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Die Angriffswaffen: Die Blankwaffen: Das Schwert Teil 2

 Die Verehrung des Schwertes bei den Arabern datiert ohne Zweifel noch aus vormohammedanischer Zeit. Den größten Reichtum des Propheten bildeten nach den arabischen Schriftstellern seine zehn Schwerter, unter denen als das berühmteste der Dsulfakar (der Durchbohrer) gepriesen wird. Nach Albufeda soll es Mohammed in der Schlacht bei Bedr von Mombas al Heyjahi, dem Sohn des Alsahamitam, erbeutet haben. Alle 10 Schwerter führten Namen, der Dsulfakar lief sonderbar in zwei Spitzen aus, wie er auch allgemein abgebildet wird. Später wird seiner durch ein allgemein gebräuchliches Schriftzeichen Ұ erwähnt.

 

Im Laufe des 12. Jahrhunderts entsteht in Deutschland der Gebrauch, die scheibenförmigen Knäufe mit Wappen (Fig. 277), in Italien und Frankreich, mit Inschriften oder Namen zu verzieren; er erhält sich bis ins 15. Jahrhundert.

Fig. 278. Schwert des Deutschordensritters Konrad von Thüringen, Landgrafen von Hessen, auf dessen Grabstein von 1241. Nach Jacquemin, Ikonographie.

 Fig. 278. Schwert des Deutschordensritters Konrad von Thüringen, Landgrafen von Hessen, auf dessen Grabstein von 1241. Nach Jacquemin, Ikonographie.

Fig. 279. Venezianisches Stadtschwert. Die 78 cm lange Klinge mit dem Namen des Königs Coloman von Ungarn (1094—1114) gehört dem 14. Jahrhundert an. Der Griff aus Elfenbein, in Form des Ainkhürns (Narwall) geschnitten, mit vergoldetem Metallknauf von orientalisierender Form. Fassung Ende 15. Jahrhundert.

 

Am Ende des 12. Jahrhunderts verlängert sich an Reiterschwertern das Griffholz allmählich. (Fig. 278.) Die Schwierigkeit, eine längere Klinge von 80 bis 90 cm mit einer Hand zu regieren, führte zu der Notwendigkeit, auch zuweilen die zweite zu Hilfe zu nehmen; damit entstehen die Griffe „zu anderthalb Hand“. Diese Form, im 13. Jahrhundert noch vereinzelt auftretend, wird im 14. Jahrhundert unter den Adligen allgemeiner und zur charakteristischen Form des ritterlichen Schwertes.

Fig. 280. Schwert mit Griff aus grün gefärbtem Horn, in Stifttechnik geziert. Die Klinge von 91 cm Länge besitzt den sogenannten Kettenring. Am Ansatz erblickt man Verzierungen in Goldschmelz alla sanguigna, darin das Wappen der Hohenembs Die Scheide aus

 Fig. 280. Schwert mit Griff aus grün gefärbtem Horn, in Stifttechnik geziert. Die Klinge von 91 cm Länge besitzt den sogenannten Kettenring. Am Ansatz erblickt man Verzierungen in Goldschmelz alla sanguigna, darin das Wappen der Hohenembs Die Scheide aus gepresstem Leder besitzt eine Besteckscheide für ein Messer. Mitte des 14. Jahrhunderts. Italienisch. Nach Hefner, Trachten II, 166.

 Fig. 281. Reiterschwert mit Parierringen und Faustschutzspangen nach italienischer Art. Die Klinge von 108 cm Länge ist mit gehauenen Verzierungen ausgestattet. Deutsch. Um 1530.

