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Das Bäckerschupfen

Gegen diejenigen Bäcker, welche das Weiß- oder Schwarzbrot nicht nach dem vorgeschriebenen Gewicht zum Verkauf brachten oder gar verfälschten, ist in vielen Ländern und Orten durch das ganze Mittelalter und selbst noch in der neueren Zeit ein sehr strenges Strafverfahren eingeleitet worden.


In Wien hat man einen überführten Betrüger in eine fünf Fuß hohe, korbähnliche und fest verschlossene Maschine gesetzt, welche an dem Ende eines in Form einer Schaufel angebrachten langen Balkens hing. Diese Maschine wurde mit dem gepresst und gebückt darin sitzenden Sträfling öffentlich geschupft, in ein tiefes Wasser oder in eine garstigen Pfütze aus Unrat und darin geschwemmt, was jedes Mal unter dem Zulauf einer ungeheuren Volksmenge geschah, welche, so lange die Exekution dauerte, schadenfroh ein betäubendes Hohn- und Spottgelächter erhob.


In Prag sind die Schuldigen durch die Moldau geschwemmt worden, wie die folgenden Verse aus dem Jahr 1770 besagen:
"Beging hier jemand nur den Streich,
die Taxen zu verlezten,
so zwang man ihn, sich alsogleich
in einen Korb zu setzten,
und zog ihn dann - dedenkt den Graus,
stets in das Wasser ein und aus.
Vier Zoll war das besteimmt Ziel
für die zu leichten Lothe,
nun fehlte manchmal schrecklich viel
an Semmeln und am Brote,
sodass man, was sehr oft geschah,
nur bloß des Mannes Mütze sah!"

 

Textquelle: Zeitspiegel: Eine chronologische Ährenlese aus der österreichischen Völker- und Staaten-Geschichte. Zur Belehrung und Erheiterung für die reifere Jugend von Joseph Alois Moshamer 1866


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