Tafel 415.
Hieronymus Tscheckenbürlin, nach einem alten Gemälde im ehemaligen Kartäuserkloster und jetzigen Waisenhaus zu Basel. Im Jahr 1487 trat ein junger und reicher Bürger von Basel namens Hieronymus Tscheckenbürlin, kaiserlicher Rechte Lizentiat, nachdem er in Paris und Orleans den Studien obgelegen, zu Basel in den Orden der Kartäuser. Wie die Chroniken sagen, machte dieses Ereignis in jener Zeit besonderes Aufsehen. Zum Andenken an seinen Eintritt ins Kloster ließ der Jüngling sich in der weltlichen Festkleidung malen, in welcher er die Kartause betrat. Auf dem Rahmen des Bildes, welchen wir in der Abbildung hier nicht geben, stehen die Worte: „Bildnis Hieronimus Tscheckenbürlins, keislicher Rechten Licentiat, Karthäuser Ordens, seines Alters 26 Jar A. 1487; starb letzter Prior der Kartaus. A. 1536.“
Dieses Bildnis ist von besonderem Interesse für die damals vorherrschende Tracht eines jungen Mannes höherer Stände, welche im Wesentlichen mit mehr oder weniger Abwechslung in allen christlichen Ländern dieser Periode erschien. Um die volle Tracht eines jungen Mannes und ebenso einer Dame dieser Zeit zu zeigen, sind in D und E zwei kleinere Figuren beigegeben, aus einem koloriertem Druckexemplar des römischen Dichters Terenz vom Jahr 1496, im Besitz des Verfassers.
B und C ein Herr und zwei Damen, jenem Miniaturgemälde entnommen, welches wir schon bei Tafel 385 erwähnten. Sie geben einen weiteren Beleg zu der damals so eigentümlichen Tracht der Zaddelung (Zerschneidung der Ränder).
Tafel 419.
Bildnis eines jungen vornehmen Mannes in Haustracht, nach einem Ölgemälde vom Jahr 1490, im Besitz des Verfassers. Dasselbe zeigt eine Abwechslung der Tracht junger Männer dieser Periode (wie bereits u. a. auf Tafel 415 schon zu sehen).
Das Bild trägt auf seinem Originalrahmen die Inschrift: „Nach Christi geburd als man zelt 1490 jar. was ich 22 jar allt fur war.“ Es stammt aus der schwäbischen Schule und man kann mit Grund annehmen, dass es von der Hand des berühmten Zeitblom (Lehrmeister des Martin Schaffner) ist. Ohne Zweifel stellt es einen jungen Ritter in Haustracht dar: er trägt das Zeichen der Ritterschaft auf dem rechten Oberärmel: eine geflochtene Silberschnur (Gartenzaun), einen grünen Grund umschließend, darüber eine Blume, ein fliegendes Band und einen sechsspitzigen Stern. Letzterer wiederholt sich auf der Kopfbedeckung.
Was den Gartenzaun betrifft, so bezeichnete derselbe eine Ritterschaft zum „Garten“, die übrigen Attribute sind nicht leicht zu bestimmen, indem eine große Unzahl von Ritterverbindungen von mehr und weniger Bedeutung mit vielerlei Abzeichen bestanden. Von diesem Gemälde existieren bereits mehrere Kopien aus neuerer Zeit, welche mitunter für das Original gehalten werden konnten, insofern man dieses Originalgemälde nicht zum Vergleich daneben sieht. In der kgl. Galerie zu Madrid befindet sich bekanntlich das selbst gemalte Bildnis Albrecht Dürers aus seiner Jugendzeit, fast in derselben Tracht, doch vorherrschend weiß mit schwarzen Litzen und Borten geziert; eine gleichzeitige gute Kopie darnach ist in der Galerie zu Florenz.
Abgesehen von den Kopien dieses Bildes neuerer Zeit, erwähnen wir die bekannte Radierung von Wenzel Hollar.
Tafel 425 – 426.
Teppich vom Jahr 1492, im Besitz des Germanischen Museums zu Nürnberg. Derselbe bietet besonderes Interesse für die Trachten jener Zeit. Er gehört zu einer Reihe von Darstellungen aus einem Minnelied, von welchen aber nur noch vier vorhanden sind. Wir geben hier die erste und die letzte.
Man kann den Sinn des Ganzen erraten, wenn auch alle näheren Angaben fehlen. In allen diesen Darstellungen erscheint ein König als Hauptperson; in der ersten lässt er durch seinen Begleiter bei einer Krämerin einen Beutel kaufen; in der nächsten reitet er im Wald, vor ihm sein Begleiter mit dem Beutel auf dem Rücken. Dieser zeigt auf zwei Vögel, auf einem Baum sitzend, Amor als Führer geht voraus. In der dritten umarmt der König eine Dame, welche ihm Amor zuführt. Das vierte Bild, auf Tafel 426 stellt ein Gastmahl vor.
Die Krämerin, Tafel 425, trägt den kegelförmigen Kopfputz mit Schleier, wie man ihn zu dieser Zeit vorzüglich in Frankreich und in den Niederlanden findet. Mit der Linken bietet sie farbige Schnüre feil. An der rechten Seite des Ladens sieht man ein mit Zeichen versehenes Aushängeschild, wie oben die genannte Jahreszahl. In Tafel 426 sitzt das königliche Paar an gedeckter Tafel; ein Edelknabe, in mi-parti gekleidet, trägt Speisen auf.
Quelle Text und Bild: Trachten, Kunstwerke und Gerätschaften vom frühen Mittelalter bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts nach gleichzeitigen Originalen (Bd. 6).
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