Der Müllergeselle Jakob Rehbock soll sich als brandenburgischen Markgrafen Woldemar ausgegeben haben und forderte 1348 die Rückgabe der Mark Brandenburg vom Sohn des Wittelsbacher Kaisers Ludwig der Bayer. Viele Adelige, Dörfer und Städte schlossen sich dem falschen Woldemar an, weil sie mit ihm das Aussterben der Askanier-Familie, welches mit dem Tod Woldemars vollzogen wäre, zumindest kurzfristig gestoppt zu haben. Das Kloster Chorin schloss sich diesem Ansinnen an und leugnete den Tod sowie das Begräbnis des echten Woldemars in seinen Urkunden. Hier ein Auszug aus dem Buch: Das Kloster Chorin - Eine zeichnerische Bestandsaufnahme der Klosterruinen von 1854:
Das Kloster“, sagt de la Pierre weiter, „worin der wahre Woldemar begraben sein sollte, hätte doch wohl am ehesten Zeugnis für die Wahrheit seines Todes ablegen können und sollen. Oder wusste oder glaubte es etwa, dass dieser Markgraf nicht der zu der angegebenen Zeit verstorben, sondern, wie es nachher hieß, verschwunden sei und hierauf durch Angabe seines nahen Todes in jener Urkunde vorbereiten wollte, sodass es des Woldemars Nichtableben oder mindestens sein Nichtbegrabensein in Chorin dreist behaupten und dem Erschienen als dem echten Woldemar Anhänglichkeit beweisen konnte? Wenn es aber ein falsches Spiel wirklich spielte, wie gewöhnlich angenommen wird und gleichsam den Mantel nach dem Winde drehend, immer denjenigen Teil zugetan war, welcher das Glück auf seiner Seite gehabt und von welchem es die meisten Wohltaten zu erhalten gehofft hatte, wie lag es in seinem Vorteil, bereits im Jahr 1320, in welchem Jahr doch an den falschen Woldemar, der erst im Jahr 1345 erschien, gar noch nicht gedacht wurde, zu behaupten: Markgraf Woldemar sei nicht tot oder nicht in Chorin begraben, wodurch es vielmehr die Ungnade des Herzogs Rudolph von Sachsen sich zuzog?
Entweder ist der Grund des Unwillens jenes Herzogs ein anderer, als diese Behauptung - und doch lässt sich nach Inhalt der Urkunde fast kein anderer Grund denken - oder es fehlt uns hier gänzlich an einem näheren Aufschluss über die Gesinnungen und Absichten des Klosters bei den Tagesbegebenheiten jener Zeit. Man hat dem Kloster darüber Vorwürfe gemacht, dass es kein Zeugnis für den wirklichen Tod des echten Woldemar ablegte, um dadurch dem umfangreichen Unheil vorzubeugen, welches durch die Erscheinung des falschen Woldemar, wenn es damit seine Richtigkeit hat, die Mark niederdrückte. Allein man hat nicht gefragt: Ist des Woldemar Leichnam wirklich in Chorin beigesetzt, wie vermutet wird? Und war das nicht der Fall, konnte das Kloster bezeugen: Der Woldemar sei daselbst begraben und also tot? Urkundlich ist dieses Woldemar-Begräbnis in Chorin nicht erwiesen4. Vielmehr führt der als gewissenhafter Berichterstatter allgemein anerkannte Kamzow aus dem Mund des Herzogs von Sachsen, der wahrscheinlich wissen konnte, wo des Woldemars Leichnam beigesetzt war, von diesem an: „So hatte er sich da für tot lassen sagen und einen anderen Toten in seine Stätte legen und zu Bernau begraben lassen“.
„Der dem Kloster gemachte Vorwurf muss folglich unbegründet erscheinen, bis die Beisetzung jenes Leichnams in Chorin urkundlich oder aus anderen glaubhaften Quellen nachgewiesen wird.“
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