A. Der Helm, franz. armet, ital. celata, engl. helmet.
1. Das Scheitelstück, frz. timbre, ital. coppo, engl. scull piece.
2 Der Kamm, franz. crête, ital. cresta, engl. crest.
3. Das Visier, franz. mezail, ital. visiera, engl. visor.
Bei den späteren Helmen besteht das Visier aus 2 Teilen, die sich aufschlächtig bewegen. Der obere Teil mit den Sehspalten heißt dann Stirnstulp, franz. frontal, ital. frontale, der untere, das eigentliche Visier, altdeutsch Schembart, fr. ventail, ital. ventaglio.
4. Das Kinnreff, fr. mentonnière, ital. baviera, engl. beaver.
5. Der Nackenschirm, fr. couvrenuque.
6. Das Kehlstück, bei späteren Helmen Halsreifen, fr. gorgerin, it. goletta, engl. gorget.
B. Der Kragen, fr. hausse col, ital. collo, engl. neck collar.
1. Federzapfen (zur Befestigung der Achseln), fr. auberon.
C. Die Achseln, fr. épaulières, ital. spallacci, engl. shoulder plates.
1. Die Vorderflüge, fr. aile, ital. ala, lunetta.
2. Die Hinterflüge, franz. ailes dorsales.
3. Die Brechränder, Stoßkrägen, fr. passe-garde, garde-col, it. guarda-goletta, engl. pass guard.
D. Das Armzeug, frz. brassard, ital. bracciale, engl. brassard.
1. Oberarmzeug, Oberarmröhre.
2. Unterarmzeug, Unterarmröhre.
3. Die Armkacheln, fr. cubitières, ital. cubitiera, bestehen aus den Mäuseln und den ganzen oder halben Muscheln.
E. Die Handschuhe, frz. gantelets, ital. manopole, engl. gauntlet, wenn ungefingert: Hentzen, franz. mitons, ital. mittene, engl. mitten gauntlets.
1. Die Stulpen.
2. Die Knöchelreifen.
F. Die Brust, das Bruststück, franz. plastron, ital. corazza, engl. breast plate.
1. Der Brustrand.
2. Der Rüsthaken, fr. faucre, ital. resta, engl. lance rest.
3. Die Bauchreifen, frz. bracconnière, ital. panziera, engl. great brayette.
4. Die Schamkapsel, franz. brayette.
5. Die Beintaschen, frz. u. engl. tassettes, tuiles, ital. fiancali, scarselloni.
G. Der Rücken, das Rückenstück, franz. dossière, ital. schiena, engl. backplate.
1. Die Gesäßreifen, der Gesäßschurz., franz. garde-reins, ital. falda.
H. Das Beinzeug, die Diechlinge mit den Kniebuckeln bilden das Oberbeinzeug, die Beinröhren mit den Schuhen das Unterbeinzeug.
1. Die Oberdiechlinge. 2. Die Unterdiechlinge, fr. u. engl. cuissards, ital. cosciali.
3. Die Kniebuckel, franz. genoullière, ital. ginocchietti, engl. buce, mit ihren Muscheln.
4. Die Beinröhren, franz. grêves, ital. schinieri, engl. greaves.
5. Die Schuhe, franz. sollerets, ital. scarpe, engl. goad, soleret.
Bevor wir in eine Betrachtung der Wandlungen jener Schutzwaffe eingehen, welche der Krieger unmittelbar am Körper selbst getragen hat und die man unter der generellen Bezeichnung Harnisch zusammenfasst, sehen wir uns veranlasst, einer möglichen irrigen Auffassung zu begegnen, als sei mit den gegebenen Typen namentlich der älteren Perioden, etwa bis ins 14. Jahrhundert, mehr als ein nur im Allgemeinen orientierendes Beispiel der Tracht gegeben. Je höher wir in den Zeiten hinaufrücken, in denen zahllose Volksstämme auf die Weltbühne treten, deren Kulturzustand von verschiedenen Zentren beeinflusst war, desto mehr müssen wir von einer einheitlichen Physiognomie der Kriegstracht absehen. Wenn wir bedenken, dass die Völker des europäischen Nordens eine in sich abgeschlossene Kultur mit sich brachten, jene des Ostens in dem Grad und der Art ihrer Entwicklung die größten Verschiedenheiten merkbar werden lassen, dass die Einflüsse des Orients auf den Okzident, der Antike auf die barbarische Welt in tausendfachen Nuancen zutage treten, so kann von einer äußerlichen Uniformität des Menschen in Bezug auf seine kriegerische Tracht keine Rede sein. Hier ist die Gestalt der Äußerlichkeit so sehr von dem Grad der Entwicklung der Technik, der Religion und der Stammesgewohnheiten, den Ansichten des einzelnen abhängig, dass jeder der zahllosen Volksstämme zwar einen Haupttypus für sich bilden kann, der aber bis zu den einzelnen Individuen herab Millionen Mal variiert.
