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Das Pferdezeug und der Pferdeharnisch Teil 3

In der Tat war die Handpauke ein ganz vorzügliches Mittel zur Erhöhung der moralischen Wirkung beim Angriff gegen Truppen, die zum ersten Mal orientalischer Reiterei gegenüberstanden. Der ganze mächtige Haufen rückte in allmählich schärfer werdender Gangart unter fortwährendem Schlagen auf die Handpauken an den Gegner. Erst auf kurze Distanz von demselben wurden die Säbel gezogen und geschwungen und unter Allah Rufen in den Feind eingedrungen.

 

Bevor wir uns wieder der europäischen Pferderüstung zuwenden, sei noch einer eigenen Form von Steigbügeln an orientalischen Sätteln gedacht. Wie wir aus einigen gegebenen Beispielen ersehen, waren im Orient die verschiedensten Bügelformen und selbst solche aus Holz (Fig. 234) in Gebrauch, die mehr oder weniger den europäischen gleichen. Solche nennt man im Türkischen üzengì (Fig. 235); der Araber der Wüste jedoch, dessen Füße nur von weichen Schuhen aus Ziegenleder bedeckt waren, bediente sich von alters her einer eigenen Art von Bügeln, in welchen der Fuß vollständig ruhte. Diese Steigbügel wurden später auch von den Türken benutzt, von welchen sie unter den Europäern den Namen türkische Steigbügel (türk. sim - rikâb) erhielten. Weder der Araber noch der Türke trug in der Regel Sporen, die Hilfen wurden durch die Steigbügel derart gegeben, dass die inneren Ecken der Trittbleche in die Weichen des Pferdes gedrückt wurden. Derlei Steigbügel finden sich noch heute an Prunksätteln in der Türkei. Die Führung silberner Steigbügel war nur den höchsten Würdenträgern gestattet. (Fig. 236 und 237.) Unter den Mauren in Afrika und Spanien hatte diese letztere Form nie eine allgemeine Anwendung gefunden.

Fig. 234. Steigbügel aus Holz und roh bemalt, zu dem tartarischen Sattel Fig. 228 gehörig. Fig. 235. Altungarischer Steigbügel aus verzinntem Eisen.

 Fig. 234. Steigbügel aus Holz und roh bemalt, zu dem tartarischen Sattel Fig. 228 gehörig.

 Fig. 235. Altungarischer Steigbügel aus verzinntem Eisen.

 

Fig. 236. Arabischer Steigbügel aus Silber. Mitte 16. Jahrhundert.

 Fig. 236. Arabischer Steigbügel aus Silber. Mitte 16. Jahrhundert.

 

Soviel wir aus den Siegeln des Mittelalters entnehmen können, tritt am Beginn des 13. Jahrhunderts das Streben zutage, das Pferd vor der Waffe des Gegners durch eine Bedeckung aus einem widerstandsfähigen Material zu schützen. Diese Bedeckungen, Parschen (housses) genannt, bestanden aus dickem Leder, Elchhaut oder auch Rindsleder, ähnlich dem Mannsharnisch mit eisernen Scheiben, Ringen und Plättchen besetzt, welche angenietet waren; oft finden sie sich besonders bei Vornehmen auch ohne diesen Belag und mit den Wappenfiguren des Eigners bemalt. In derselben Zeit tragen die Pferde der Vornehmeren Parschen von an Lederstreifen gefädelten Ringen, später auch von Maschenpanzerzeug. Es sind dies dieselben Deckstoffe, welche man für den Haubert und die Brünne verwendete.

Fig. 237. Türkischer Steigbügel aus vergoldetem Eisen. 17 Jahrhundert.

 Fig. 237. Türkischer Steigbügel aus vergoldetem Eisen. 17 Jahrhundert.

 

Die Bedeckung war, bis zu den Sprunggelenken reichend, eine vollständige, sodass nur die Nüstern bis zum Gebiss unbedeckt blieben und zwei Löcher dem Pferd das Sehen gestatteten. Die ältesten Parschen waren ungeteilt und reichten in einem Stück vom Kopf bis zur Kruppe, an den Flanken waren sie bogenförmig ausgeschnitten, um den Sporen Raum zu lassen. Diese unbequeme Form wurde aber bald geändert und die Parsche in zwei Teile geteilt, jene des Vorderteiles: Vorbug oder Fürbug und jene des Hinterteiles: Gelieger; dabei blieben die Flanken unterhalb des Sattels ohne Bedeckung.