 

Fig. 282. Gemeines Reiterschwert mit einfachem Faustschutzbügel und Kreuzspangen. Die 112 cm lange Klinge wie die Fassung sind Mailänder Arbeit. Waffe der Kürisser des Kurfürsten Albrecht von Bayern, wie der auf der Klinge ins Gesenk geschlagene Rautensch

Fig. 282. Gemeines Reiterschwert mit einfachem Faustschutzbügel und Kreuzspangen. Die 112 cm lange Klinge wie die Fassung sind Mailänder Arbeit. Waffe der Kürisser des Kurfürsten Albrecht von Bayern, wie der auf der Klinge ins Gesenk geschlagene Rautenschild erweist. Um 1540.

 Fig. 283. Gemeines leichtes Reiterschwert mit einfachem Parierring und Daumenring. Länge der Brescianer Klinge 107 cm. Italienisch. Um 1510.

 Fig. 284. Italienisches Reiterschwert mit lappenförmigem Knauf und schneckenförmig eingebogenen Parierstangen. Ende 15. Jahrhundert.

 

Bis in diese Zeit waren längere Schwerter auch ohne Scheiden getragen und bloß mit Riemen umwickelt. In Frankreich trug der Adlige zwei Schwerter, das eine lange am Sattelbogen rechts, das andere kürzere am Gürtel an der linken Seite. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts traten zuerst jene Klingen auf, welche, mit scharfem Grat versehen, von der Angel bis zum Ende spitz zulaufen. Sie dienten in der Regel für den Kampf zu Fuß, wurden aber später, besonders in Italien, auch zu Pferde getragen. Ihre spitze Form zeigt bereits an, dass man sich ihrer nicht allein für den Hieb, sondern auch für den Stich nach den Zwischenräumen des Panzerzeuges, nach unbedeckten oder weniger verwahrten Stellen des Körpers bediente. Die Schwertscheiden jener Zeit sind aus Holz mit meist getriebenen Metallbeschlägen. Die immer mehr zunehmende Verbesserung des Harnisches war Ursache, dass im 14. Jahrhundert auch die Klingen eine bedeutendere Stärke erhielten, um im Hieb auch entsprechende Wirkung zu erreichen. Man findet denn auch an den Klingen der eigentlichen Armeewaffen jener Zeit den Hohlschliff seltener und die gratige Klinge allgemein, die, um nicht ein übermäßiges Gewicht zu erhalten, von der Angel an spitz zuläuft. Für Luxuswaffen und solche, die im gewöhnlichen Verkehr getragen wurden, waren für die Form der Klingen immer andere Bedürfnisse ausschlaggebend. Sie waren in der Regel kurz, für den Nahkampf berechnet, leicht, um nicht unbequem zu werden. So entwickelt sich zu Beginn des 14. Jahrhunderts in Italien und Spanien gegenüber dem eigentlichen Kriegsschwert „die Hauswehre“, deren sich in Städten der Adlige, der Bürger, auf dem Land der Bauer bedient. (Fig. 279, 280.)

 

Bis ins 14. Jahrhundert war deutsche Art in der kriegerischen Ausrüstung maßgebend. So war auch die in Deutschland übliche Form für das Schwert in Frankreich und England allenthalben anzutreffen. Von dieser Zeit an beginnt im Waffenwesen der italienische Einfluss mächtiger zu werden. Er begann mit der Ausbildung der Fechtkunst in Venedig, Bologna und Florenz, die sehr bald darauf auch in Frankreich und Deutschland Eingang fand. Die allenthalben auf dem Kontinent herumziehenden Adepten italienischer Fechtschulen, die Marcusbrüder, Fechtbrüder, hatten anfänglich einen nicht unbedeutenden Einfluss auf die allmähliche Umgestaltung der Form der Schwerter. Um 1350 finden wir bereits Fechtmeister unter der Bezeichnung gladiatores in den deutschen Städten, 1380 Fechtschulen (Vechtstatt) und die Meister werden Fechter genannt. Kaiser Friedrich III. verlieh ihnen 1487 ein Privilegium, als „Meistern des Schwertes“. Ernste Schaustellungen wurden „Bluet-Rüer-Fechten“ genannt. Herumziehende Meister hießen Freifechter. Im 17. Jahrhundert treten die Federfechter auf, welche statt des Schwertes den Degen handhabten.