Für die Epoche der Völkerwanderung standen uns bis jetzt nur spärliche Materialien zu Gebote, um die Tracht des Kriegers beurteilen zu können. Originale Stücke sind nur wenige und diese in Trümmern auf uns gekommen, und bildliche Darstellungen waren ja selbst in jener Zeit äußerst selten. Griechische und römische Kunst waren im Entschlafen und jene der Barbaren stand noch auf zu geringer Stufe und war in dem Wirrsal der Zeit so wenig in Übung, dass es begreiflich erscheint, wenn uns bis jetzt bildliche Belege nicht untergekommen sind. Helme, Schildreste, Spieße, Schwerter, welche dieser Periode angehörend, in Deutschland, Italien und Frankreich aus dem Boden gegraben wurden, zeigen merkwürdigerweise mehr orientalischen Einfluss, als jenen der Antike, und dennoch ist der letztere zweifelsohne bis ins 8. Jahrhundert, ja noch bis zu den Ottonen, in den genannten Ländern in Tracht und Bewaffnung herrschend gewesen.
Wenn uns gerade für das Ausleben des antiken Einflusses Belege fehlen, so sind wir anderseits für den orientalischen durch in den letzten Jahrzehnten gemachte Bildfunde bereichert worden.
Der eine ist eine kleine bronzene Reiterfigur, einen finnländischen Krieger darstellend, die wenn nicht vor, doch sicher in die Periode der Völkerwanderung einzureihen ist. Der Reiter trägt den kleinen, spitzen Helm, der, wie wir sehen, vom Altertum bis in die Neuzeit den orientalischen und den vom Orient beeinflussten Völkern eigentümlich ist. Das Kleid ist enganliegend. Die Figur sitzt bereits im bequemen Sattel1. (Fig. 132.)
1Der Fundort der Bronze ist auf einem Feld bei Omatomsk, Gouvernement Wiatka. Sie ist erwähnt in Apelin, Antiquités finnoises, mit unrichtiger Angabe des Gouvernements Wilna. Ausführlich besprochen in dem Bericht über den Kiewer archäologischen Kongress 1873.
Fig. 132. Statuette eines finnländischen Reiters von Bronze Fund auf einem Felde bei Omstomsk, Gouvernement Wiatka. 5. Jahrhundert. Nach einem im Privatbesitze befindlichen Originale.
Fig. 133. Sarmatischer Reiter mit einem Gefangenen. Darstellung im Flachrelief auf einem Goldgefäße aus dem Erdfund von Nagy Szent-Miklós, dem sogenannten „Schatz des Attila“ 5. Jahrhundert.
Noch weit wichtiger, ja unschätzbar sind die Reliefdarstellungen, welche sich auf einem Goldgefäß aus dem Schatz von Nagy Szent-Miklós, dem sogenannten „Schatz des Attila“, gefunden haben1. Die eine stellt einen Reiter dar, der einen Gefangenen mit sich schleppt, die andere einen Bogenschützen. Man bezeichnet sie als sarmatische und setzt sie ins 5. Jahrhundert, was im Allgemeinen wohl zutreffen mag. Was für uns äußerst wichtig erscheint, ist die Tracht beider, aus der wir ersehen, dass sie orientalisch ist, dass die Kriegstracht, wie sie bis ins 12. Jahrhundert in Europa üblich war, sich von ihr ableitet und schon in antiker Zeit ihren Ursprung gefunden hat, und dass endlich die spätere, ritterliche Tracht, der Haubert, die Brünne, der Helm etc. ihre Vorbilder im Orient und nicht in der antiken Welt gefunden haben. Der eine Reiter trägt den niederen spitzen Helm mit der Brünne, die ein Kettengeflecht darstellt. Eine Jacke und Beinkleider aus mit Lederstreifen besetztem Stoff bedecken den ganzen Körper, darüber erscheint ein langer Haubert mit kurzen Ärmeln, vermutlich aus Leder mit dicht darauf genieteten Blechscheibchen. Derselbe wird an den Lenden mit einem gleichfalls aus Metall belegten Gürtel zusammengehalten, der möglicherweise auch ein Schwert tragen kann. Ganz ähnlich erscheint der minder vornehme Bogenschütze, der jedoch keinen Helm am Haupt trägt, sondern barhaupt mit fliegendem Haar sich darstellt1. (Fig. 133.)
