Bleiplomben des Mittelalters und der Neuzeit zeigen Unterschiede auf, die anhand ihres Gewichtes, ihrer Größe und ihrer Inschriften und Symbolen, wie Wappen und Warenmarken, zeigen. Bei den neuzeitlichen Warenplomben des 19. und 20. Jhds. lässt sich mit einer Internetrecherche sogar eine genaue zeitliche Bestimmung vornehmen.
Mit Firmenlogos, Warenmarken und Kennzeichnungen sind auch Rückschlüsse auf den Inhalt ihres Gutes möglich. Allerdings kommt es bei einer chronologischen Bestimmung immer auf die jeweilige Erhaltung an. Blei ist ein sehr weiches Metall und Bleiplomben werden zumeist auf landwirtschaftlich genutzten Ackerflächen gefunden, die seit Jahrhunderten in Benutzung sind. So kann es sein, dass durch mehrmaliges Umpflügen des Ackerbodens die Bleiplomben im Laufe der Zeit immensen Schaden durch Umformungen und Abschliff erleiden. Vorteilhaft ist allerdings bei Blei die leichte Säuberung durch die fehlende Korrosion.
Beim sogenannten bleien wurde ein Draht oder Faden durch die Ein- und Ausgangslöcher der offenen Plombe gezogen und mit einer Plombierzange zusammengedrückt.
Die Plombierzange prägt zugleich die blanke Plombe mit den vorgesehenen Insigne. Je nachdem um welche Siegel es sich handelte, brachte ein Mitglied einer Zunft, der Kaufmann oder der
Warenhersteller, wie zum Beispiel ein Tuchmacher, Bleiplomben an, um die Herkunft der Waren festzuhalten. Steuer- und Zollplomben wurden vom Steuerbeamten oder Kassenwart angebracht.
Bleiplomben dienten als Herkunftsnachweis ihres versiegelten Gutes und sollten zugleich die Qualität ihres ursprünglichen Besitzers beweisen und so Fälschungen erschweren. Verbleite Handelsgüter waren zudem vor Manipulationen, wie zum Beispiel einer Gewichts-reduktion, besser geschützt.
Bleisiegel auf Wirtschaftsgütern des Mittelalters und der Neuzeit wurden auch durch gesetzliche Vorgaben erzwungen und geregelt. Eine ungerechtfertigte Entfernung einer Bleiplombe konnte
strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Denn für die Händler waren Bleiplomben auch der Nachweis auf abgegoltene Steuern und Abgaben, wie angebrachte Zoll- und Steuerplomben bewiesen.
Bleiplomben veränderten sich über die Jahrzehnte und auch die Zusammensetzung des Bleis ist mehrfach geändert worden, um Fälschungen und Manipulationen von Bleiplomben zu erschweren. Schon im Mittelalter versuchte ein mancher Schurke Zollplomben herzustellen oder die Herkunft zu verschleiern.
Für viele Sammler sind Bleiplomben eher uninteressant. Für die Geschichtswissenschaft sind sie dagegen wichtig, weil sie den historischen Handelsverkehr und Güter des Fundortes darlegen. Auf so manchen Dorfacker schlummern also unerkannte Fundstücke der lokalen Wirtschaftsgeschichte.
Neuzeitliche Bleiplomben weisen zumeist Abkürzungen wie NP (für Nitrogenium-Phosphor) und DAP (für Diammonphosphat-Dünger) sowie Guano auf, die auf landwirtschaftliche Düngemittel hinweisen. Firmenlogos, Ortsnamen und Symbole wie Schlüssel oder große Buchstaben weisen zumeist auf Saatgut hin.
Bei Mehl, einem der häufigsten gehandelten Güter mit Bleiversiegelung, steht der Buchstabe "W" (für Weizenmehl) oder "R" (für Roggenmehl) oder "M" (für Mehl). Solche Plomben können auch das
sogenannte "Mahldatum" zeigen, das den Tag und Monat der Herstellung zeigt. Auch der Name der Mühle, der Ort, die Körnung des Mehls sowie die Qualität können angegeben sein. Neben Buchstaben
können auch Zahlen wie die "1" und "2" für die Qualität des Mehls stehen, wobei zwischen den deutschen Reichen es unterschiedliche Aufschlüsselungen gab.
Tuchplomben sind runde oder eckige Siegel aus zwei Scheiben, die mit einem Steg verbunden sind und mit einem Bleinagel geschlossen wurden. Der Nagel bohrte sich durch das Tuch und durchbrach die andere Bleischeibe. Diese Tuchplomben wurden an einer Ecke des Tuches, meist eine Tuchbahn in der alten Maßeinheit Elle vermessen, angebracht. Tuchplomben weisen oftmals Hoheitswappen oder Monogramme des Tuchers aus. Auch Ortsnamen, Art des Stoffes, die Ballennummer und die Tuchqualität können auf dem Siegel notiert sein.
Salzplomben
Salz wurde als häufiges und wichtiges Gut immer besiegelt, da hierauf Steuern anfielen. Neben einem Herstellersiegel gehörten auch Zoll-und Steuerplomben an das Salzfass. Hinweise auf eine
Salzplombe liefert die Bezeichnung "S", "Sel", "Salz", "Saline" oder "Salzamt". Gewichtsangaben und Ortswappen wurden ebenfalls häufig ins Blei verewigt.
Zoll- und Steuerplomben
Mittelalterliche und neuzeitliche Zoll- und Steuerplomben weisen immer das Konterfei oder das Monogramm des Königs oder Herrschers auf. Aufgedruckt wurde auch das Hoheitszeichen und der Staats-
oder Ortsname des versteuerten Gutes.
Weitere Bleiplomben wurden speziell auf Wurst- und Fleischwaren, Tabak, Zucker, Kaffee, Gewürze und vieles mehr hergestellt. Auch Postplomben und Siegel für den Güterverkehr sind häufige Funde an
ehemaligen Umschlagplätzen.
Bleiplomben des Mittelalters weisen zumeist Stadtwappen und Inschriften auf, die nicht zugleich Rückschlüsse auf deren vergangene Waren zulassen. Neuzeitliche Bleiplomben können auch mit
Flaschenverschlüssen aus Blei des 18. Jhds. verwechselt werden, die zumeist bildliche Darstellungen und Gesichter samt Umschriften besitzen. Flaschenverschlüsse haben einen Durchmesser von 2 bis
3 cm.
Bleiplomben waren auch bei den Römern, Griechen und Babyloniern bekannt. Zwischen dem 1. und 4 Jhd. n. Chr. enthielten die Warenplomben aus Blei entweder Inschriften oder figürliche
Darstellungen. Häufig treten auch Portraitköpfe auf.
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