 

In Siegeln um 1220 erscheinen die Parschen in ihrer ganzen Ausdehnung derart bemalt, dass sich die Blasons des Eigners vorn und rückwärts wiederholen. Die erste Veränderung der Parschenform bestand darin, dass der Fürbug bedeutend abgekürzt wurde, da der schwere Stoff das Pferd im Sprung behinderte. Fast gleichzeitig mit den Lederparschen treten jene aus Panzerzeug auf, aber anfänglich nur als Bedeckung des Vorderteiles, weil die ältesten Panzerzeuge noch zu schwer waren. Erst im 14. Jahrhundert findet man Parschen aus Panzerzeug, welche das Pferd vollständig bedeckten. (Fig. 238.)

Fig. 238. Reiter im Haubert und Brünne, mit an Lederstreifen befestigten Ringen verstärkt. Das Pferd, mit Parsche aus gleichem Stoff und darüber gelegter Lederdecke, ist mit einem schweren Rosskopf ausgestattet. Elfenbeinstatuette, im Besitz des Rev. J. E

 Fig. 238. Reiter im Haubert und Brünne, mit an Lederstreifen befestigten Ringen verstärkt. Das Pferd, mit Parsche aus gleichem Stoff und darüber gelegter Lederdecke, ist mit einem schweren Rosskopf ausgestattet. Elfenbeinstatuette, im Besitz des Rev. J. Eagles. Ende 14. Jahrhundert. Nach Hewitt.

 

Um die Mitte des 13. Jahrhunderts wird es Gebrauch, die Parschen, vorzüglich jene aus Panzerzeug, mit Decken aus Seide oder feiner Leinwand zu überdecken, welche wie die Lederparschen mit sich repetierenden Blasons bemalt waren. Diese Art steht im Einklang mit der Art, die Mannsharnische von einem langen, ärmellosen Kleid, dem „Waffenhemd“, bedeckt zu tragen, die in den Kreuzzügen ihr Entstehen fand. (Fig. 149.)

 

Von ca. 1267 an findet sich auf dem Kopf des Pferdes eine dem Zimier des Mannshelmes gleichende Ausschmückung, entweder nur aus Straußenfedern oder mit Wappenfiguren: Hirschgestängen, Wappentieren, Ungeheuern und dergleichen.

 

Vom 13. Jahrhundert bis zum Ende des 15. Jahrhunderts finden wir die Pferdezeuge, Brustriemen, Sättel, das Gelieger, oft auch das Kopfgestell, mit Schellen geziert. Es steht diese Sitte mit der Tracht des Mannes in Beziehung, die ebenfalls mit Schellen geziert wurde.

 

In der oben angedeuteten Form blieben die Parschen aus Leder oder Panzerzeug als allgemeiner Schutz des Pferdes im Krieg bis gegen die Mitte des 14. Jahrhunderts. Um diese Zeit beginnt die Epoche der vollständigen Plattenharnische. Man suchte nun auch den Streithengst durch Eisenplatten zu schützen; damit erscheint der sogenannte „Rossharnisch“. Die Vervollständigung desselben nahm einen langen Zeitraum in Anspruch. Das erste Stück des Harnisches, die Rossstirne, tritt zuerst um 1300 auf. Erst um 1360 wird der Hals mit geschobenen Platten bedeckt, dabei blieb es durch nahezu ein ganzes Jahrhundert. Erst um 1400 kommt als neues Stück des Rossharnisches der sogenannte Fürbug und wenig später das letzte, das Gelieger, hinzu.

 

Der Rossharnisch ist entweder ein schwerer oder leichter, je nach seinem Gewicht, ein voller (Tonnenharnisch) oder ein durchbrochener, je nachdem die Bedeckung durch Eisenplatten vollständig den Pferdekörper umhüllt oder nur aus einzelnen Platten und Schienen besteht, welche den Pferdekörper nur teilweise bedecken.

 

Noch vor jener Periode, in welcher der Rossharnisch vollständig ausgebildet ist, tritt der Rosskopf, welcher den Pferdekopf bis an den Hals gleich einer Larve vollkommen einhüllt, auf. Wir bringen hier ein Beispiel vom Ende des 14. Jahrhunderts an einer Elfenbeinskulptur, an welcher wir auch die Form einer Parsche ersehen und zu deren Lederdecke wir uns nur ein gemaltes heraldisches Muster hinzuzudenken haben. (Fig. 238.)

