Tafel 368.
Monile oder Agraffe eines Pluviales oder Chormantels, aus vergoldetem Silber vom Jahr 1484; in dem Königlichen Museum zu Berlin, wohin es aus der kgl. Kunstkammer in der Residenz gelangte.
Dieses Monile gewinnt außer der vollendeten Arbeit noch dadurch an Interesse, dass es nicht allein mit der Zeit der Entstehung, sondern auch mit dem Namen des Stifters und jenem des Verfertigers versehen ist. Auf der Rückseite des Werkes ist ein Band mit der eingravierten Schrift: reineke. vam . dreffche . gholdschmed. Unter derselben ist ein wappenförmiges Täfelchen, dessen gravierte Darstellung ohne Zweifel das Monogramm des Künstlers enthält: oben das Profil eines Gesichts nach unten gewandt und von flammenden Strahlen umgeben, unten ein kleines r. Unter dem Täfelchen steht: mindensis. Auf dem Rand der Kapsel liest man (mit Auflösung der Abbreviaturen): anno . domini m° . cccc . lxxxiiii . albertus . de . letelen . canonicus . mindensis . dedit . hoc . monile . requiescat . in . pace.
Auf der anderen Seite ist das Werk mit einem zierlich durchbrochenen Blumenkranz eingesetzt. Darüber befindet sich eine Überlage, welche den eigentlichen Schmuck des Werkes ausmacht. Sie enthält eine Architektur mit vorspringenden, durchbrochen gearbeiteten Baldachinen, deren jeder in der Gestalt eines Türmchens von zwei Geschossen erscheint und die den gotischen Baustil in einer reichen, aber durchaus edlen Weise nachbilden. Unter den Baldachinen sind freistehende Figuren angebracht. In der Mitte der Heilige Petrus (der Hauptpatron des Stiftes Minden) sitzend im päpstlichen Ornat; zu seinen Seiten stehen zwei geharnischte Heilige (rechts wohl der Heilige Viktor oder Mauritius), deren Rüstungen mit großer Feinheit ausgearbeitet sind. Unter Petrus kniet anbetend als Domherr der Donator, dessen beide Wappenschilde fehlen, jedoch in unserer Abbildung stilgemäß ersetzt sind, um den Effekt des Ganzen nicht zu stören. Die Behandlung dieser vier Figuren ist, wenn auch noch ohne höhere künstlerische Vollendung, so doch durchaus tüchtig und verrät selbst eine gewisse Feinheit des Gefühls. Emailverzierungen, die gegenwärtig fast nicht mehr zu sehen sind, gaben dem Ganzen ein noch reicheres Gepräge. So zeigt sich unter der durchbrochenen Randverzierung der Kapsel ein Streif mit blauer Emailfarbe unterlegt; so waren die kleinen Fenster der Türmchen in grünem und blauem Email ausgeführt.
Auffallend ist die Ähnlichkeit dieser Agraffe mit dem großen Siegel von Ernst von Sachsen, Erzbischof von Magdeburg, gestorben 1513. Hier findet sich dieselbe Anordnung und derselbe Schmuck der Baldachine, nur ist in der Mitte der Erzbischof, ihm zu seinen Seiten die heiligen Stephanus und Mauritius und an der Stelle des Donators das erzbischöfliche Wappen angebracht.
Tafel 370.
Pokal aus Silber, mit teilweiser Vergoldung, aus dem Schluss des 15. Jahrhunderts; früher Eigentum der Schützengesellschaft in Eichstätt, jetzt nach England verkauft. Dieser Pokal gehört zu der Gattung, welche in alten Inventarien über ähnliche Kleinodien, gewöhnlich „knorrichte Becher“ genannt werden, indem der Körper abwechselnd aus schräg auslaufenden Bändern und Baumästen, mit Ansätzen oder Knorren von abgehauenen Zweigen gebildet ist. Die Äste und die Füße sind in mattem Silberton, die Bänder, die Reife, die Knorren der abgehauenen Zweige und die Krönung mit gotischem Laubwerk sind vergoldet. Der auf dem Deckel als Schutzpatron der Schützengesellschaft stehende Heilige Sebastian erscheint ebenfalls in mattem Silberton, der Baumstamm und das Lendentuch sind vergoldet, an den drei Füßen des Pokals sind emaillierte Wappenschilde angebracht. Das vordere zeigt einen blauen Panther in silbernem Feld als Wappen der Stadt Ingolstadt und die beiden anderen auf der Tafel besonders dargestellten Schilde zeigen eine Armbrust und ein Luntengewehr in blauem Feld. Der Grundriss eines Fußes befindet sich unterhalb des Pokals.
Tafel 373.
Schrein aus Lindenholz, aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, in der Sakristei der Filialkirche Willmersreuth, Pfarrei Schwarzach bei Kulmbach. Die Gesimse desselben zeigen zierliche Ornamente, teils rot, teils gelb bemalt; der etwas vertiefte Grund ist schwarz gefärbt, die einfachen aber geschmackvollen Beschläge sind aus Eisen und verzinnt.
Quelle Text und Bild: Trachten, Kunstwerke und Gerätschaften vom frühen Mittelalter bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts nach gleichzeitigen Originalen (Bd. 6).
Gerätschaften des 15. Jahrhunderts.
Gerätschaften des 15. Jahrhunderts.
Gerätschaften des 15. Jahrhunderts.