Von diesen bis jetzt ältesten Darstellungen einer Kriegstracht im Mittelalter bis zu der nächsten klafft eine Lücke von drei Jahrhunderten, aber wir ersehen aus der nächsten, dass sich in dieser Zeit nur wenig geändert hat. Die aus Elfenbein geschnitzten Reiterfiguren, zum Schachbrett Karls des Großen gehörig1, zeigen uns die Kriegstracht der Berittenen im 8. Jahrhundert. Das Haupt der einen ist von einer kugelförmigen Haube bedeckt, der ganze Kopfteil mit Ausnahme des Gesichtes mit einem Stoff eingehüllt, der vermutlich eine Brünne darstellt. Die Brust deckt ein eng an den Körper schließender Harnisch aus Leder, mit viereckigen, übereinander fallenden Schuppen, der bis an die Beine reicht. Die Ärmel sind kurz, die Unterarme nackt. Die Unterschenkel scheinen in Lederstrümpfen zu stecken, die Füße sind von Sandalen bedeckt, an deren Fersenteil Sporen mit stachelförmigen Hälsen befestigt sind. Die andere trägt über eine lange Tunika einen ähnlichen Harnisch, jedoch mit unterhalb abgerundeten und gestielten Schuppen. Der Codex aureus von St. Gallen zeigt uns im Gegensatz zu den vorgenannten Ausrüstungen die Krieger in einer vollkommen der Antike entlehnten Tracht. Der Helm erinnert an die der späteren Römerzeit, der Harnisch aber, bis an die Knie reichend, ist von Leder und mit zungenförmigen Schuppen bedeckt. Die Ärmel sind kurz und lassen ein faltiges Untergewand erblicken. Die Unterschenkel stecken in hohen Strümpfen, die bis über das Knie reichen. Die Füße sind mit Schuhen bekleidet. Über den Harnisch trägt der Vornehme die Toga, die Handwaffe ist der dünnschäftige Spieß oder das Pilum. (Fig. 134.) Man sieht in der Gesamtbetrachtung deutlich das Gemisch von orientalischen und antiken Formen, aber auch wie wenig die Kriegstechnik seit dem 5. Jahrhundert vorgeschritten ist. Die geringen Fortschritte in der Entwicklung der Schutzwaffe und speziell des Harnisches sind aus den nächstjüngeren Handschriften und Miniaturen zu erkennen. Fast vollkommen gleich mit der vorigen ist die Kriegstracht in der Bibel von San Paolo fuori le mura vom 9. Jahrhundert, im Evangelium des Lothar und in der Bibel Karls des Kahlen aus ziemlich gleicher Zeit. Nur im Manuskript des Prudentius um das Jahr 1000 erscheinen die Helme kegelförmig und nähern sich in ihrer Form der in Frankreich als „normannischer Helm“ bezeichneten Kopfbedeckung. Sicher ist die gründliche Verbesserung der Bewaffnung und der Taktik vom
1Einst im Schatz der Abtei zu Saint-Denis, jetzt im Medaillenkabinett der Nationalbibliothek zu Paris.
1Die andere hier erwähnte Figur des Bogenschützen ist in dem Abschnitt: „Der Bogen“, wiedergegeben.
1Kunsthistorische Sammlungen des kais. Hauses, Wien.
Beginn des 11. Jahrhunderts allgemeiner merkbar, von den Normannen ausgegangen, deren Herrscher in unausgesetzter Verbindung mit fernen Nationen einen weitreichenderen Blick besaßen. Einen wichtigen Beleg für die Verbesserung der Kriegstracht, wie sich dieselbe am Ende des 11. Jahrhunderts darstellte, besitzen wir in den Darstellungen am Teppich zu Bayeux, und wir sehen auch hier die fortgesetzte Einwirkung des Orients auf das europäische Kriegswesen. Die künstlerische Hand der Tapete stellt uns die bretonischen Krieger im Wesentlichen mit den normannischen gleich geharnischt vor. Den Kopf bedeckt der spitze Helm mit dem charakteristischen, vom Orient her entlehnten Naseneisen, der Kopf ist von einer Art Brünne eingehüllt, die nur das Gesicht frei lässt. Der Körper ist von einem
Harnisch bedeckt, der das Wams mit dem Beinkleid in einem Stück darstellt. Die Ärmel sind kurz, die Beinkleidpartie reicht bis an die Knie. Der ganze Harnisch ist entweder mit eng aneinander liegenden, quadratförmigen, eisernen oder mit scheibenförmigen Plättchen verstärkt, die vermutlich aufgenietet sind. Bei Vornehmen sind dieselben entweder vergoldet oder aus Bronze gebildet. Auf der Brust zeigt sich ein viereckiges Blatt, in den Ecken auf den Harnisch befestigt, das wahrscheinlich eine Verdoppelung der Brustpartie darstellt. Nur Vornehmere haben auch die Unterschenkel in gleicher Weise geschützt (Fig. 135), bei den übrigen sind die Beine nur mit engen Strümpfen bekleidet. Das Gewicht eines solchen Harnisches mag nicht gering gewesen sein; auf der Tapete in der Darstellung der Landung Wilhelms in England tragen zwei Knechte einen solchen Harnisch auf einer starken Stange. (Fig. 136.)