Fig. 239. Schwerer Rosskopf, von einem Maximiliansharnisch, mit vergitterten Augenlöchern. Deutsch, um 1515.

 Fig. 239. Schwerer Rosskopf, von einem Maximiliansharnisch, mit vergitterten Augenlöchern. Deutsch, um 1515.

 

Ein schwerer Rossharnisch besteht aus folgenden einzelnen Teilen: Der Rosskopf bedeckt den Kopf des Pferdes rückwärts und bis zu den Nüstern vollständig. Die Ohren stecken in röhrenartigen Muscheln, die weiten Augenlöcher, zumeist von Augendächern bedeckt, sind entweder offen oder mit buckelförmig vortretenden Gittern bedeckt. (Fig. 239.) Auf der Stirn ist entweder ein Stachel angebracht oder ein Wappenschild aufgenietet. An den festen Teil schließt sich oberhalb eine breite Folge, die mit dem Halsstück (Kanz) in Verbindung steht. Der Kanz deckt entweder nur den Kamm allein, dann ist er mittelst geschienter Riemen an den Hals gebunden, oder er deckt den Hals in breiten Geschüben vollständig (ganzer Kanz); immer aber ist er mit der letzten Folge an den Sattel geschnallt. Dicht daran schließt sich, die Brust deckend, der Fürbug, aus einem Stück bestehend und gleichfalls durch starke Riemen an den Vorderbogen des Sattels befestigt. Zu den Seiten befinden sich häufig buckelförmige Auftreibungen, die sogenannten Streifbuckel. Der vordere Teil wird häufig verziert und zur Darstellung von Wappen oder Devisen des Eigners benutzt. Der Rückenteil des Pferdes wird durch das Gelieger bedeckt, welches am Rückteil des Sattels angeschnallt wird. Man unterscheidet hier die Seitenteile. Taschen vom Kruppteil. Ist das Gelieger ein volles, dann ist der Pferdeschweif meist unterhalb desselben; ist dasselbe rückwärts geteilt, dann ist er außerhalb und aufgebunden. Auf dem höchsten Punkt des Geliegers, etwa oberhalb des letzten Brustwirbels wird häufig ein gestielter Knopf aufgesetzt, der nur eine dekorative Bedeutung hat.

Fig. 240. Schwerer Rossharnisch Ferdinands, Herzogs von Alba, gefertigt von Desiderius Colman zu Augsburg 1551. Aus einem Bildcodex: Musterbuch eines augsburgischen Ätzmalers in der königl. öffentl. Bibliothek zu Stuttgart. Cod. mil. 24.

 Fig. 240. Schwerer Rossharnisch Ferdinands, Herzogs von Alba, gefertigt von Desiderius Colman zu Augsburg 1551. Aus einem Bildcodex: Musterbuch eines augsburgischen Ätzmalers in der königl. öffentl. Bibliothek zu Stuttgart. Cod. mil. 24.

 

Die Zügelriemen werden durch geschobene Platten, Zügelbleche, verstärkt, die Weichen oder Flanken bleiben in der Regel unbedeckt (Fig. 240.)

 

Ein derart geharnischtes Tier wird ein geliegertes Ross genannt; leichtere Harnische wurden anfänglich weniger für das Feld, als für den gewöhnlichen Gebrauch und bei festlichen Gelegenheiten benutzt.

 

Bei solchen ist der Kopf nur durch eine ganze Rossstirne gedeckt (Fig. 241), welche nicht über die Genaschen reichte; der Kanz deckte nur den Kamm, der Fürbug war schmäler und das Gelieger bestand oberhalb nur aus Schienen, an welchen seitlich breite Taschen hingen. (Fig. 242.)

Fig. 241. Leichte Rossstirn mit getriebenen Verzierungen auf geschupptem und vergoldetem Grund. Armeria Real zu Madrid.

 Fig. 241. Leichte Rossstirn mit getriebenen Verzierungen auf geschupptem und vergoldetem Grund. Armeria Real zu Madrid.

 

Um 1515 bestand die Einrichtung in den Kürisser-Regimentern, dass die Kürisser auf schwer geliegerten, die reisigen Knechte aber auf leicht geliegerten Hengsten ritten.

 

Auch wenn das Ross ungeliegert war, pflegte man an die Stirn desselben eine halbe Rossstirn zu schnallen, die nur bis zu den Augen reichte und das Nasenbein bis zur Hälfte deckte. (Fig. 243.) Selbst die Esel und Maultiere des Trains wurden mit Eisenstirnen ausgerüstet, eine solche Eselstirn findet sich in der Sammlung Fr. Thill in Wien.