 

In Frankreich, wo die Waffenfabrikation ganz in den Händen der Italiener lag, brauchte man im 14. Jahrhundert allgemein Schwerter mit kurzen, spitzigen, gratigen Klingen und Griffen, welche mit beiden Händen geführt und großenteils in Bordeaux erzeugt, daher bordelaises genannt wurden. Daneben erhielt sich das lange deutsche Reiterschwert, Kürissschwert, dessen Griff aber überall Formenwandlungen unterlag, die den italienischen Geschmack verraten. (Fig. 281, 282, 283, 284.) So erscheinen nun die lappig gebildeten Knäufe, die gebogenen, attisch gegliederten Parierstangen und Beschlagformen an Scheiden, die bereits der Frührenaissance angehören. (Fig. 285.)

 

In der Klingenfabrikation, in der bisher der Orient dominierte, streiten nun Toledo, Passau und Brescia um den Vorrang. Zwei dieser Zentren der Waffenschmiedekunst leiteten ihren Ursprung in die vorgeschichtliche Zeit zurück. Toledo verdankte seinen späteren hohen Ruhm den Mauren, Passau, eine Waffenstätte aus nachrömischer Zeit, erhob sich später durch deutschen Kunstfleiß zur ersten Stätte der Kunstindustrie. Brescia, das schon den Etruskern Waffen schmiedete, stand in der späteren Römerzeit bezüglich seiner Waffenerzeugung unter einem Decurio armamentarii, dem auch die Werkstätten von Friaul, Steiermark und Kärnten unterstellt waren und von welchen aus die Legionen am Rhein, an der Donau, in Pannonien mit Waffen versehen wurden. Im 13. Jahrhundert aber entwickelte sich Brescia bedeutend, sodass es mit erstaunenswertem Erfolg um den Preis des Vorranges in die Bahn treten konnte.

 

Wenngleich, wie wir gesehen haben, das Schwert schon im 7. Jahrhundert und früher ein beliebter Gegenstand der künstlerischen Ausstattung gewesen ist, so blieb diese doch nur auf einzelne Stücke beschränkt, die Masse der übrigen erscheint in Ansehung der Fassung auch da insgemein roh und plump, wo ausgezeichnete Klingen sorgfältigere Behandlung verdient hätten. Erst im 14. Jahrhundert, durch italienischen Einfluss gefördert, erhalten die Griffe eine leichtere und durchgebildete Form. Die Knäufe erscheinen in mannigfachen und gefälligeren Formen, das Griffholz wird nun mit Leder oder Stoff überzogen oder mit Draht umwunden, ja oft mit Seidenschnüren netzartig umstrickt. Die Parierstangen werden nun nicht selten geschweift gebildet. Gegen das Ende des Jahrhunderts zeigen sich in Spanien die ersten kleinen Anfänge zur Erzielung eines besseren Schutzes der Faust durch Beigabe des Faustschutzbügels (Eselshuf, pas d’âne) der später, im 16. und 17. Jahrhundert, in Italien und Spanien zu so übertriebener Ausgestaltung gelangte. Die Schwertscheide aus Leder erhält Beschläge aus Metall, das Ortband erscheint zuweilen in Form einer Zwinge. Nie findet sich ein Mundblech, welches damals nur an orientalischen Scheiden vorkam. Um die Klinge vor Nässe zu schützen, wird der Oberrand der Scheidemündung häufig im Eck geschnitten, wie wir aus Fig. 286 ersehen. Schmale Riemen verbinden die Schwertscheide mit dem Gürtel, sie bilden das Gehänge aus Leder, welches für gewöhnlich nie Beschläge erhält, oft nicht einmal mit einer Schnalle versehen wird. Die Befestigung des Schwertes an den Körper war anfänglich sehr einfach und wurde durch einen breiten Lederriemen vermittelt, der an einem Ende schmal geschnitten und durch Spalten am anderen Ende gesteckt und verknüpft wurde. Diese Befestigung war so unbequem und umständlich, dass die Krieger beim Nichtgebrauch das Schwert mit dem um die Scheide gewickelten Riemen in der Hand trugen. Als im 13. Jahrhundert die tiefen Waffengürtel (dupsing) in Gebrauch kamen, wurde das Schwert an Ringen an diesem Gürtel getragen und bei der tiefen Stellung desselben an den Lenden zu Fuß rückwärts am Boden nachgeschleppt. Eine praktischere Befestigung des Leibriemens durch Schnallen oder Haken, der Schwertscheide durch Schleifen wird erst im 14. Jahrhundert allgemeiner. (Fig. 287.) Vom Anfang des 16. Jahrhunderts datieren die aus Italien gekommenen Taschen, in denen die Schwertscheide ruht. Um die Mitte des Jahrhunderts bestehen diese Taschen aus drei und bis zu sechs schmalen Riemen, die geschnallt sind und an einem Haken am Gürtel hängen. Ein schmaler Riemen läuft von der Tasche gegen die Mitte des Leibes an den Gürtel, um das Schlenkern zu verhindern. (Fig. 326.) So bleiben die Schwertgehänge bis gegen Mitte des 17. Jahrhunderts, um welche Zeit die französische Art des Tragens über die rechte Schulter üblich wird. In dieser Art behalten die Taschen anfänglich noch die alte Form. Gegen Ende des Jahrhunderts erscheint die Seitenwaffe mittelst der sogenannten Steckkuppel um die Mitte des Leibes geschnallt.

