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Blutige Zweikämpfe und das Gottesurteil

Gottesurteil und Zweikampf um den Tod
Duel zweier streitender Parteien

Heute haben wir das mittelalterliche Thema des Gottesurteils nach einem Zweikampf. Während sich ein Herrscher oder Richter sich nicht auf ein Urteil einigen konnte, ging man dazu über, die Sache in einem tödlichen Zweikampf zu klären. Dies ist jedoch nicht mit den Duellen des 18. Jahrhunderts zu verwechseln, die damals klar streng verboten waren. Im Mittelalter waren Zweikämpfe jedoch in den Augen der Menschen gerecht, weil sie daran glaubten, dass Gott sich im Zweikampf einmischen würde und den Gerechten im tödlichen Zweikampf siegen lässt. Im nachfolgendem Beispiel ist ein solcher Zweikampf erfolgt, wo klar der bessere Kämpfer als Überlebender und Sieger hervorgetreten ist (was wohl nicht immer der Fall gewesen sein dürfte).

 

 

Meinhard von Mallentheim

Nachdem sich der reiche und tapfere Graf Meinhard von Mallenthein in der blutigen Schlacht von Aglarn einen glänzenden Waffenruhm erworben hat, verließ er Kärnten mit vielen Rittern und Edelleuten und begab sich nach Paris, wo er von dem französischen König Ludwig VI. mit großen Ehren empfangen wurde. Es ist aber dieser hochedle Graf, den die kärnterische Chronik: "einen sinnreichen, tugendlichen, gottesfürchtigen und kriegserfahrenen Helden" nennt, eben seiner herrlichen Tugenden wegen bei Hofe angefeindet worden, insbesondere von einem französischen Ritter namens Rinaldo Thian.


Dieser missgünstige und ränkeflüchtige Edelmann glich einer böswilligen Viper, denn er bespritzte den kärnterischen Grafen, welchen der König so häufig als staatsklugen Ratgeber befragte und auszeichnete, mit dem schärften Gift der Verleumdung. Der Schändliche wagte es, ihn bei seinem Monarchen des Hochverrats zu beschuldigen und mit frecher Stirn anzuklagen: Meinhard hätte ein heimliches Bündnis angezettelt, um ihn, den König, zu erwürgen!


Wie unser Gewährsmann, Megiser, versichert, habe Ludwig VI. auf diese Anschuldigung kein Wort gesprochen und seinen Ingrimm unterdrückt. Da aber Rinaldo Thian bei seiner verleumderischen Anklage beharrte, so sah sich der König endlich genötigt, die Ermittelung der Wahrheit einem Gottesurteil zu überlassen und zwischen den beiden Feinden einen entscheidenden Zweikampf an einem von ihm selbst festgesetzten Tag und Ort in Antrag zu bringen.


Dies war auch das dringliche Verlangen des Grafen Meinhard von Mallentheim. Er wollte Gott dem Allmächtigen, der die Wahrheit selbst ist, schreibt der Chronist, die Sache anbefehlen, nach seiner Wahrheit und Gerechtigkeit durch solchen Kampf, wer unter ihnen beiden schuldig oder im Recht wäre, an den Tag zu bringen.


Als es nun zum Zweikampf gekommen war, ist es geschehen, dass Meinhard den Gegner ganz ritterlich überwunden und im offenen Schranken - erwürgt hat!


Unser Gewährsmann schließt: "Damit ist ganz klar und hell seine Unschuld, die sonst verschwiegen geblieben wäre, an das Tageslicht gekommen, dessen sich der König samt dem ganzen Hofgesinde zum höchsten erfreut, auch ihn endlich, als er nicht länger von seiner lieben Gemahlin wegbleiben wollte, mit vielem Gesinde und reichen, königlichen Verehrungen heimziehen lassen. Als er nun heimgekommen und von seiner Gemahlin, Frau Kunigund, mit besonderen Freuden empfangen worden, hat er demnach im Jahr des Herrn 1147 darum, dass ihn Gott der Herr vor Unehre behütet und den Sieg gegen seine Feinde verliehen, ein Kloster angefangen zu bauen und zu stiften, nicht weit von Klagenfurt gelegen. Er nannte es "Victoria", der gemeine Mann und das Landvolk aber nennen es "Bitring".

 

 

Bildquelle: The Triumphs of Gods Revenge against the Crying and Execrable Sin of ... Murther ... The seventh ... edition. Whereunto are added ... copper plates; London 1704.

Textquelle: Zeitspiegel: “Eine” chronologische Ährenlese aus der österreichischen Völker" von Joseph Alois Moshamer, Wien 1866