Bei den Normannen war das Ritterwesen vollends ausgebildet. Man erkennt dieses deutlich in der minderen Bedeutung, die dem Fußstreiter zuteilwird. In der Tapete von Bayeux sind nebst den Reitern nur die Spießträger geharnischt (Fig. 137.), in anderen Körpern, wie bei den Bogenschützen, erscheint der Mann nur vereinzelt im Harnisch, und das Kleid der übrigen ähnelt jenen der Krieger des 8. Jahrhunderts in ihrer spätrömischen Tracht. (Fig. 138.)
Dass uns die Tapete die Tracht einer etwas späteren Zeit als die dargestellte Eroberung Englands durch die Normannen wiedergibt, zeigt das Reitersiegel Wilhelms des Eroberers vom Hôtel Soubise in Paris. Hier trägt der Herzog einen kugelförmigen, großen Helm, einen Haubert, mit sechseckigen Eisenplättchen belegt, ganz in der Art einer Tunika geschnitten, mit kurzen Ärmeln, die Beine sind unbewehrt. (Fig. 139.) Das Reitersiegel Wilhelms II. aber zeigt diesen bereits im spitzen Helm mit Naseneisen, und ist genau aus der Zeit der Fertigung der Tapete.
Vom Beginn des 12. Jahrhunderts machen sich vorzüglich an den Hauberts Änderungen im Schnitt merklich. Zunächst erscheint das Beinkleid getrennt und der Haubert selbst wird bedeutend länger, sodass er bis an die Waden reicht. Um mit selbem zu Pferde sitzen zu können, wird er rückwärts und zuweilen auch an den Seiten aufgeschlitzt. Die Ärmel reichen bis an die Handwurzel, sind anfänglich weit, später enganliegend. Die Verstärkung mit Eisenpartikeln wird subtiler und besteht aus feineren, übereinander genähten Ringen oder
Fig. 137. Normannischer Fußstreiter aus der Tapete von Bayeux. Ende des 11. Jahrhunderts.
Fig. 138. Normannische Bogenschützen, der eine geharnischt, der andere nicht geharnischt, auf der Tapete von Bayeux. Ende des 11. Jahrhunderts.
aus kleinen, schuppenförmig gereihten Plättchen, den sogenannten „stahelzein“, oder aus aufgenähten Metallscheibchen oder Metallbuckeln. (Fig. 140.) Dieser Haubert wird über einem langen, faltigen Waffenrock (bliaud) getragen, der unterhalb hervorsieht, dieses Unterkleid ist für die Harnischtracht durch mehr als ein Jahrhundert charakteristisch. Die kapuzenähnliche Brünne wird nicht nur beibehalten, sondern wird nun auch gleich dem Haubert mit aufgenähten Ringen verstärkt.
Einige Male finden wir das Schwert unterhalb des Hauberts getragen und mit der Scheidemündung aus einem Schlitz hervorragend. (Fig. 141.)
Vermutlich war es die enorme Schwere von derlei mit Eisenpartikeln dicht benähten Harnischen, dass man im 12. Jahrhundert versuchte, die eisernen Plättchen durch solche aus Horn zu ersetzen, man hielt solche Harnische für undurchdringlich. Eine Schar im Heer Heinrichs V. trug 1115 derlei hornbelegte Hauberts, und auch im Wigalois werden solche erwähnt, welche reich mit Gold belegt und mit Edelsteinen geziert waren1. Gegen 1150, zu welcher Periode die Erfahrungen aus den Kreuzzügen greifbare Gestalt anzunehmen begannen, begegnen wir in Mitteleuropa zuerst dem Maschenpanzerwerk (maille, Musszeug), welches aus ineinander geflochtenen verschweißten Ringen besteht. Der Maschenpanzer, bereits unter den Römern bekannt und verwendet, war zu jener Zeit schon bis zum Norden Europas verbreitet. In ganz vorzüglicher Fertigung erscheint
1Vielleicht erklärt sich dadurch die Sage vom „hörnen Siegfried“. Die Erinnerung an hornbelegte Harnische hat sich übrigens lange erhalten, noch Kaiser Maximilian I. kommt in seinen Studien auf selbe wieder zurück.