Fig. 285. Prunkschwert Philipps des Schönen, Königs von Kastilien (1478—1506) aus vergoldetem Messing, teils durchbrochen gearbeitet und auf rotem Samt aufgelegt. Die 74 cm lange, spitz zulaufende Klinge ist mit vergoldeten Gravierungen ausgestattet, in w

Fig. 285. Prunkschwert Philipps des Schönen, Königs von Kastilien (1478—1506) aus vergoldetem Messing, teils durchbrochen gearbeitet und auf rotem Samt aufgelegt. Die 74 cm lange, spitz zulaufende Klinge ist mit vergoldeten Gravierungen ausgestattet, in welchen Wappen und Embleme des Papstes Julius II. (della Rovere, gest. 1513) erscheinen. Römische Arbeit vom Anfang des 16. Jahrhunderts.

 Fig. 286. Schwert in der Scheide und mit Gehänge des Schwanenritters in der Minnesinger-Handschrift der Nationalbibliothek in Paris. Mitte des 14. Jahrhunderts. Nach Jacquemin, Ikonographie.

 Fig. 287. Schwert eines Kriegers mit Scheide und Gehänge aus der Zeit König Johanns I. von Frankreich (1350—1364). Aus einem Basrelief an der Kirche St. Leu in Paris. Erste Form der Schleifengehänge. Italienischer Einfluss. Nach Jacquemin.

 

