Der nachfolgende Artikel veranschaulicht das Wirken der preußischen Regierung, welche die Cholera bekämpfen und gewillt war, Forschungsergebnisse auch mit den anderen Ländern zu teilen. Dazu wurden aus dem "Ausland" Ärzte eingeladen, die Cholera-Lazarette in Berlin zu besuchen und sich auf den neusten Stand der Wissenschaft zu bringen. Dazu sollten nur die Ärzte eingeladen werden, die auch mit der Cholera zu tun und entsprechend Patienten zu pflegen hatten.
Die Cholera-Epidemie in Berlin
Aus Berichten an die königliche Regierung zu Minden, von Dr. Heilbronn, prakt. Arzt und Geburtshelfer.
Minden. In Kommission bei Ferdinand Eßmann 1831
"Unter den vielen größeren und kleineren Städten, von den Ufern des Ganges bis zu den preußischen Staaten, die von Cholera schon seit Jahren mit ihrer Geißel heimgesucht worden sind, ist Berlin
unstreitig derjenige Ort, der durch seine Ärzte den meisten Aufschluss über die gefürchtete Krankheit dargeboten hat. So lieferte die mit musterhafte Gewissenhaftigkeit vom Med. Rat Casper
herausgegebene Cholera-Zeitung treue Berichte von den eingetretenen Krankheitsfällen, um die entfernteren, auch außer Preußen wohnenden „Midicinalpersonen“ mit den Beobachtungen zu belehren. Und
die Landesregierung ist wie bei jeder Gelegenheit auch hier nicht durch kleinlichen Geldzwang gefesselt gewesen, sondern hat im großen Vorzug vor vielen anderen Nachbarstaaten, einen oder mehrere
Ärzte aus den Provinzen durch kostbare Reisen an der lebendigen Erfahrung teilnehmen lassen, um diese dann in gleichen Verhältnissen auf ihre Pflegebefohlenen übertragen zu können.
Dass die Provinzial-Regierungen, denen solche Sendungen überlassen waren, ihre Wahl vorsichtig veranstalten mussten, leuchtet schon von selbst hervor, denn nicht jeder Arzt weiß richtig zu
beobachten, und oft noch weniger das wirklich richtig Aufgefasste in gehörige Anwendung zu bringen. Und endlich musste die Wahl auch einen solchen treffen, den mit einer jahrelangen ärztlichen
Erfahrung auch das volle Vertrauen des Publikums in seinen Kenntnissen und Charakter begleitet hatte.
Der Verfasser vorliegender Schrift ist nun in den eben geschilderten Verhältnissen gewesen. Und wir müssen gestehen, die Mindener Provinzial-Regierung hat keine Fehlwahl getan, da aus jeder Seite
des Buches hervorgeht, wie er mit besonnener Beurteilungskraft, ohne gelehrten Dünkel und Machspruch, das in den Cholera-Lazaretten zu Berlin beobachtete, vernünftig rationierend wiedergibt. Und
dadurch schon im Voraus beurkundet, wie bei ähnlichen Unglücksfällen in der Heimat, der Verfasser mit einer Gewissheit in seinen Handlungen verfahren werde.
Etwas mehr über diese Schrift zu sagen, sie ausführlich zu zergliedern wäre unnötig, da sie sich in jedermanns Händen befindet. Und schließen wir daher diese wenigen Zeilen nur noch mit dem
innighaften Wunsch, dass der Verfasser für seine Bemühungen und uneigennützigen Aufopferungen den Dank des Publikums in einem nicht geringeren Grade einernten möge, als wir ihm für sein Buch
selbst uns verschuldet fühlen."
Quelle: Westphalia - Ein Unterhaltungsblatt in Verbindung mit einem öffentlichen Anzeiger
Nr. 24, Herford, Sonnabend, den 16. Juni 1832
Wer Lust auf eine spannende Zeitreise hat und das damals modernste Krankenhaus des Deutschen Reiches, wenn nicht gar Europas, besuchen möchte, kann es mit einer Führung durch die Ruinenhäuser der
Beelitz Heilstätten in die Vergangenheit
eintauchen. Der Kampf um die Lungenkrankheit Tuberkulose wurde auch in diesen Räumen mit verschiedenen Lösungsansätzen geführt, wenn nicht immer mit Erfolg für den Patienten. Aber erlebt es
selbst. Zu empfehlen ist die Führung durch die alte Chirurgie!
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