Fig. 141. Krieger aus einer Darstellung des Kindermordes aus einer Papierhandschrift Neroca. IV. der Harlaian-Bibliothek datiert 1125. Französisch. Nach Hewitt I, p. 130.
Fig. 142. Detail von der Anordnung des Panzerzeuges an einem sogenannten „lederstreifigen“ Harnische. Nach Viollet-le-Duc II, p. 240.
er nach Fundstücken aus dem Thorsberger Moor im Museum zu Kiel, die dem 3. Jahrhundert angehören dürften, ebenso fand er sich in Schweden in Gräbern, die ins 6. Jahrhundert zu reihen sind1. Diese frühe Erscheinung weist auf die Anfänge der Meerfahrten der Wikinger zurück, bei welchen nebst materiellen wohl auch manche kulturelle Eroberungen gemacht worden waren. Im 12. Jahrhundert werden der Haubert wie die Brünne aus Maschenpanzerwerk allgemeiner, wenn auch anfänglich nur als Kriegskleid der Vornehmeren, da die Mehrzahl der Reiter den hohen Preis für
1Mestorf, J., Die vaterländischen Altertümer Schleswig-Holsteins. Montelino, O., Antiquités suédoises. Stockholm 1873—1875.
Fig. 143. Krieger im Haubert mit aufgenieteten Plättchen. Fragment einer Miniatur auf Pergament im Besitz des Herrn von Hefner-Alteneck. Anfang des 12. Jahrhunderts. Nach Hefner, Trachten des christlichen Mittelalters, I, T. 12.
Fig. 144. Fußknecht im Haubert mit Fäustlingen und Eisenhosen mit vollständiger Deckung des Vorfußes. Skulptur am Portal der Kathedrale zu Rheims. Um 1230. Nach Viollet-le-Duc VI, p. 88.
selbe nicht zu erschwingen vermochte. Diese bedienten sich eines am Ende des 12. Jahrhunderts neu auftretenden, eigentümlich gearbeiteten Hauberts und einer damit verbundenen Brünne, die man im Altfranzösischen armure treslice (treillie) benannte. Dieses Kleid bestand aus zweimal gesottenem Leder, auf welches der Quere nach Lederstreifen mittelst starker Tiersehnen genäht wurden. Auf jedem dieser Streifen wurden Eisenringelchen dicht aneinander gefädelt, die durch zwischen den Ringelreihen liegende Lederstreifen fest und flach liegend erhalten wurden. Diese Art Harnische, von späteren deutschen Schriftstellern nicht sehr glücklich „lederstreifige“ benannt, erhalten sich bis ins 14. Jahrhundert im Gebrauch. (Fig. 142.)
Schon am Schluss des 11. Jahrhunderts waren die Unterschenkel der geharnischten Reiter, wie wir gesehen haben, mit Harnischzeug geschützt und nicht selten begegnen wir schon damals Hauberts und Eisenhosen (îsenhuse) an den unteren Extremitäten, die sackartig gestaltet waren, somit zugleich die Hände und Vorfüße bedecken. Diese Art wird auch bei den Harnischen des 12. Jahrhunderts wieder aufgenommen (Fig. 143 und 144). Der aus Lederstreifen und Ringen gebildete, wie der aus Maschen bestehende Harnisch deckt gleichfalls Hände und Vorfüße, nur werden die inneren Handflächen der ersteren, die Sohlen der letzteren, ferner die Sitzflächen, endlich die Achselhöhlen von der Panzerung frei gelassen. Minder ansehnliche Reiter tragen auch nur die vorderen Flächen der Schenkel mit einem Stück Panzerzeug bedeckt, das rückwärts gebunden wird. (Fig. 145.)
Fig. 145. Krieger aus der Handschrift 69 der Bibliothek in den Haag. Ende des 12. Jahrhunderts. Nach van der Kellen. T. 73.
Fortsetzung: Der Harnisch für den Mann in seiner Gesamtheit Teil
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Quelle: Wendelin Boeheims "Handbuch der Waffenkunde" von 1890.
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