Seit dem 12. Jahrhundert hatte sich allmählich die Überzeugung herausbildet, dass das Schwert für den Hieb allein auf die Panzerung des Gegners eine nur geringe Wirkung hatte. Infolge dessen, wie wir gesehen haben, die Klingen spitz zulaufend gestaltet werden, um sie auch für den Stich gebrauchen zu können. Bei der äußerst soliden Fertigung des Lentners im 14. Jahrhundert, der an den Achseln, am unteren Brustteil, den Armgelenken etc. bald durch Platten verstärkt wurde, genügte auch diese Umbildung nicht mehr, die Klingen waren zu breit und auch zu biegsam, um zwischen den Geschieben in den Körper eindringen zu können. Das führte am Ende des 14. Jahrhunderts zur Einführung der Bohrschwerter (perswerte, auch pratspieße genannt) (Fig. 288), welche in der Form langer Pfriemen mit drei- oder vierseitigem Querschnitt und stumpfen Kanten nur für den Stoß zu gebrauchen waren. Die Spitzen dieser Klingen haben in der Regel eine ungemeine Härte. Aus den Bohrschwertern, welche schwer zu regieren waren, bildete sich im 16. Jahrhundert eine ähnliche leichtere Schwertgattung heraus: der Panzerstecher, der im westlichen in Europa in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts verschwand, um den von Spanien aus in die Mode gekommenen Stoßdegen Platz zu machen. In dieser Periode schien es als würde die Stichwaffe die Hiebwaffe völlig verdrängen, ja italienische Fußtruppen führten um 1560 neben den noch üblichen Schlachtschwertern (Zweihändern, Bidenhandern) auch zweihändige Stecher von oft riesenhafter Länge. In der Türkei, in Ungarn und Polen, wo noch bis ins 18. Jahrhundert Maschenpanzer getragen wurden, führte ein Teil der Reiterei Panzerstecher, welche, an der linken Seite des Sattels zwischen den Taschen eingesteckt, einen Teil der Pferderüstung bildeten. Außerdem führte der Reiter seinen Säbel.

Fig. 288. Pörschwert mit kantig geschliffener Klinge (gotischer Einfluss). Der Griff ist mit Leder überzogen; die Parierstangen sind verstümmelt. Um 1500. Deutsch.

 Fig. 288. Pörschwert mit kantig geschliffener Klinge (gotischer Einfluss). Der Griff ist mit Leder überzogen; die Parierstangen sind verstümmelt. Um 1500. Deutsch.

 Fig. 289. Schwert zu anderthalb Hand des Kaisers Maximilians I. Die 92 cm lange italienische Klinge, noch dem 14. Jahrhundert angehörig, wurde später mit dem Bindenschild in Goldschmelz geziert. Der Griff aus Horn mit vergoldeten Metallbeschlägen und mit blechbeschlagener Tasche. Die Scheide aus Leder hat vergoldete Beschläge ungarischer Form.

 

Wie rasch auch am Beginn des 15. Jahrhunderts infolge spanischer und italienischer Einflüsse die Formen der Schwertgriffe wie der Klingen sich umbildeten, die deutsche Ritterschaft hielt doch anfänglich zäh fest an der Form des alten Kürissschwertes mit langem Griff zu anderthalb Hand ohne Bügel und langer, mäßig breiter Klinge, wie sie sich in der Spätgotik herausstilisiert hatte. (Fig. 289.) Die Griffe zeigen häufig eine eminente Technik im Eisenschnitt mit wirkungsvollen dekorativen Ziermitteln, wie Mosaik, Email, Schmelz, Gravierung. Auch der Gold- und Silberschmied, der Elfenbeinschneider etc. nimmt allmählich häufiger Anteil an der Ausstattung des Schwertes. Eine besondere Eigentümlichkeit an Reiterschwertern sind die sogenannten Taschen, zweilappig geschnittene, in der Mitte durchlöcherte Lederstücke, welche auf den Griff bis zur Parierstange herab derart gesteckt wurden, dass die Lappen beiderseits über den Klingenansatz reichten. Die äußeren Lappen wurden häufig mit Messingnägeln geziert und wohl auch mit solchem Blech beschlagen. Der Zweck dieser Taschen war, die Angel der Klinge vor Nässe und damit vor Rost besser zu schützen. (Fig. 289.) Diese Lappen treten schon um 1350 auf und man findet sie noch an Schwertern des 16. Jahrhunderts. Die Klingen werden vielfältig graviert, mit Gold, Silber, Kupfer oder Messing eingelegt (tauschiert) und am Ansatz vergoldet. Die Markierung der Werkstätten durch eingehauene oder ins Gesenk geschlagene Zeichen wird allgemein üblich und ausnahmsweise treffen wir auch schon Namen oder doch Monogramme von Waffenschmieden auf denselben. Eine der ältesten Klingenmarken, die schon im 14. Jahrhundert bekannt war, ist der sogenannte „Wolf“, das Zeichen der Passauer Werkstätten, welches bis in den Orient durch Jahrhunderte eine große Berühmtheit erlangte, leider aber auch vielfach gefälscht wurde1 (Fig. 290). Ins Gesenk geschlagene Meistermarken führten zuerst die Toledaner Werkstätten, ihnen folgten jene zu Brescia, endlich die Nürnberger. Passau entschloss sich erst spät zu ihrer Einführung. Um 1500 kommt die Tauschierung von Meisterzeichen nur mehr ausnahmsweise bei Solinger Klingen vor.

