· 

Trachten des 16. Jahrhunderts Bd 7 Teil 2

Nikolaus Stahlburg mit seiner Ehefrau Margaretha
Nikolaus Stahlburg mit seiner Ehefrau Margaretha

Nikolaus Stahlburg mit seiner Ehefrau Margaretha nach ihren beiden lebensgroßen Bildnissen in dem Städelschen Institut zu Frankfurt a. M. Diese jetzt ausgestorbene Patrizierfamilie Stahlburg gehörte zu den alten Geschlechtern der Stadt Frankfurt und hatte ihr Stammhaus auf dem großen Kornmarkt, wo gegenwärtig die deutsch-reformierte Kirche steht. Diese beiden Bildnisse befinden sich auf zwei schmalen, hohen Holztafeln, oben mit einem baldachinartigen Abschluss aus vergoldetem Schnitzwerk. Wie kaum zu zweifeln, bildeten diese beiden Gemälde die Flügeltüren zu einem größeren Bild. Auf dem Rahmen des männlichen Bildnisses steht oben: „dusent fünf hundert und fier jar,“ unten: „Clas stalburgk, also was ich gestalt, do ich 35 jar was alt.“ Auf jenem der Frau: „dusent fünf hundert und fier jar;“ „margret stalburgery – was ich gestalt, do ich 20 jar was alt.“ Die beiden Figuren erscheinen mit dem Rosenkranz in feiertäglicher Tracht. Obwohl hier zunächst nur von Frankfurt die Rede ist, so darf doch diese Kleidung im Allgemeinen als Patriziertracht der deutschen Reichsstädte bezeichnet werden.


 Kaiserin Bianca Maria Sforza
Kaiserin Blanka Maria, nach einem Ölgemälde von Hans Holbein

Kaiserin Blanka Maria, nach einem Ölgemälde von Hans Holbein, welches sich im Besitz des Graveurs Joseph Seitz zu München befand. Das Gegenstück dieses Gemäldes stellt ihren Gemahl, Kaiser Maximilian I., ganz in derselben Weise dar, wie man ihn in der Boisseréeschen Sammlung, angeblich von Jakob Walch, erblickt. Blanka Maria, die Tochter Gabazzo Maria Sforza's von Mailand, vermählte sich im Jahr 1494 mit Maximilian I. und starb 1511.

 

Dieses Bildnis zeigt in einem Drittel der Lebensgröße und in bis ins Kleinste gehender Vollendung die Kaiserin im reichsten Schmuck. In der Stickerei einer breiten Borte, welche waagerecht über die Brust läuft, trägt sie die Zeichen des Ordens des Goldenen Vlieses auf Goldgrund: die in blauem und grünem Schiller wechselnden Feuerstahl, die roten Steine und zinnoberroten Funken, dazwischen links ein grünes, rechts ein goldenes Andreaskreuz, welches sich auf den Heiligen Andreas, den Schutzpatron von Burgund bezieht; die Buchstaben M und B in der Mitte bedeuten wohl Maximilian und Blanka.

 

Über dem unteren Saum dieser Borte, welcher aus einer goldgrün gewundenen Schnur besteht, zeigen sich auf beiden Seiten Spitzen von Pfauenfedern, ein Zeichen der Hoheit. Der obere Saum besteht aus grünen und goldenen Plättchen, der Teil unter dieser Borte bis zum Leib herab ist von hochrotem Samt, mit einem goldenen Netz überzogen, an welchem Goldplättchen hängen. Das Kleid ist von Goldstoff, darauf befindet sich, nur aus schwarzen Linien bestehend, der einköpfige deutsche Reichsadler und mehrere Ornamente. Die dreifachen Fassungen des Kleides sind von hochrotem Samt; über den faltenreichen Auspuffungen an Achsel und Ellenbogen wird das Kleid durch rote Samtbänder zusammengehalten; auf den Oberarmen ist durch Schlitze ein Stern gebildet, welche rot gefasst, weiß unterlegt und mit Goldschnüren zusammengehalten sind.

 

Der Halsschmuck besteht aus einer goldenen Kette mit Rubinen, Smaragden und Perlen; an diesen hängt ein goldenes Kleinod mit großem Rubin und einer Perle, aus einem schwarzen Schnürchen, einer kleineren und einer größeren Goldkette mit eckigen Gliedern, einer Schnur mit Perlen, die größeren von Gold, die kleineren von Korallen, einer breiten Goldkette mit gewundenen Gliedern und zwei schwarzen Schnüren mit Perlen. Die Handschuhe sind von hellbraunem Leder. Das Häubchen von hochrotem Sam mit goldenem Netz übersponnen, an welchem Goldplättchen hängen, die Schlitze des Baretts von hochrotem Samt sind weiß unterlegt und mit Goldschnüren zusammengebunden; vom Barett herab hängt ein Kleinod aus Gold mit Brillanten und einer Perle.


Trachten aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
Trachten aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
Trachten aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
Trachten aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts

Trachten aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts nach Figuren jener höchst reichhaltigen Pergamentmalerei aus dem kgl. Kupferstichkabinett zu Berlin, welche wir schon bei Tafel 385, 388 und 401 teilweise beschrieben haben.

 

Dieses Gemälde befand sich an dem ursprünglichen Ort seiner Bestimmung in dem Rathaus zu Augsburg, Schwarzens Vaterstadt, wurde vom hohen Rat daselbst verkauft und die dabei befindliche Beschreibung in einer beglaubigten Abschrift vom 24. August 1841 mitgegeben. Es enthält Darstellungen der Schwarz'schen Familie und vieler zu dieser Zeit lebenden Augsburger Patrizier, wie Männer und Frauen aller Stände, wobei der Schalksnarr und das gemeine Volk, „Föfel Volk“ nicht vergessen ist, dann ferner als Gegensatz Personen der Vorzeit. Die Gruppen, welche wir aus diesem Bild auf vorliegender Tafel geben, gehören dem Patriziertum und dem vornehmen Bürgerstand von Augsburg an. K ist Matthäus Schwarz selbst, I seine Frau. Schwarz trieb seine eigentümliche Liebhaberei, treue Bildnisse der Nachwelt zu überliefern so weit, dass er sich nach jedem neuen Kleid, welches er anschaffte, wieder malen ließ. Man findet von ihm noch aufschlussreiche Bilder ähnlicher Art aus der Bibliothek zu Wolfenbüttel und an anderen Orten.