Schmuckkästchen aus braunem Leder, aus der Mitte des 15. Jahrhunderts; Eigentum des Germanischen Museums zu Nürnberg.
Derartige, mit Figuren, Arabesken und Inschriften verzierte Kästchen kommen schon früh im Laufe des 14. und 15. Jahrhunderts vor. Die Verzierungen wurden aus freier Hand, mittelst Schneidewerkzeugen, gleich einem Holzstock, geschnitten, bloß kleine Ornamente und Punkte im Hintergrund sind mit Metallstempeln eingepresst. Gewöhnlich wurde alsdann das Leder auf Holz, meistens aber auf Pappestäbchen befestigt.
Das vorliegende, von verschiedenen Seiten dargestellte Kästchen, dessen Größe der beigefügte Maßstab nachweist, zeigt auf dem gewölbten Deckel ein Liebespaar, umgeben von mancherlei Vögeln und Tieren, welche sich zwischen dem schön geschwungenen Rankenwerk lustig bewegen. Auf der Vorderseite ist ein unbekleidetes Mädchen, welches seinen Schleier zurückschlägt und ein Einhorn, als Symbol der Jungfräulichkeit, sichtbar.
Eine der schmalen Seiten zeigt, wie ein Bär einem Hahn und seiner Henne nachstellt. Die Gegenseite ist nur mit Ranken verziert.
Chorpult aus dem 15. Jahrhundert.
A. Ein Singepult in Bronze gegossen und ziseliert, in der Kirche St. Giovanni c Paolo in Venedig.
Dieses Kunstwerk ist im Chor der durch ihre reichen Dogen-Grabmäler berühmten Kirche aufgestellt und zeigt ein Piedestal in gotischem Stil aus dem Sechseck konstruiert, darauf einen doppelköpfigen Adler, welcher mit seinen ausgebreiteten Flügeln bestimmt ist, als Pult auf seinen Rücken das Choralbuch zu tragen.
Ein im Dom zu Aachen befindliches ähnliches Pult ist ebenfalls durch einen, jedoch einköpfigen Adler gebildet, dessen früher ausgebreitete Flügel aber unter der französischen Herrschaft bei den Ansätzen verkürzt und zusammengezogen wurden, um ihn dem Napoleonischen Wappenadler ähnlich zu machen. Fälschlicherweise wurde er lange als eine Stiftung Karls des Großen bezeichnet.
B. Ein Singepult aus Holz in der Kirche St. Jano in Verona, mitgeteilt von Maler C. T. Reiffenstein in Frankfurt a. M. Dieses Werk gehört zu den sogenannten Marqueterie-Arbeiten (Tarsia), welche im Laufe des 15. und 16. Jahrhunderts im nördlichen Italien, besonders in Venedig, häufig gefertigt wurden.
Außer Chor- und Betstühlen in Kirchen und Schreinen in Sakristeien, verzierte man ebenfalls häusliche Geräte, wie Truhen, Tische, Kleinodienkästchen usw. in dieser Kunstweise. Nicht selten wurden hierbei, außer dem farbigen Holz, Schnitzwerk aus Elfenbein oder Bein angewendet. Vasari1 nennt uns mehrere ausgezeichnete Meister in diesem Fach: Guiliano da Majano, gest. 1450, Giusto und Minore, Gehilfen von Guido del Serodlino und Domenico di Marietto sein Neffe, 1498. Baccio Cellini und Gerolamo della Cecca.
Im 16. Jahrhundert kommen vor: Fra Giovanni von Verona, Fra Raffaello von Brescia, Fra Damiano von Bergamo u. a.
Der hier abgebildete Singepult ist aus hellgelbem Naturholz gefertigt. Sämtliche in dem Stich dunkel gehaltene Stellen, die kleinen Würfel in den viereckigen Feldern des Kastens, von welchen oben C eine Probe im größeren Maßstab beigegeben ist, sind von dunkelbraunem Holz, die vorstehenden Köpfe der Nägel von grün oxidierter Bronze. Die Füllungen unter dem Pult, der Grund der kleeblattartigen Verzierung an der dreieckigen Pultseite, wie jener der schrägen Fläche, auf welche das Buch gelegt wird, wovon unter D ebenfalls ein Quadrat im größeren Maßstab beigefügt ist, sind karmesinrot. Das verzierte Band über dem würfelförmigen Untersatz ist an den dunklen Stellen ausgeschnitten, wie E in vergrößerter Probe zeigt. Das Innere des Kastens bildet einen verschließbaren Schrank, zum Aufbewahren der Chorbücher.