 

1Es wird gegenüber den vielfach irrigen Ansichten über das Wolfszeichen nicht überflüssig erscheinen, über selbes einige Aufschlüsse zu geben. Der Wolf leitet sich von dem Passauer Wappenschild ab, welches aus einem aufrecht stehenden Wolf in Silber im roten Feld besteht. Eine Stelle in einer alten Passauer Chronik, welche uns Leber in seinem Werk: „Das kaiserl. Zeughaus zu Wien“ mitteilt, berichtet, dass die Passauer Klingenschmiede das Wolfszeichen 1349 durch Albrecht den Lahmen erhalten hätten. Das stimmt nur insofern, als wir tatsächlich keine älteren Wolfszeichen aufweisen können, aber zur Bezeichnung der Klinge mit dem Wappen des Erzeugungsortes bedurfte es wohl keiner landesherrlichen Begabung. Andere Werkstätten, die Solinger voran, haben sich unrechtmäßigerweise später gleichfalls dieses Zeichens bedient. Die auf den Klingen eingehauene Gestalt des Wolfes ist für Passauer Klingen charakteristisch und unschwer von Fälschungen zu unterscheiden. Klingen von bischöflichen Werkstätten führen außer dem Wolf noch das pedum, den bischöflichen Krummstab. Im 14. Jahrhundert, wenn nicht schon früher, wussten die Passauer Klingenschmiede ihre Arbeiten mit mystischem Nimbus zu umgeben. Ihre Klingen, angeblich unter geheimnisvollen Zeremonien gearbeitet, sollten nicht nur eine stets tödliche Wirkung haben, sondern auch den Träger unverwundbar machen. Dazu mussten allerlei Sprüche, teils religiösen, teils kabbalistischen Inhalts dienen, welche auf den Klingen eingegraben wurden. Ganz analoge Verhältnisse in Bezug auf schlaue Benutzung des Aberglaubens finden sich bei den Waffenschmieden Indiens, Chinas und Japans. Selbst den Türken waren Wolfsklingen und ihre geheime Kraft nicht unbekannt, und die für derlei mystische Vorspiegelungen empfänglichen italienischen Kriegsleute schätzten Wolfsklingen ungemein hoch.

 

Fig. 290. Formen von Passauer Wolfszeichen, graviert und mit Messing eingelegt. 14. und 15. Jahrhundert.

 Fig. 290. Formen von Passauer Wolfszeichen, graviert und mit Messing eingelegt. 14. und 15. Jahrhundert.