 

Versuche des Plattners Lorenz Helmschmied in Augsburg um 1480, das Streitross vollständig am Bauch und bis an die Fesseln der Hufe zu decken, fanden der Schwierigkeit der Fertigung halber keine allgemeine Nachahmung1.

 

Gegen Mitte des 16. Jahrhunderts treten für Zwecke der Repräsentation bei Festlichkeiten Pferdezeuge von besonderer Ausstattung und Zierlichkeit, sogenannte Caperationen, auf, von welchen selbst die aus Plättchen und Partikeln aus Blech gebildeten nicht eigentlich unter die Pferdeharnische zu reihen sind. Sie sind zumeist in schönem Dessin durchbrochen. Die einzelnen beweglich verbundenen Blechstücke sind mit Samt oder Seide überzogen, oft gestickt oder mit Soutachierungen in Gold oder Silber geziert. (Fig. 244).

 

Eine charakteristische Beigabe zu den italienischen Caperationen ist in dem Schweifbund zu sehen, der in einer ledernen, oft auch mit Samt überzogenen Hülse besteht, die um den Pferdeschweif gelegt und sodann mit Seidenschnüren zugeschnürt wird. Sein Zweck war, den Schweif von den Exkrementen rein zu erhalten. (Fig. 245.) Gewöhnlich ist derlei Pferdezeugen des 16. Jahrhunderts noch ein Ring für den Streitkolben an der linken und die Hülse für den Schaft eines Fähnleins an der rechten Seite beigegeben.

 

1In einem kleinen Ölbild von 1480 in den k. k. kunsthistorischen Sammlungen zu Wien ist der Harnischmeister des Erzherzogs Maximilian, Junker Albrecht, auf einem derartig in geschlossenem Gelieger geharnischten Pferd reitend dargestellt. Leber., Wiens bürgerl. Zeughaus. Jahrbuch d. k. k. kunsthist. Museen, VIII. Band.

Fig. 242. Reicher Rossharnisch mit den getriebenen Darstellungen der Taten Samsons und Herkules. Die mit Samt unterlegten, durchbrochenen Folgen sind reich mit Goldätzung geziert und mit Fransen und Quasten besetzt. Der geharnischte Reiter zeigt das Bildn

 Fig. 242. Reicher Rossharnisch mit den getriebenen Darstellungen der Taten Samsons und Herkules. Die mit Samt unterlegten, durchbrochenen Folgen sind reich mit Goldätzung geziert und mit Fransen und Quasten besetzt. Der geharnischte Reiter zeigt das Bildnis Kaiser Maximilians I. Der Helmschmuck, ein Pfauenstoß, wurde weggelassen. Die Abbildung wurde einem Bildcodex aus der gräfl. Tunschen Fideikommissbibliothek auf Schloss Tetschen in Böhmen entnommen, welcher sich als das Musterbuch eines Augsburger Plattners darstellt. Um 1510.

 

Solche Caperationen gelangten vorzugsweise von Mailand aus nach Deutschland und Frankreich. Doch auch Parschen aus Leder und Panzerzeug kommen bis ans Ende des 16. Jahrhunderts noch zur Anwendung. Karl V. benutzte solche häufig und auch Erzherzog Karl von Steiermark besaß eine ganz besonders reich ausgestattete. Eine Parsche aus Nashornhaut vom Anfang des 16. Jahrhunderts, ganz in der Form eines eisernen Geliegers, hat sich noch erhalten und findet sich in der Armeria Reale zu Turin. (B. 2.) Lederparschen, mit Ringen benäht, aus dem Besitz des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, sind noch zur Stunde in den kaiserlichen Sammlungen zu Wien vorhanden. Solche Parschen späterer Zeit kennzeichnen sich dadurch, dass sie aus vielen einzelnen Teilen bestehen und so kurz geschnitten sind, dass sie die Beine des Tieres vollständig unbedeckt lassen.

Fig. 243. Halbe Rossstirn, sogenannte Klepperstirn, von einer Harnischgarnitur König Ferdinands I. mit geätzten und vergoldeten Rändern. Auf dem Stirnschildchen findet sich der österreichische Bindenschild und die Jahreszahl 1549. Deutsche, vermutlich Aug

 Fig. 243. Halbe Rossstirn, sogenannte Klepperstirn, von einer Harnischgarnitur König Ferdinands I. mit geätzten und vergoldeten Rändern. Auf dem Stirnschildchen findet sich der österreichische Bindenschild und die Jahreszahl 1549. Deutsche, vermutlich Augsburger Arbeit.

