläge und Ornamente daran sind aus Silber und größtenteils vergoldet. Der Kopfputz kommt im 16. Jahrhundert bei vornehmen Frauen häufig vor. In der Hand hält die Dame einen Spiegel, nach damaliger Art in Form einer Halbkugel, mit einem Fuß.
Reliquienbehälter in Monstranz-Form, nach einem Aquarellgemälde aus der Dürerschen Schule, entnommen aus dem bei voriger Tafel beschriebenen Pergamentkodex, „Domschatz“ genannt, in der Schlossbibliothek zu Aschaffenburg.
Dieses Reliquiarium hat die Höhe 0,35 m. Auf der gegenüberstehenden Seite befindet sich folgende Inschrift: „Ein silbern vergult monstrantzlen mit zweyn Engeln und Ertzbißchoff Ernst Wapenn. Darinnen ist eyn Dorn von der Cronen christi, der sich selber von einander geteilet In Beywessenn und gezeugknus vieler leuthe.“
Das Ganze bestand aus Silber, welches durchaus, bis auf die Gewänder der Engel, vergoldet war. Nur die Blumen in der Rankenverzierung und das Wappenschild sind farbig emailliert. Die Reliquie ist in einem Kristallzylinder eingeschlossen, zu beiden Seiten stehen der Heilige Christoph und Johannes der Evangelist. Der von einem Löwen gehaltene Schild zeigt das heraldisch fingierte Wappen des Magdeburger Erzbischofs Ernst von Sachsen, später auch Administrator des Bistums Halberstadt (gest. 1513). In dem Herzschild erblickt man die vereinigten Wappen von Magdeburg und Halberstadt.
Quelle Text und Bild: Trachten, Kunstwerke und Gerätschaften vom frühen Mittelalter bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts nach gleichzeitigen Originalen (Bd. 7)