 

Wir wenden uns nun der orientalischen Klingenerzeugung zu, welche das ganze Mittelalter hindurch vielfach fördernden Einfluss auf die okzidentale Produktion gewonnen hat. In der frühesten Zeit des Islams werden die indischen Schwertklingen und jene von Jemen gerühmt, später in den Kreuzzügen jene aus Syrien und von Damaskus. Diese alten Industrien gingen im 15. Jahrhundert sehr zurück, dafür hoben sich jene in Ägypten, Marokko und Spanien; letztere Orte hatten, wie wir bereits bemerkten, schon zur Zeit der Vandalenherrschaft eine hervorragende Bedeutung. Vom 9. Jahrhundert an kamen die Klingen aus schwarzem Stahl von Khorassan mit Recht zu hohem Ansehen. Die Klingenfabrikation Toledos fand ihr Entstehen schon im frühen Mittelalter durch die Mauren. Abderhaman II. gestaltete die dortige Industrie vollständig um (822—852), ein Unternehmen, welches von ungemeinem Erfolg begleitet war. Neben Toledo glänzten in der Klingenerzeugung in Spanien im späteren Mittelalter Almeria, Murcia, Granada, vor allem aber Sevilla, im 15. Jahrhundert auch Valencia, Saragossa, Barcelona und Cuelar in der Provinz Segovia.

 

Wir kennen keine spanisch-maurischen Waffen von höherem Alter als dem 15. Jahrhundert. Die schönsten besitzen die Armeria Real (Fig. 291) und die Sammlung des Marquis von Villasecca in Madrid, in letzterer bewahrt man die Waffen Boabdils. Unter den berühmten Meistern spanischer Klingenindustrie, welche wir am Schluss anführen, ragt der Maure Julian del Rey hervor. Er war vor 1492 noch Boabdils Dienstmann, nahm später das Christentum an und erfreute sich der hohen Gunst seines Taufpaten, des Königs Ferdinand des Katholischen. Als seine Marke ist eine einem Hündchen ähnliche Figur angesehen, daher auch deren Name perillo, aber selbst unter spanischen Archäologen im Fach regt sich darüber ein Zweifel und man neigt sich jetzt der Ansicht zu, dass mit diesem Zeichen nicht jenes Julians allein, sondern ein allgemeines, ähnlich dem Passauer Wolf, ausgedrückt sei. Julian arbeitete anfangs in Granada, dann in Saragossa, zuletzt aber in Toledo, zu dessen Ruhm er außerordentlich beigetragen hatte.

Fig. 291. Maurisches Schwert. Aus dem Besitz des Don Juan d’Austria, aber aus dem 15. Jahrhundert stammend. Armeria Real in Madrid, nach Laurent. Fig. 292. Reiterschwert zu anderthalb Hand mit Parierringen und gegliedertem Griffholz. Ende 15. Jahrhundert.

 Fig. 291. Maurisches Schwert. Aus dem Besitz des Don Juan d’Austria, aber aus dem 15. Jahrhundert stammend. Armeria Real in Madrid, nach Laurent.

 Fig. 292. Reiterschwert zu anderthalb Hand mit Parierringen und gegliedertem Griffholz. Ende 15. Jahrhundert. Italienisch.

 Fig. 293. Prunkschwert, bekannt unter der Bezeichnung „mit dem Mascaron“ mit einfachem Faustschutzbügel und aufgebogenem Griffbügel. Italienische Arbeit. Die schöne Klinge mit Giftzügen in drei Reihen ist spanisch und trägt das Zeichen des berühmten Klingenschmiedes Sebastian Hernandez in Toledo.

 

Die japanische Klingenindustrie, welche heute durch den Druck der modernen Fabriktätigkeit ihrem Ende entgegengeht, hat eine ungemein rühmliche Vergangenheit hinter sich. Wir sind in der Lage, sie in ihren besten Meistern fast bis an den Beginn unserer Zeitrechnung zu verfolgen. Japanische Klingen gelangten von uralter Zeit her ohne eigentliche Montierung in die Hände des Bestellers. Das zweihändige Langschwert Kátáná, das Kurzschwert Wákisáschi, endlich der Panzerstecher Kén wurden in einer Scheide aus weißem Holz aus dem Stamm des Kiri verwahrt übergeben, auch die Angel steckte in einer hölzernen Hülse. Nach Entfernung zweier Holznägel konnte die Angel von der Hülse befreit und das auf ihr befindliche Schwertfegerzeichen betrachtet werden. Die Fassung ließ sich jeder Eigentümer nach seinen individuellen Ansichten fertigen. Das gehörte nicht mehr zur Aufgabe des Schwertfegers. Was man in Japan mit Schwert bezeichnet, ordnet sich fachlich unter die Krummschwerter.

