In der Relation von den Feierlichkeiten, welche bei dem Leichenbegängnis Eugens im Jahre 1736 zu Wien stattgefunden haben, heißt es unter anderem: "Auf der linken Seite des Trauerbettes aber, auf zwei gleichmäßigen Kissen lagen der Hut und das große Schwert, so schon vor einigen Jahren von dem Papst Ihrer Durchlaucht als einen Beschützer der heiligen Religion überschickt worden waren. Diese Geschenke erhielt Eugen von Clemens XI. in dem Feldlager vor Temeswar nach dem großen Sieg über die Türken bei Warasdin. Sie wurden ihm von dem Marchese Rasponi und Don Abatti am 9. Oktober 1716 überbracht. Von jeher war es Sitte, dass die Päpste, um Fürsten zu ehren und Feldherren auszuzeichnen, ihnen einen geweihten Hut oder ein geweihtes Schwert aber auch beide zugleich überschickten.
Als Kaiser Friedrich IV. im Jahr 1468 Papst Paul V. besuchte, begab er sich am
ersten Weihnachtsfeiertage zu demselben in der Frühmesse, küsste ihm Hand und Fuß, und wurde von ihm umarmt. Hierauf führten ihn zwei Kardinal-Diakone zum Altar, wo er niederkniete und den
päpstlichen Segen empfing. Nun wurde intoniert. Der Papst reichte ihn die geweihten Waffen, nahm ihn bei der Hand und führte ihn nach seinem Gemach. Später erhielt Ferdinand I. ein geweihtes
Schwert. Und als Johann Sobieski 1683 die Türken geschlagen und Wien entsetzt hatte, sendete ihm Papst Innozenz XI. ebenfalls Hut und Degen.
Links: Geweihtes Schwert. Der 0,45 Meter lange Griff von Silber und vergoldet, besitzt einen reich versierten Knauf, auf welchem das Wappen des Papstes Pius V. (Ghislieri)
ersichtlich ist. Die Parierstangen stellen liegende Hermen dar. Die flache, breite, 1,17 Meter lange, bis zur Hälfte vergoldete Klinge trägt die Inschrift: PIVS • V • PONTIFEX • OPTIMVS • MAXIMVS
• ANNO II. (1568.) Die Scheide (1a) ist mit durchbrochenen Verzierungen in vergoldetem Silber belegt, unter welcher man ein Medaillon mit dem Bildnis des Papstes, die Heiligen Petrus und Paulus,
ferner die Inschrift PIVS • V • P • M • A • II erblickt. Auf dem in Gold gewebten Gürtel wiederholen sich gleichfalls die Wappen und Insignien des Kirchenoberhauptes.
In den Hinterlassenschaftsinventaren nach dem Ableben des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, aufgenommen 1596, wird das Schwert mit dem folgenden Nachsatz erwähnt: »solliches Schwert hat irer
fürstlich durchlaucht erzherzog Ferdinanden etc. babst Pius der funfft presentiren lassen.«
Rechts: Geweihtes Schwert. Dasselbe besitzt die ansehnliche Gesamtlänge von 166 Zentimeter. Sein Griff ist von Silber und vergoldet. Der Knauf enthält das Wappen des Papstes
Gregor XIII. (Buoncompagno), dessen Figur, ein wachsender Drache, auch dort, wie an mehreren anderen Punkten als Dekorationsmotiv erscheint. Die Scheide (2a), gleichfalls mit durchbrochenen
Verzierungen in vergoldetem Silber belegt, sowie der in Gold gewebte Gürtel trägt wiederholt das Wappen des Papstes. Auf dem vergoldeten Gürtelbeschlag liest man die Inschrift: »GREGORIVS •
DECIMVS • TFRTIVS • PONTIFEX • MAXIMVS • A • XI.« (1583).
In dem oben angeführten Hinterlassenschaftsinventar von 1596 heißt es bei Erwähnung dieses Schwertes: »und hat solliches schwert der pabst Gregorius der 13. ir fürstlich durchlaucht (Erzherzog
Ferdinand) den 9. maii anno 1582 durch den bischof Sporeno presentiren lassen.«
Geweihtes Schwert mit den Insignien des Papstes Julius II. (della Rovere). Dasselbe, von der ansehnlichen Länge von 150,5 Zentimeter, besitzt einen Griff aus vergoldetem Silber mit blauem
transluzidem Emaille, in dessen Verzierungen vielmals die Wappenfigur der Familie della Rovere als Motiv erscheint. Auf der flachen Klinge erblickt man in vergoldeter Ätzung die heiligen Petrus
und Paulus, das Wappen des Papstes und die Inschrift: IVLIVS • II. • PONT • MAX • ANNO • VII.
Dabei befindet sich noch die Scheide (1. a), mit rotem Samt überzogen und mit durchbrochenen Auflagen in vergoldetem Silber und prachtvollen Emaille in champlevé ausgestattet. Bemerkenswert
erscheint der in Rot und Gold gewebte Gürtel, an welchem die Schnalle ihrer Emaille wegen besondere Beobachtung verdient. Seit dem 12. Jahrhundert war es Sitte, dass der Papst alljährlich in der
Christnacht ein Schwert und einen Hut weihte, um diese an Fürsten zu übersenden, welche sich um die Christenheit oder den päpstlichen Stuhl besonders verdient gemacht hatten. Dieses von 1510
datierende Schwert dürfte allen Daten nach an Kaiser Maximilian I. verehrt worden sein und ist damit ein bedeutsames Gedenkstück an die Ligue von Cambray.
Schwert zu anderthalb Hand, Würdenzeichen des Rektors der Republik Ragusa. Der ovale, flach gedrückte Knauf sowie die etwas nach abwärts gesenkten Parierstangen sind aus vergoldetem Silber und
mit graviertem spätgotischen Laubornament
geziert. Der Handgriff, mit vergoldetem Silberblech überzogen, ist eine spätere Zugabe. Die gerippte, zweischneidige, 87,2 Zentimeter lange Klinge, vom Rost stark angegriffen und verschliffen,
trägt das nebenstehende, mit Messing tauschierte Klingenschmiedezeichen. Die Scheide von geschwärztem Leder besitzt Beschläge aus vergoldetem Silber mit ähnlichen Gravierungen wie am Griff.
Italienisch, 15. Jahrhundert, die gleichfalls italienische Klinge ist erheblich älter.
Quelle Text oben: Christlicher Hausschatz: Beiblatt zum Gmundner Wochenblatt, Band 27. Mai, 1862. V. Jahrgang. Nr. 21.
Quelle Bild geweihter Hut: Curiositäten der physisch- literarisch- artistisch- historischen Vor ..., Band 4. V. Stück, 1815.
Quelle restliche Bilder und Texte:
Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses - Waffensammlung
Album hervorragender Gegenstände aus der Waffensammlung des Allerhöchsten Kaiserhauses
Band 1 und 2
Erläuternder Text von Wendelin Boeheim
259 Seiten (TB-Format)