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Waffen des 15. Jahrhunderts Teil 4

Einzelne Teile eines Harnisches, welcher aus einem Schloss am Rhein stammt.
Einzelne Teile eines Harnisches, welcher aus einem Schloss am Rhein stammt.

 

Einzelne Teile eines Harnisches, welcher aus einem Schloss am Rhein stammt und im Jahre 1840 in den Besitz des Verfassers gelangte.

 

Wir beabsichtigen durch diese Abbildung einige Abwechslungen der Rüstungen vorzuführen, welche damals im allgemeinen Gebrauch waren und wovon wir schon auf Tafel 352 und 353 ein Beispiel gaben.

 

A der Brustharnisch, nach dem technischen Ausdruck „einmal geschoben“, indem die Überlage des unteren Teils verschiebbar ist, was bei den Rüstungen späterer Zeit nicht mehr vorkommt, da stattdessen an den Armlöchern verschiebbare Teile eingesetzt wurden.

 

B der Rücken dieses Harnisches „dreimal geschoben“. Hier schieben sich die Schienen von oben nach unten übereinander, während bei der Brust das Gegenteil der Fall ist.

 

Der rechte Ärmel C hat das einfache Achselstück, während wir bei der Rüstung aus Tafel 352 ein größeres und reich ausgeschmücktes sehen. Die Ellenbogenkachel besteht aus einem muschelartigen Teil, welcher später und auch schon gleichzeitig mit mehreren Schienen in Verbindung gesetzt wurde, wie wir bei der Kniekachel an dem rechten Bein unter D sehen. Am Oberschenkel befindet sich ein zweiter Teil, welcher beim Umschnallen den Schenkel nur so weit umschloss, dass er den Teil noch frei ließ, welcher nötig war, um in dem Sattel den gehörigen Schluss zu haben, während der Unterteil durch Vorder- und Rückschienen das ganze Bein umschloss. Bei dieser Rüstung, welche den ganzen Körper mit Eisen umgab, war ursprünglich die Fußbekleidung mit langem Schnabel aus Leder, was man ebenso oft antrifft, als die vollständige Fußbekleidung aus Eisen.


Ritterliche Tracht aus dem 15. Jahrhundert.
Ritterliche Tracht aus dem 15. Jahrhundert.
Aus Eisen getriebenen Helm (Salade) mit halbem Visier.
Aus Eisen getriebenen Helm (Salade) mit halbem Visier.
Sporen, feuervergoldet.
Sporen, feuervergoldet.
Ein Sporn aus Eisen aus derselben Periode, im Bayerischen Nationalmuseum aufbewahrt.
Ein Sporn aus Eisen aus derselben Periode, im Bayerischen Nationalmuseum aufbewahrt.

 

A nach dem Grabmonument des Johann von Erbach, (gest. 1448), in der Kirche zu Michelstadt, B nach jenem des Georg von Erbach (gest. 1481), ebendaselbst. Wir geben hier nur den oberen Teil der Reiterstatue, weil wir aus den anderen Bestandteilen dieses Grabsteines für unseren Zweck nichts Neues mehr entnehmen können. Die Grabsteine dieser beiden Ritter sind so zusammengefügt, dass sie ein Monument und zugleich die Verkleidung eines Pfeilers in der Kirche bilden. Nach dem Tod Georgs wurde dieses Monument für diese beiden Erbach gesetzt, weshalb Johann von Erbach wenigstens 33 Jahre nach seinem Ableben hier dargestellt wurde und ist daher auch nicht zu verkennen, dass die Rüstung, in welcher er hier erscheint, aus der zweiten und nicht aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammt, ein Beweis, wie sehr es darauf ankommt, dass man sich bei Forschungen im Fach des Kostüms und der Kunstform nur an gleichzeitige Monumente halten muss, was wir auch durchaus als Grundlage unseres Werkes gewählt haben.

 

Wir geben daher diese beiden Rüstungen, welche in der Periode von 1460 bis 1500 getragen wurden, um an ihnen einige Abwechslungen in den einzelnen Formen nachzuweisen, während wir die Hauptsache derselben bereits vor Augen geführt haben.

 

Aus demselben Grund erscheinen hier die Umrisse D und E nach Federzeichnungen vom Ende des 15. Jahrhunderts, im Besitz des Verfassers, und C den aus Eisen getriebenen Helm (Salade) mit halbem Visier aus derselben Periode, welche Professor Bär zu Dresden in Original besaß. Besonders bemerkenswert ist an diesem Helm, dass er noch ursprünglich mit Ölfarben bemalt ist. Diese Malerei besteht aus einer Art Flammen, welche über den Kopf laufen und aus verschiedenen heraldischen Bildern, die den Rand umgeben.

 

Von den durch Alter sehr abgestandenen Farben ist gelb und rot besonders zu erkennen. Ähnliche Bemalungen kamen damals häufig an Harnischen vor; auch waren ebenso oft einzelne Teile derselben mit farbigen Stoffen überzogen. Die Größe dieses Helms gibt der beigefügte Maßstab an.

 

F der rechte Sporn eines Paares, welcher sich bei einem Antiquar in Konstanz befand, als wir denselben zeichneten. Derselbe ist aus Kupfer mit eingeschlagenen Ornamenten, in Feuer vergoldet.

 

G ein Sporn aus Eisen aus derselben Periode, im Bayerischen Nationalmuseum aufbewahrt. Diese Art Sporn hatten noch bis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts den sehr langen Hals, in dem der Ritter hoch in dem Sattel saß und die Satteldecke lang herabhing. Diese beiden Exemplare zeigen die vorherrschende Form der Sporne des 15. Jahrhunderts, im Gegensatz zu jenen der früheren Periode.



Waffen des 15. Jahrhunderts Teil 1

Waffen des 15. Jahrhunderts Teil 2

Waffen des 15. Jahrhunderts Teil 3