 

Mit der Verfeinerung des Kriegswesens wurde auch die Handhabung des Schwertes mehr durchgebildet; man beschränkte sich nicht mehr auf ein blindes Dreinschlagen, um den Gegner ausgiebig zu verletzen, sondern suchte auch in der Form und Führung das Mittel zu finden, sich vor den Hieben des Gegners zu schützen. Dieses Bestreben führte zunächst auf eine Veränderung der Schwertgriffe. Bei den ältesten Formen derselben trennt nur ein knaufartiger Ansatz die Faust von der Klinge, sodass die Faust in ganz ungenügender Weise gegen den Hieb geschützt ist. Einen besseren Schutz boten dann zwar die Parierstangen, die anfänglich nur kurz gebildet sind und erst später sich verlängern. Allein auch die Parierstange erschien bald ungenügend; man verbreiterte deshalb die Deckung und bildete die Faustschutzbügel, anfänglich an der Außenseite, später auch nach beiden Seiten.

 

Das Griffholz an Reiterschwertern entglitt zu leicht der noch von einem ungefingerten Eisenhandschuh (Hentze) bedeckten Hand. Man verjüngte und gliederte den Griff, um ihn in der ungelenken Hand besser zu fühlen. (Fig. 292.) Zunächst traten dann in Italien zum Schutz der Fingerlage die Griffbügel auf. Sie wachsen anfänglich aus der Parierstange heraus und stehen mit dem Knauf oberhalb nicht in Verbindung. Erst um 1560 sind sie vollständig geschlossen. (Fig. 293.) Erst gegen Mitte des 16. Jahrhunderts kamen, von Italien her angeregt, Schwerter mit doppelten Faustschutzbügeln in Gebrauch, ein Bügel unter dem anderen, damit die aufgefangenen Hiebe nicht bis zur Faust dringen konnten. Bald darauf suchte man durch einfache und doppelte Korbbügel (Spangenkörbe) auch die Knöchel zu schützen. Die ersten derartigen Korbgriffe kamen aus Spanien, eine besondere Ausbildung erhielten sie aber in Mailand. In größeren Massen wurden sie anfänglich in Brescia, später aber auch allenthalben in Deutschland erzeugt. Stichblätter kommen an Schwertern seltener zur Anwendung und selbst dann nur bei italienischen. Im Orient sind vorzugsweise bei Panzerstechern scheibenförmige Stichblätter beliebt.

 

Gegen Ende des 15. Jahrhunderts kommt uns in vielen Sammlungen eine Gattung von Schwertern vor Augen, die man Schweinschwerter nennt. Wie es ihr Name schon anzeigt, dienten sie für die Eberjagd und verdanken ihr Entstehen dem Altmeister auf dem Gebiet des Jagdwesens, Kaiser Maximilian I. Diese Schweinschwerter haben gewöhnlich den Reiterschwertern ähnliche Griffe, die Klingen aber sind bis etwa drei Viertel der Länge stabähnlich, ohne Schneiden; erst von da verbreitern sie sich und bilden schneidige Spitzen, an deren oberen Enden häufig eiserne Knebel eingeschraubt sind, damit die Klinge nicht zu weit in den Rachen des Keilers dringen und dem Jäger gefährlich werden könne. Derlei Schweinschwerter wurden bis um die Mitte des 16. Jahrhunderts in Deutschland und Spanien viel erzeugt; von da an verschwinden sie, da sie den Schweinspieß doch nie ersetzten. (Fig. 294. 295.)


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