 

Mit Beginn des 17. Jahrhunderts verschwinden die Pferdeharnische allmählich aus den Heeren derart, dass man die einzelnen Teile außer Gebrauch setzt, zuerst das schwere Gelieger, dann den Kanz, den Fürbug, endlich bei den Kürassieren auch die Rossstirne. Von der ganzen Bekleidung des Pferdes blieb nichts übrig, als der Brust- und Schweifriemen, bei schweren Pferden noch ein Geliegerzeug aus Riemen, das den Hinterteil vollständig umfasste. Leichte Pferde trugen am Brustriemen und an der Kruppe ein Zeug aus schmalen Hängeriemen, eine uralte Sitte, die aus dem Orient stammt und direkt von den Ungarn angenommen wurde.

 

Im 18. Jahrhundert war die Satteldecke, Echabraque, ein Hauptgegenstand der Verzierung, bei den Deutschen mehr rechtwinkelig geschnitten, bei den Ungarn nach rückwärts im spitzen Winkel endigend. Man findet sie in allen Farben, meist aus Samt oder Tuch gefertigt und aufs reichste mit Gold und Silberstickereien geziert.

Fig. 244. Prunkharnisch und Caperation des Erzherzogs Ferdinand von Tirol in getriebener Arbeit mit reichen Verzierungen in Tausia. Gefertigt 1560 von dem Waffenschmied Giovanni Battista Serabaglio in Mailand. Aus einem gleichzeitigen Bildcodex in den kun

 Fig. 244. Prunkharnisch und Caperation des Erzherzogs Ferdinand von Tirol in getriebener Arbeit mit reichen Verzierungen in Tausia. Gefertigt 1560 von dem Waffenschmied Giovanni Battista Serabaglio in Mailand. Aus einem gleichzeitigen Bildcodex in den kunsthist. Sammlungen des österreichischen Kaiserhauses in Wien.

 

Der Gebrauch, das Pferd durch geschlagenes Eisen zu schützen, ist im Orient weit älter als in Europa, aber niemals hatten die Orientalen sich soweit verirrt, Pferdeharnische zu benutzen, welche der Kraft des Pferdes nicht entsprechen und die Beweglichkeit desselben beeinträchtigt hätten. Rossstirnen arabischer Herkunft treten uns in Sammlungen schon aus dem 16. Jahrhundert herüberragend vor Augen, ihr Gebrauch reicht jedoch, wie erwähnt, viel weiter in die Jahrhunderte hinauf. Bemerkenswert ist ihre elegante Form und stilvolle Ausschmückung. (Fig. 246). Auch solche Formen, welche unter die Rossköpfe zu reihen sind, finden sich noch aus älterer Zeit, sie unterscheiden sich von den europäischen vorteilhaft durch ihre Geschmeidigkeit und Nachgiebigkeit. (Fig. 247.). Der übrige Teil des orientalischen Pferdeharnisches (türkisch Gejm) besteht zumeist aus kleineren, dünnen, meist reich in Gold gezierten Platten, welche unter sich durch Streifen aus Maschenpanzer verbunden sind. Häufig besitzt derselbe eine Unterlage aus gewebten Stoffen, Damast und dergleichen oder wenigstens eine Verbrämung aus kostbaren Stoffen. Orientalische Pferdeharnische wurden noch am Beginn des 18. Jahrhunderts in den Kriegen verwendet.

Fig. 245. Schweifbund von der Caperation des Erzherzogs Ferdinand von Tirol. Fig. 244. 1560. Fig. 246. Persische Rossstirn mit geätzten und vergoldeten Verzierungen und Inschriften. Museo Poldi-Pezzoli in Mailand.

 Fig. 245. Schweifbund von der Caperation des Erzherzogs Ferdinand von Tirol. Fig. 244. 1560.

 Fig. 246. Persische Rossstirn mit geätzten und vergoldeten Verzierungen und Inschriften. Museo Poldi-Pezzoli in Mailand.

 

Fig. 247. Arabischer Rosskopf, aus sechs Platten bestehend, welche durch Streifen aus Panzergeflecht verbunden sind. Museo Poldi-Pezzoli in Mailand.

 Fig. 247. Arabischer Rosskopf, aus sechs Platten bestehend, welche durch Streifen aus Panzergeflecht verbunden sind. Museo Poldi-Pezzoli in Mailand.