1Leben des Guiliano und Benedetto da Majano
Silberner Pokal aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, seiner Zeit im Besitz des Apothekers Seeholzen in Ingolstadt. Er befand sich ursprünglich wie jener, welchen wir Tafel 276 gaben, als ein Geschenk in dem dortigen Rathaus. Im Innern des Deckels befindet sich der Wappenschild des ersten Besitzers oder Stifters dieses Werkes; derselbe, dieser Abbildung besonders beigefügt, ist aus Silber mit blau emailliertem Drachen und in vergoldetem Reife gefasst. Alle glatten Stellen an dem Pokal zeigen das reine Silber und sind mit gravierten Ornamenten überdeckt. Sämtliche vorspringende Laub- wie architektonische Verzierungen sind vergoldet, in dem mittleren Vorsprung erscheinen rot emaillierte Blumen. Die drei Füße sind durch drei wilde Männer gebildet, wie sie mit Vorliebe im Mittelalter angebracht wurden, welche kniend, in ihrer Linken einen Schild halten. Körper und Haare dieser Männer sind vergoldet; Gesicht, Hände und Schilde aber aus reinem Silber.
In Wolle gewirkter Teppich aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, einst im Besitz des Freiherrn Joseph von Latzberg auf der Meersburg am Bodensee.
Dieser Teppich, welcher aus zwei ziemlich gleichen Teilen besteht, die durch ihren ursprünglichen Saum an beiden Enden abgeschlossen sind, ist hier des Raumes wegen in vier Abteilungen wiedergegeben.
Er enthält viele bunt gekleidete Figuren in dunkelgrünem Grund mit hellgrünen Blumen und Früchten in lebhaften Farben. Er stellt die ländlichen Beschäftigungen in den verschiedenen Monaten dar, welche in altdeutscher Sprache auf fliegenden Zetteln benannt sind. Auffallend dabei ist, dass der Januar, ungeachtet der Teppich ein abgeschlossenes Ganzes bildet, fehlt; derselbe hat wohl auf einem besonderen Teil seine Anwendung gefunden.
Bei der geringen Höhe von 40 cm zieht sich derselbe sehr in die Breite.
Die Teppiche ähnlicher Form dienten sehr häufig als Wandverzierung über der Holzvertäfelung der Zimmer, erscheinen aber auch oft an dem Rand der hölzernen Baldachinen über den Bettladen befestigt, ringsum als Friesverzierung herabhängend.
In mehrfacher Beziehung bietet dieser Teppich ein kulturhistorisches Interesse, indem man darin mehrere Eigentümlichkeiten kindlicher Beschäftigungen, wie verschiedener dazu dienender Werkzeuge und treue Darstellung kindlicher Trachten jener Periode erkennt.
Die Kleidung der Landleute unterscheidet sich von jener der Vornehmen fast nur durch eine gewisse Nachlässigkeit, wie durch mehrfach vorkommende Strohhüte und die kürzeren oder aufgeschürzten Röcke der Frauen. Es erscheinen hier, nur etwas gemäßigter, die spitzen Schnabelschuhe, welche damals, mit Ausnahme der Geistlichkeit, von allen Ständen getragen wurden. Im „Mai“ kommen auch vornehme Leute vor, welche aber nicht arbeiten.
Schrein aus dunkelbraunem Holz aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, Eigentum des bayerischen Nationalmuseums.
Dieser Schrein, zum Gebrauch in einem Wohnzimmer bestimmt, ist durch zwei übereinander stehende Türen in zwei Abteilungen geschieden und durch Schloss und Bänder aus verzinntem Eisen, welche in gotisches Laubwerk auslaufen, reich geziert. Im Ober- und Unterteil hat er flache Ornamente, deren nur wenig vertiefter Grund teils rot, teils blau ausgemalt ist, wovon wir bei A und B in größerem Maßstab Probe geben; in gleicher Weise zeigen wir unter C und D Teile der Eisenbeschläge.
Quelle Text und Bild: Trachten, Kunstwerke und Gerätschaften vom frühen Mittelalter bis Ende des achtzehnten Jahrhunderts nach gleichzeitigen Originalen (Bd. 5)